Als KTM seinen MotoGP-Einstieg zur Saison 2018 bekanntgab, wurde das Projekt von vielen Seiten durchaus belächelt. Die Zweifel an der Konkurrenzfähigkeit des österreichischen Herstellers wuchs zusätzlich, als man erklärte, auf einen Stahlrahmen und Dämpfungselemente des hauseigenen Unternehmens WP Suspension zu setzen. Schon im ersten Jahr strafte KTM aber alle Kritiker Lügen, überflügelte im Laufe der Saison sogar die Konkurrenz von Aprilia und war Ende 2017 mitten in der Königsklasse angekommen.

Gelacht wird dementsprechend nirgends mehr über KTM. Und es sieht ganz so aus, als könnte KTM sein Entwicklungstempo aus dem Jahr 2017 voll in die Saison 2018 mitnehmen. Denn kein anderer Hersteller konnte sich bei den Wintertestfahrten im Vergleich zum Vorjahr derart stark verbessern wie die Truppe in Orange.

KTM 2018 um eine Sekunde schneller

In Katar knabberte man 1,172 Sekunden von der Rundenzeit aus 2017 weg, in Sepang 1,076 und auf dem kurzen Circuit Ricardo Tormo Circuit von Valencia immerhin 0,687 Sekunden. Das entspricht einer durchschnittlichen Verbesserung von 0,978 Sekunden. Die Konkurrenz im Vergleich: Ducati legte im Schnitt um 0,234 Sekunden zu, Honda um 0,216, Suzuki um 0,175, Aprilia um 0,1 und Yamaha gar nur um 0,033. Honda war der einzige Hersteller neben KTM, der seine schnellste Rundenzeit auf allen drei Strecken verbessern konnte. Natürlich war es aus KTMs Position am Ende des Feldes leichter, einige Zehntelsekunden zu gewinnen - die gemachten Fortschritte sind dennoch beeindruckend.

Pol Espargaro musste sich bei den Wintertests mit einer Verletzung herumschlagen, Foto: KTM
Pol Espargaro musste sich bei den Wintertests mit einer Verletzung herumschlagen, Foto: KTM

Die absoluten Rückstände des besten KTM-Piloten auf die jeweilige Bestzeit in Katar, Sepang und Valencia betrugen 1,460, 1,432 und 1,067 Sekunden im Vergleich zu 2,021, 1,970 und 1,878 Sekunden vor der Saison 2017. "Unser nächstes Ziel ist es, die Rückstände konstant unter einer Sekunde zu halten", gab Bradley Smith nach dem Katar-Test direkt die weitere Marschrichtung vor.

KTM-Teamchef Leitner lobt Fortschritt

Teamchef Mike Leitner zeigt sich mit dem über die Winterpause gemachten Fortschritt hochzufrieden: "Wenn wir unser Motorrad jetzt mit dem aus Valencia 2017 vergleichen, haben wir schon viel verbessert. Vor allem am Chassis, aber auch der Motor ist besser. Es ist also auf jeden Fall ein schnelleres Motorrad als im Vorjahr." Zu große Euphorie will Leitner aber nicht ausbrechen lassen. "Die Konkurrenz ist unglaublich stark. Es ist wird sicher eine harte Saison für uns, denn das zweite Jahr ist oft noch schwieriger als das erste", glaubt er.

Ein Grund zur Sorge bei KTM ist aktuell auf jeden Fall Pol Espargaro. Er stürzte am zweiten Tag in Sepang schwer, musste sich in der Folge einer Operation unterziehen, verpasste den Thailand-Test komplett und war auch in Katar aufgrund fehlender Kraft zu einem Tag Pause gezwungen. Somit kam Espargaro nur auf 892 Testkilometer in diesem Jahr - die wenigsten von allen 24 Piloten. Spitzenreiter Marc Marquez spulte 3291 Kilometer ab.

Wo KTM tatsächlich steht, erfahren wir am 18. März, wenn die MotoGP offiziell in ihre Saison 2018 startet.