Marc Marquez ist 2018 auf dem besten Weg zu seinem fünften MotoGP-Weltmeistertitel. Bei nur noch sieben ausstehenden Rennen hat er 59 Punkte Vorsprung auf seinen ersten Verfolger Valentino Rossi, die erneute Titelverteidigung scheint damit nur noch Formsache. Dann hätten nur noch zwei Piloten mehr Weltmeisterschaften in der Königsklasse gewonnen als Marquez: Rossi mit sieben Titeln und Giacomo Agostini mit acht. Mit klassenübergreifend sieben Titeln würde er in dieser Rangliste auf Rang sechs vorrücken, überboten nur noch von Rossi, Carlo Ubbiali, Mike Hailwood (je 9), Angel Nieto (13) und Agostini (15) - im Alter von 25 Jahren!

Spekulationen, wonach Marquez zum Ende seines Honda-Vertrags 2020 an einem Punkt angekommen sein könnte, an dem er eine neue Herausforderung sucht, sind daher allgegenwärtig. Als mögliche Option wird dabei immer wieder KTM gesehen. Aktuell erst im zweiten MotoGP-Jahr, könnten die Österreicher bis 2020 den Anschluss an die Spitzengruppe schaffen. Marquez hat historisch gute Verbindungen zu KTM, feierte dort 2008 sein WM-Debüt in der 125ccm-Klasse. Außerdem ist Marquez' Privatsponsor Red Bull auch namensgebender Sponsor des KTM-Werksteams.

Die Möglichkeit, als erster Fahrer einen Titel in der Königsklasse auf KTM zu holen - bisher gab es nur Weltmeister auf Yamaha, Honda, Ducati, Suzuki, MV Agusta, Gilera, Norton und A.J.S. - dürfte auf Marquez zweifelsohne einen großen Reiz ausüben. "Ich kann mir vorstellen, dass er irgendwann so viel gewonnen hat, dass er sagt, er braucht eine neue Herausforderung. Das sieht man bei Spitzensportlern ja immer wieder", glaubt auch KTM-Chef Stefan Pierer.

KTM-Chef Pierer lobt Marc Marquez in höchsten Tönen

Pierer zeigt sich voll des Lobes für den amtierenden MotoGP-Champion: "Wir haben in unserem Sport mit Marc Marquez einen ganz außergewöhnlichen Fahrer. Den könnte man auch auf einen Leiterwagen setzen. Er ist ein herausragendes Talent, ein Gott. Das sieht man ja auch." Dennoch hält er eine Verpflichtung von Marquez für wenig sinnvoll. "Es gibt ein Problem, wenn du so einen Spitzenfahrer einkaufst: Gewinnt er, ist es seine Leistung. Verliert er, bist du schuld. Das ist einfach so. Und dann hast du auch noch viel bezahlt für ihn."

Marc Marquez ist der erfolgreichste MotoGP-Pilot der letzten Jahre, Foto: gp-photo.de/Ronny Lekl
Marc Marquez ist der erfolgreichste MotoGP-Pilot der letzten Jahre, Foto: gp-photo.de/Ronny Lekl

Es herrscht die Meinung vor, dass Geldsorgen bei KTM kein Thema wären, darf man sich doch über umfangreiche finanzielle Unterstützung von Energy-Drink-Gigant Red Bull freuen. Doch Pierer hält fest, dass man auch bei KTM nicht unbegrenzt Geld ausgeben kann: "Das Budget muss überschaubar bleiben. Wir brauchen Geld zur Weiterentwicklung und nicht um Fahrer zu verpflichten."

KTM: Eigene Talente vor großen Namen

Stattdessen will KTM weiter an seinem eingeschlagenen Weg festhalten. Als einziger Hersteller bietet man jungen Piloten die Möglichkeit aus den Nachwuchsklassen über alle Stufen bis in die MotoGP vorzustoßen. Vom Red Bull Rookies Cup, der ausschließlich auf KTM-Maschinen fährt, über die Moto2 und Moto3 bis zur Königsklasse ist man in allen Klassem vertreten.

"Wir gehen zusammen mit Red Bull diesen Weg, wo wir Fahrer von ganz unten hochbegleiten. Es dauert vielleicht länger, aber die Fahrer kommen", ist Pierer überzeugt. Mit Miguel Oliveira hat er dafür 2019 einen ersten Beweis. 2008 fuhr er im Red Bull Rookies Cup, 2015 wurde er auf KTM Moto3-Vizeweltmeister, in diesem Jahr kämpft er in der Moto2 für die Österreicher um den Titelgewinn, 2019 wird er im neuen KTM-Kundenteam Tech 3 sein MotoGP-Debüt geben.

Marc Marquez spricht Honda die Treue aus

Schon bevor Marquez für 2019 und 2020 bei Honda verlängert hatte, gab es erste Gerüchte über einen Wechsel des MotoGP-Superstars. Damals sprach er seinem Arbeitgeber gegenüber 'Marca' aber die Treue aus: "Ich fühle mich bei Honda sehr geschätzt und wenn man dieses Gefühl beim größten Motorradhersteller der Welt hat, ist das für einen Fahrer etwas ganz Besonderes. Das hätte ich in dieser Form nie erwartet. Ich fühle mich hier also sehr wohl."

Marc Marquez genießt bei Honda höchste Wertschätzung, Foto: Repsol
Marc Marquez genießt bei Honda höchste Wertschätzung, Foto: Repsol

Ein grundlegendes 'Nein' zu einem zukünftigen Wechsel wollte Marquez aber nicht aussprechen und verriet, welche Parameter dafür stimmen müssten: "Für mich geht es darum, das Projekt zu finden, das mich am meisten motiviert und mit dem ich Chancen habe, zu siegen. Wenn das nicht möglich ist, kommt es für mich nicht in Frage. Mit dieser Einstellung kann ich nicht zu einem Hersteller wechseln, bei dem ich nicht weiß, ob das der Fall ist. Bei Honda kann ich mir sicher sein, dass wir jedes Jahr auf einem sehr hohen Niveau sind, auch wenn wir vielleicht nicht immer das beste Motorrad haben."

Diese Gegebenheiten sah Marquez damals bei KTM - noch - nicht. "KTM hat sicherlich großes Potenzial, aber im Moment ist das Motorrad noch nicht siegfähig. Es ist jedoch klar, dass sie nicht in der MotoGP sind, um einfach nur mitzufahren. Jeder hier will gewinnen und KTM verwendet eine Menge Geld, um das zu schaffen. Im Moment ist für mich aber Honda der Hersteller, mit dem ich siegen will", stellte er klar.