Der Misano World Circuit wird an diesem Wochenende nicht in ein Meer aus gelben Flaggen, Kappen und Shirts mit der Nummer 46 gehüllt werden. Am Kurs an der italienischen Adriaküste stürmen normalerweise die Massen das Gelände, um Altmeister Valentino Rossi zu sehen. In diesem Jahr sind Corona-bedingt nur 10.000 Fans pro Tag zugelassen. Misano zählt dennoch zu den Klassikern im MotoGP-Kalender. Motorsport-Magazin.com hat für euch alle Informationen und Fakten zum Grand Prix von San Marino.

Die Geschichte

Der Kurs in Misano wurde Ende der 1960er-Jahre geplant und im Jahr 1972 erstmals in Betrieb genommen. Die Strecke war damals nur 3,488 Kilometer lang und verfügte nur über eine knapp bemessene Boxenanlage. Dennoch gastierte die Motorrad-Weltmeisterschaft bereits 1980 dort und blieb der Strecke mit kleineren Unterbrechungen bis 1993 treu. In diesem Jahr stürzte der dreifache Weltmeister Wayne Rainey im Rennen von Misano, brach sich den sechsten Brustwirbel und ist seitdem querschnittsgelähmt.

Wayne Raineys Karriere endete in Misano, Foto: Milagro
Wayne Raineys Karriere endete in Misano, Foto: Milagro

Im selben Jahr wurde der Kurs umgebaut, auf 4060 Meter verlängert und die gesamte Infrastruktur verbessert, 1996 beziehungsweise 1997 wurden noch einmal die Boxengebäude überarbeitet. Die Motorrad-WM blieb Misano vorerst dennoch fern. Erst als in den Jahren 2006 und 2007 der nächste große Umbau folgte, konnte man die MotoGP wieder an die Adria zurücklocken. Die Fahrtrichtung wurde umgekehrt, wodurch die Auslaufzonen wesentlich großräumiger gestaltet werden konnten. Prompt kehrte die MotoGP 2007 nach Misano zurück. Seitdem wird hier in jedem Jahr der Grand Prix von San Marino ausgetragen. Am 5. September 2010 musste der Japaner Shoya Tomizawa beim Moto2-Rennen in Misano nach einem schweren Unfall sein Leben lassen.

Bis ins Jahr 2011 hieß die Strecke Misano World Circuit. Nach dem Tod von Marco Simoncelli wurde sie in Marco Simoncelli Circuit umbenannt und erhielt im Juni 2012 den bis jetzt verwendeten Namen Misano World Circuit "Marco Simoncelli".

Das Layout

Die Strecke in Misano ist seit dem letzten Umbau exakt 4226 Meter lang und zählt somit zu den kürzeren Kursen im Kalender der Motorrad-Weltmeisterschaft. Trotz der geringen Länge verfügt der Misano World Circuit "Marco Simoncelli" aber über 16 Kurven, von denen zehn nach rechts und nur sechs nach links führen. Bei so vielen Kurven bleibt nur wenig Platz für Geraden, die längste misst gerade einmal 565 Meter. Wenig verwunderlich ist daher, dass der San-Marino-GP in den letzten Jahren immer zu den langsamsten Rennen des Jahres gehörte.

Die Statistik

Das erste Rennen der MotoGP in Misano entschied 2007 Casey Stoner für sich. In den folgenden beiden Jahren übernahm Lokalmatador Valentino Rossi das Kommando und gewann zwei Mal, bevor Dani Pedrosa 2010 auf das höchste Treppchen steigen durfte. Dann war drei Mal in Folge Jorge Lorenzo an der Reihe, ehe 2016 wieder Pedrosa zuschlug. 2015, 2017 und 2019 konnte Marc Marquez gewinnen, 2018 Andrea Dovizioso. Im ersten Misano-Rennen 2020 krönte sich Franco Morbidelli zum ersten Mal in seiner Karriere zum MotoGP-Sieger.

2014 entschied Rossi ein Duell gegen Marquez für sich, Foto: Bridgestone
2014 entschied Rossi ein Duell gegen Marquez für sich, Foto: Bridgestone

MotoGP-Rekorde Misano

Im Kalender 1980, 82, 84-87, 89-91, 93 und seit 2007 (22 Rennen)

KategorieRekord und Fahrer
Rekordsieger: Jorge Lorenzo, Valentino Rossi und Marc Marquez (3)
Rundenrekord: 1:32.678 (Andrea Dovizioso 2018)
Quali-Rekord: 1:31.411 (Maverick Vinales 2020)
Top-Speed: 301,6 km/h (Francesco Bagnaia 2020)