KTM-Vorstand Stefan Pierer präsentierte am Dienstagnachmittag in Mattighofen das Großaufgebot seines Unternehmens in der Motorrad-WM. Neun Motorräder werden 2019 in den drei Klassen unter der Flagge von Red-Bull-KTM an den Start gehen. Stolz bezeichnete der Österreicher das Aufgebot als "KTM-Familie".

Nach der Präsentation konnte sich Pierer im Gespräch mit Journalisten einen Seitenhieb gegen Lieblingsgegner Honda nicht verkneifen: "Wenn ich KTM-Familie sage, dann ist das wörtlich zu nehmen. In guten wie in schlechten Zeiten. Da unterscheiden wir uns auch von den Japanern. Sie müssen sich vorstellen: Honda entlässt einen Pedrosa nach so vielen Jahren von heute auf morgen. So engstirnig muss man erst einmal sein."

Wie konnte Honda Pedrosa ziehen lassen?

Pedrosa und Honda trennten sich im Vorjahr nach 18 gemeinsamen Jahren und 295 gemeinsamen Rennen in der Motorrad-WM. Eine Entscheidung, die Pierer aus wirtschaftlicher Sicht nicht nachvollziehen kann: "Das ist ein Held. Selbst wenn man ihn nur noch zu Messen schicken würde, aber er ist der Botschafter schlechthin." KTM nutzte die Trennung zwischen Pedrosa und Honda und sicherte sich die Dienste des 54-fachen GP-Siegers als Testfahrer.

"Warum kommt er zu uns?", fragte Pierer in die Runde. "Weil er jahrelang mit Mike Leitner zusammen gearbeitet hat und rasch gesehen hat, wie das bei uns funktioniert und wie die Leute bei uns zusammenhalten. Was andere versuchen, mit Geld zu regeln, das versuchen wir über diesen familiären Ansatz. Viele unserer ehemaligen Rennfahrer sind längst in Management-Jobs aufgestiegen. Da braucht man sich etwa nur Pit Beirer anzusehen."

Der heutige Motorsportchef wechselte in der Saison 2003 in der Motocross-WM von Honda zu KTM, verletzte sich aber schon nach wenigen Monaten schwer und sitzt seither im Rollstuhl. Heute leitet er eine der größten und erfolgreichsten Rennsport-Abteilungen der Welt. Alleine in der Motorrad-WM investiert KTM in sein 180 Mann starkes Team rund 40 Millionen Euro pro Jahr, wie Vorstand Pierer am Dienstag erklärte.

"Honda zu schlagen ist das Höchste"

Dass mit Honda eine besondere Rivalität besteht, daraus machte der KTM-Chef keinen Hehl: "Unsere Benchmark im Rennsport ist immer Honda. Honda zu schlagen ist das Höchste und das ist mir wichtig", so Pierer auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Die Genugtuung dürfte daher groß sein, ein Aushängeschild wie Pedrosa abgeworben zu haben. "Mike Leitner (Teamchef) kam von dort und daher war es fast schon logische Konsequenz, dass auch Pedrosa zu uns kommt, da er so viele Jahre mit Mike zusammengearbeitet hat."

Leitner selbst ist von seinem langjährigen Weggefährten überzeugt: "Dani ist ein Traum als Testfahrer. Wenn jemand (aufgrund seiner Körpergröße) so außerhalb der Norm ist, muss er ein noch besseres Setup finden, um so schnell zu fahren. Das sehe ich nur positiv", sagte der Österreicher.

Vorerst muss KTM auf die Dienste von Pedrosa aber noch verzichten. Die unzähligen Schlüsselbeinverletzungen des Katalanen machten eine außergewöhnliche Operation mit Stammzellen im Januar unumgänglich. Pedrosa wird daher rund drei Monate nicht zur Verfügung stehen. Sein Knowhow aus dem Weltmeisterteam von Honda steht KTM aber auch ohne Streckeneinsätze zur Verfügung. Sehr zur Freude der orangen Rennfraktion aus Mattighofen.