Der Sachsenring litt in der jüngsten Vergangenheit schon an deutlichen Alterserscheinungen. Der in die Jahre gekommene Streckenbelag bot kaum noch Grip, hinzu kamen zahlreiche Bodenwellen in unangenehmen Bereichen wie etwa Anbremszonen. Kein Wunder, dass die MotoGP-Piloten ihrem Ärger für diese Zustände immer wieder deutlich Luft machten.

In Hohenstein-Ernstthal erkannte man schließlich nach dem Rennwochenende im Vorjahr die Zeichen der Zeit und entschloss sich für die überfällige Renovierung der Strecke. Der gesamte Belag auf den 3,671 Kilometern wurde von Grund auf erneuert. Mit der abgelieferten Arbeit ware das komplette MotoGP-Feld nach den ersten beiden Trainings am Freitag - von denen eines im Trockenen und eines auf nasser Fahrbahn stattfand - hoch zufrieden.

"Sie haben sehr gute Arbeit geleistet", lobte Valentino Rossi. "Die Situation mit den Bodenwellen ist jetzt viel besser und die Strecke hat viel mehr Grip." Teamkollege Maverick Vinales stimmte ihm zu: "Ohne die Wellen macht es richtig Spaß, hier zu fahren."

Erstaunlicher Grip im Nassen

Bei aller Freude über die ebene Fahrbahn und ihren guten Grip im Trockenen, war es vor allem die generierte Bodenhaftung im Nassen, die die Fahrer beeindruckte. "Ich konnte gar nicht glauben, wie viel Grip die Strecke im Regen hat. Das ist unglaublich", schmunzelte Jonas Folger. Ein Eindruck, den er sich mit KTM-Werkspilot Bradley Smith teilt: "Das schwierigste im Regen war, sich selbst davon zu überzeugen, wie hart man pushen, wie spät man bremsen und welche Schräglagen man fahren konnte."

Folger und Smith konnten ihr Glück kaum fassen, Foto: Tobias Linke
Folger und Smith konnten ihr Glück kaum fassen, Foto: Tobias Linke

Ein Blick in die Zeitenlisten bestätigt den Eindruck der Fahrer. Hector Barbera, der das nasse zweite Training anführte, war bei seiner schnellsten Runde im Regen nicht einmal sechs Sekunden langsamer als bei seinem besten Umlauf im Trockenen - ein beeindruckender Wert! Auch der Vergleich mit dem alten Streckenbelag macht sicher: Im Vorjahr lag die Bestzeit im Warm Up bei ähnlichen Verhältnissen mehr als fünf Sekunden über dem Wert aus dem diesjährigen FP2.

Aufatmen bei Michelin

Erfreulich für die MotoGP und vor allem Michelin ist auch die Tatsache, dass sich der neue, extrem griffige Asphalt nicht als Reifenmörder erwies. Da im Vorhinein am Sachsenring ja nicht getestet werden konnte, machten sich im Paddock bereits Befürchtungen breit, man könnte ein Desaster wie 2013 auf Phillip Island erleben, als sich die Bridgestone-Pneus nach wenigen Runden völlig auflösten. "Wir haben keine Probleme mit dem Reifenverschleiß", stellte Lokalmatador Jonas Folger zufrieden fest. Ähnliches hört man aus dem KTM-Lager von Bradley Smith: "Die Reifen funktionieren auf dem neuen Asphalt konstant gut."

Der Deutschland-GP 2017 sollte also endlich ohne Negativschlagzeilen auskommen.