Jonas Folger hat den ersten Trainingstag als MotoGP-Fahrer beim Heimspiel auf dem Sachsenring absolviert. Der Deutsche landete in der kombinierten Zeitenliste beider Trainings, aufgrund des Wetters deckungsgleich mit dem Ergebnis von FP1, knapp außerhalb der Top-10 auf dem elften Platz. Genau eine Zehntel fehlte ihm zu Scott Redding direkt vor ihm. Mit dem drohenden Regen für Samstag könnte Folger der Gang durch Q1 drohen, doch der Rookie bleibt ruhig. Es hat gute Gründe, warum es mit dem Sprung in die Top-10 nicht geklappt hat.

Folger: Verpasste Top-10 eng mit den Reifen verknüpft

Der verpasste Sprung in die Top-10 hängt demnach vor allem mit dem schwarzen Gold, den Reifen, zusammen. "Wir hatten Probleme mit der Front. Uns ist im Nachhinein aufgefallen, dass wir vorne mit viel zu viel Luftdruck gefahren sind. Deshalb ist oft das Vorderrad eingeklappt, was mich daran gehindert hat, zum Schluss schneller zu werden", analysierte Folger.

Zu viel Luftdruck ist im Motorrad- wie auch im Automobilsport tatsächlich nicht gerade förderlich bei der Jagd nach den entscheidenden Zehntel- und Hundertstelsekunden. Ist der Reifen zu aufgebläht sinkt einerseits die Auflagefläche auf der Straße, was gleichbedeutend mit weniger Haftung ist. Auf dem Motorrad verändert sich zudem das Gefühl für die Reifenflanken. Andererseits beeinflusst ein zu hoher Luftdruck auch das Aufwärmverhalten. Es dauert länger, um den Reifen in das richtige Temperaturfenster zu bringen.

Jonas Folger sieht noch lange nicht schwarz, Foto: Tech3
Jonas Folger sieht noch lange nicht schwarz, Foto: Tech3

Doch nicht nur deshalb begründet Folger seine Performance vor allem mit den Michelin-Reifen. Auch in Sachen Reifenmischung ging der Deutsche einen anderen Weg als die Konkurrenz: "Heute Morgen habe ich zwei Reifentypen ausprobiert, zunächst vorne Soft und hinten Medium. Beim letzten Run dann vorne Medium und hinten den neuen Reifen mit der veränderten Karkasse, auf dem jeder Fahrer fünf Runden absolvieren muss. Nicht jeder hat das gleich im FP1 gemacht."

Neuer Asphalt am Sachsenring beeindruckt Folger

Am Nachmittag sorgten dann zwei kurze, aber heftige Regenschauer dafür, dass sich kein Fahrer mehr steigern konnte. Dennoch war die Session von elementarer Bedeutung für das MotoGP-Feld. Der Sachsenring erhielt bekanntlich für dieses Jahr eine komplett neue Asphaltschicht, und so konnte man erste Daten der neuen Oberfläche im Nassen sammeln. Folger blieb danach die Spucke weg. "Im Nassen war ich erstaunt, wie viel Grip die Strecke hergibt", gab Folger zu Protokoll.

"Ich war ziemlich langsam am Anfang und habe da wohl das Gefühl von Assen mitgenommen, wo der Grip sehr schlecht war. Deshalb habe ich so lange gebraucht, bis ich das Limit gefunden oder den Grip benutzt habe. Ich weiß nicht, ob es an den Reifen oder der Strecke liegt, aber im Nassen hatte ich noch nie so viel Grip wie hier, unglaublich", so ein beeindruckter Folger.

Das Wetter mag ihm zwar einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Doch Folger weiß nun, dass er auch im Nassen ordentlich pushen kann. Für den Samstag verleiht ihm das viel Auftrieb: "Man weiß nie. Wenn es im Qualifying Regen gibt und ich wäre vorher noch nie hier im Regen gefahren, dann wäre ich bestimmt Letzter. Es war also gut zu sehen, wo das Limit ist im Nassen." Gut möglich, dass Folger dann ein Top-10-Ergebnis aus den ersten drei Freien Trainings gar nicht braucht, um im Qualifying zu brillieren.