Cal Crutchlow avancierte beim MotoGP-Rennen in Le Mans zu einem der großen Helden. Am Samstag im Qualifying per Highsider von seiner Honda abgeworfen, hatte er die Nacht im Krankenhaus verbracht. Wenige Stunden nach seiner durchgeboxten Entlassung saß er wieder auf seinem Motorrad - und musste sich letztlich im Frankreich-GP nur sieben Fahrern geschlagen geben.

Eine Leistung, die allen im Paddock Respekt abrang. Crutchlow selbst ärgerte sich allerdings in erster Linie über sein Missgeschick vom Samstag und die dadurch verpasste Chance: "Wäre ich gestern nicht gestürzt, hätte ich es heute auf das Podest schaffen können. Ich hatte am Freitag eine bessere Pace als Petrucci - und der wurde heute Zweiter."

Zum ersten Mal sprach Crutchlow am Sonntagnachmittag auch über seinen Highisider aus dem Qualifying und gestand, dass dieser alleine seine Schuld war: "Es war mein Fehler. Ich habe sofort das Heck verloren, dann zwar das Gas zugemacht, aber da kam das Hinterrad schon. Der Crash ist also gar nicht direkt am Gas passiert."

Aufprall ohne Airbag

Ein heftiger Aufprall folgte, der sich bei Crutchlow in verschärfter Form bemerkbar machte, da er ohne Airbag auf den Asphalt prallte. Denn dieser hatte bereits im 4. Training bei einem Sturz ausgelöst und Crutchlow hatte seine Lederkombi in der kurzen Zeit zwischen FP4 und Q1 nicht mehr gewechselt. "Auch das war mein Fehler", gestand er.

So kam es, wie es kommen musste und der Brite schlug nahezu ungeschützt rücklings auf der Strecke auf. "Im ersten Moment konnte ich gar nicht atmen. Ich bin auch davon ausgegangen, dass meine Hüfte gebrochen war, so sehr hat mein kompletter Bauchbereich geschmerzt." Dass die Rennleitung nicht sofort die Roten Flaggen schwenkte, sondern erst einige Augenblicke später, ärgerte Crutchlow noch am Sonntag.

"Rot wurde erst nach der karierten Flagge geschwenkt, glaube ich", so der Brite. "Ich lag dort am Streckenrand und Motorräder sind knapp an meinem Kopf vorbeigeschossen. Auch die Marshals, die mir zur Hilfe geeilt sind, waren in dem Moment in Gefahr."

Blut in der Lunge

Der große Schreck kam aber erst im Medical Center. Zwar gab es bei der mutmaßlich gebrochenen Hüfte Entwarnung, dafür wurde Blut in Crutchlows Lunge festgestellt. Daher wurde er sofort in ein Krankenhaus in Le Mans überstellt, dass ihn über Nacht in Obhut nahm und dessen Ärzte ihn am Sonntag eigentlich nicht starten lassen wollten.

Doch Crutchlow und Teamchef Lucio Cecchinello boxten seine Entlassung durch. Wie genau ihnen das gelang? "Das kann ich euch leider nicht genau verraten", erklärte Crutchlow am Sonntag. Der Brite schaffte es jedenfalls rechtzeitig zum medizinischen Check durch die MotoGP-Ärzte an die Strecke, stand im Warmup wieder an seiner Box und nahm am Rennen teil.

Dort kam er erst nach einiger Zeit so richtig auf Touren. "Ich bin in den ersten 15 Runden einfach nur mitgefahren, denn ich wollte in jedem Fall einen Sturz verhindern. Wäre ich heute noch einmal gecrasht, dann hätte ich richtig Schwierigkeiten bekommen", ist sich Crutchlow sicher. "Erst in den letzten zehn Runden kam das Gefühl wieder", erklärte er. Dort schnappte er sich noch Alex Rins und Aleix Espargaro und brachte letztlich Rang acht ins Ziel. In die Schlagzeilen schaffte er es mit dieser Leistung allemal.