Die Vision von MotoGP-Promoter Dorna ist klar. Ein Übergewicht einer Marke im Starterfeld der Königsklasse soll es in Zukunft nicht mehr geben. Aktuell stellt ja etwa Ducati mit acht Motorrädern mehr als ein Drittel des Grids. Zu diesem Zweck ließ die Dorna alle sechs derzeit engagierten Hersteller - Honda, Yamaha, Ducati, Suzuki, Aprilia und KTM - einen Vertrag unterschreiben, in dem sie sich verpflichten, im Fall von konkretem Interesse eines Satelliten-Teams Maschinen an dieses zu liefern. So soll es in Zukunft pro Marke je einen Werks- und einen Kundenrennstall mit je zwei Motorrädern geben, was die Wunschgröße von 24 Startern im MotoGP-Grid ergeben würde.

Der Plan der Dorna könnte bereits in der kommenden Saison Realität werden. Motorsport-Magazin.com zeigt, wie sich das Starterfeld 2017 verändern könnte:

Yamaha

Tech3 kann sich der Unterstützung durch Yamaha auch 2018 sicher sein, Foto: Lekl
Tech3 kann sich der Unterstützung durch Yamaha auch 2018 sicher sein, Foto: Lekl

Hier ist alles klar für die kommende Saison. Neben dem Movistar-Werksteam wird man bei Yamaha 2018 definitiv auch mit dem aktuell einzigen Kunden-Rennstall von Tech3 weitermachen. Die Zusammenarbeit zwischen dem japanischen Hersteller und dem Team von Herve Poncharal geht zurück bis ins Jahr 1999, als Tech3 noch ausschließlich in der 250ccm-Klasse engagiert war. Seit dem MotoGP-Einstieg des Teams 2001 setzt man auch hier auf Material von Yamaha, woran sich im nächsten Jahr nichts ändern wird.

Honda

Marc VDS steht bei Honda in der Pole Position, Foto: Marc VDS
Marc VDS steht bei Honda in der Pole Position, Foto: Marc VDS

Im Gegensatz zu Erzrivale Yamaha verfügt Honda mit LCR und Marc VDS aktuell über zwei Kundenteams, wobei LCR als derzeit einziger Rennstall in der Königsklasse nur ein Motorrad einsetzt. Zwar will Lucio Cecchinello sein Team 2018 wieder auf zwei Piloten vergrößern, in der Pole Position um den Platz als Satelliten-Rennstall bei Honda dürfte sich aber dennoch Marc VDS befinden. Das Team des belgischen Bier-Milliardärs Marc van der Straten ist finanziell ausgezeichnet abgesichert, außerdem hat man mit Jack Miller einen Fahrer mit direktem Vertrag bei Honda in seinen Reihen.

Ducati

Pramac und Ducati sind seit mehr als einem Jahrzehnt Partner, Foto: Lekl
Pramac und Ducati sind seit mehr als einem Jahrzehnt Partner, Foto: Lekl

In den vergangenen Jahren hat sich Ducati zur Großmacht im MotoGP-Starterfeld gemausert. Bis zur Saison 2013 waren lediglich das Werksteam und Pramac auf Maschinen aus Borgo Panigale unterwegs, 2014 beziehungsweise 2016 wechselten aber auch die spanischen Rennställe Avintia und Aspar zu Ducati. Bei einer mehr oder weniger freiwilligen Reduzierung auf ein Satelliten-Team - das Ducati-Management unterstrich mehrfach den Wert des Kundensports in Bezug auf die Weiterentwicklung seiner Motorräder - wären es wohl zuerst wieder Avintia und Aspar, von denen man sich bei Ducati trennen würde. Pramac, seit 2005 Partner der Italiener, würde also als einziges Kundenteam übrig bleiben.

Suzuki

Wechselt Avintia von Ducati zu Suzuki?, Foto: Avintia Racing
Wechselt Avintia von Ducati zu Suzuki?, Foto: Avintia Racing

Von den Marken, die bislang noch keine Maschinen an Privatteams weitergeben, befindet sich Suzuki derzeit wohl in der besten Position. Im Vorjahr schaffte man den Anschluss an Honda, Yamaha oder Ducati, die GSX-RR sollte also kein Ladenhüter mehr sein. "Ein Kundenteam zu haben, ist ein Ziel von uns, auch wenn es für uns nicht einfach wird, weil wir ein kleiner Hersteller sind und das für uns eine neue Erfahrung ist", erklärte Teamchef Davide Brivio im November bei den Valencia-Tests. "Dennoch hoffen, dass wir 2017 mit der Arbeit an diesem Projekt beginnen können und für 2018 bereit sind." Suzuki soll bereits bei Pramac im Hinblick auf eine Zusammenarbeit angefragt haben, dort lehnte man mit Verweis auf die Ducati-Partnerschaft aber dankend ab. Als heißester Anwärter gilt nun Avintia, dass im Fall eines Deals der Roten mit Pramac ja Abschied von Ducati nehmen müsste.

Aprilia

Cal Crutchlow auf LCR - 2018 mit Aprilia-Power?, Foto: LCR
Cal Crutchlow auf LCR - 2018 mit Aprilia-Power?, Foto: LCR

In den ersten beiden Jahren nach dem MotoGP-Wiedereinstieg war man bei Aprilia vollends damit beschäftigt, die RS-GP zu einem halbwegs konkurrenzfähigen Motorrad zu machen. Für ein etwaiges Kundenteam wäre da keine Zeit gewesen. Für die Saison 2017 scheint man aber deutliche Fortschritte gemacht zu haben, weshalb man sich einem möglichen Satelliten-Rennstall nicht mehr verwehrt. "Wir hätten gerne ein zweites Team, 2018 wären wir bereit", stellte Aprilias-Rennchef Romano Albesiano gegenüber der 'Gazzetta Dello Sport' klar. "Ein Satelliten-Team wäre für uns sicher ein Vorteil: Wirtschaftlich, technisch und sportlich." Wahrscheinlichster Kandidat wäre wohl LCR, dass Honda wohl verlassen muss.

KTM

Aspar könnte das erste KTM-Kundenteam der MotoGP-Geschichte werden, Foto: Aspar Team
Aspar könnte das erste KTM-Kundenteam der MotoGP-Geschichte werden, Foto: Aspar Team

Ähnlich wie zuvor bei Suzuki oder Aprilia ist man bei den Neueinsteigern von KTM vorerst einmal darauf konzentriert, dem MotoGP-Prototypen die Kinderkrankheiten auszutreiben, bevor man ihn an andere Teams weitergibt. "Unser Fokus liegt im ersten Jahr auf dem Werksteam", hielt KTM-Geschäftsführer Stefan Pierer bei der Präsentation der RC16 im Februar fest. "Wir haben aber bereits zugestimmt, im zweiten Jahr einen privaten Rennstall mit Motorrädern auszurüsten." Für KTM würde dann wohl das Aspar-Team von Jorge Martinez bleiben. Interessant: Als man bei KTM vor längerer Zeit überlegte, den MotoGP-Einstieg über ein Einsatzteam durchzuführen - Aprilia hatte es mit Gresini ja vorgemacht - war immer wieder der Name Aspar zu hören.