Jorge Lorenzo schien in Misano auf dem Weg zu seinem ersten Sieg mit Ducati zu sein. Der nicht unbedingt als Regengott geltende Spanier setzte sich bereits am Start in Führung und fuhr in den folgenden Runden kontinuierlich eine Lücke auf die Verfolger heraus. Bereits knapp vier Sekunden lag Lorenzo vor seinen Verfolgern, als er in der siebten Runde stürzte. Beim Anbremsen zu Kurve sechs rutschte er weg, statt Siegerehren gab es hängende Gesichter.

Wie Lorenzo danach zugab, war es ein eigener Patzer, der den Sturz verursachte. In jenem Moment sei er nicht voll konzentriert gewesen. "Ich versuche immer noch, die Ducati zu verstehen. Heute habe ich etwas an der Elektronik verstellt und habe dabei die Konzentration verloren, besonders in dieser Kurve. Ich habe eine zu schnelle Richtungsänderung gemacht und die Hinterradbremse nicht richtig genutzt. Dadurch bin ich dann gecrasht", erklärte Lorenzo seinen Abflug.

Die Bedienung der Elektronik an der Ducati ist dabei anders als noch bei Yamaha. Eine Umstellung, die Lorenzo immer noch lernen muss. "Es ist komplizierter, nicht so intuitiv. Man braucht mehr Zeit, um alle Möglichkeiten zu verstehen", erklärte Lorenzo die Problematik. Er wehrt sich jedoch gegen den Vorwurf der Leichtfertigkeit.

Lorenzo greift Kritik vor

"Es hat meinen Fokus etwas verändert, was aber nicht heißt, dass ich nicht fahren konnte", stellt er klar. "Es war nur etwas anders, etwas andere Richtungswechsel, andere Nutzung der Hinterradbremse. Ich dachte, das Heck verhält sich anders. Dann konnte ich es nicht glauben, als ich plötzlich in der Luft war. Aber im Regen kann so etwas passieren", rechtfertigt er sich.

Ob leichtfertig oder notwendig, klar ist: Statt zumindest seinen zweiten Podestplatz für Ducati einzufahren, musste Lorenzo den zweiten Ausfall in dieser Saison hinnehmen. In Argentinien schied er ebenfalls aus, seither kam er aber zehnmal in Folge ins Ziel. Lorenzo ist überzeugt, dass - wenn ihm das auch in Misano gelungen wäre - er ganz vorne gelandet wäre.

"In einem trockenen Rennen bin ich überzeugt, hätten wir an der ersten Gruppe dranbleiben können, besser jedenfalls als in Silverstone. Im Nassen wusste ich, dass ich stark bin", stellt er klar. "Ich habe mich im Warm Up gut gefühlt, unsere Modifikationen haben mir Vertrauen gebracht. Ich konnte dann die Lücke aufmachen. Aber ich glaube, dass dieser Mangel an Konzentration wegen der Elektronik den Crash verursacht hat", kommt er nochmals zur verhängnisvollen Szene zurück.