Sieben Jahre Valentino Rossi vs. Jorge Lorenzo im Yamaha-Werksteam gehen am Sonntag nach dem Valencia-GP zu Ende. Sieben Jahre, in denen hart gefahren und scharf geschossen wurde. Ohne Rücksicht auf die andere Seite der Garage. Nun steht Lorenzos Abgang zu Ducati unmittelbar bevor. Die sieben gemeinsamen Jahre sind natürlich an Beiden nicht spurlos vorbeigegangen. Im Laufe der Zeit konnten sich sowohl Rossi, als auch Lorenzo Dinge vom Gegner abschauen.

Schon Jorge Lorenzos Ankunft bei Yamaha sorgte für eine gereiztere Atmosphäre, Foto: Fiat Yamaha
Schon Jorge Lorenzos Ankunft bei Yamaha sorgte für eine gereiztere Atmosphäre, Foto: Fiat Yamaha

Rossi vs. Lorenzo bei Yamaha: Das sagen die Fahrer

Valentino Rossi: "Ich denke, wir haben viel gewonnen und waren immer konkurrenzfähig. Wir waren lange Zeit Teamkollegen und haben von dem Anderen viel gelernt. Es war eine große Motivation, zwei Top-Fahrer in einem Team zu haben. In verschiedenen Saisons hatten wir ein WM-fähiges Bike, und wir beide haben um die WM gekämpft. Für das Resultat war das gut."

Jorge Lorenzo: "Wir haben viel von einander gelernt. Jetzt, in anderen Teams, jetzt können wir das alles anwenden. Früher musste immer Einer vor dem Anderen enden. Aber jetzt können wir davon profitieren, was wir von der anderen Seite der Garage gelernt haben."

Rossi und Lorenzo: Hier haben sie voneinander profitiert

1. Level des Fahrkönnens: Jorge Lorenzo und Valentino Rossi sind zwei Ausnahmekönner ihres Fachs. In einigen Rennen haben sie in der Vergangenheit schon um den Sieg gekämpft. Durch den unbändigen Willen, den Gegner hinter sich zu lassen, trieben sie sich vor allem in der ersten gemeinsamen Yamaha-Zeit von 2008 bis 2010 zu Höchstleistungen. Paradebeispiel dafür ist der GP in Barcelona 2009, als Rossi Lorenzo noch in der allerletzten Kurve den Sieg wegschnappte. Auch am Sachsenring und in Brünn lag in jenem Jahr während des Rennens unglaubliche Spannung in der Luft. Auch 2015 und 2016 kämpften Rossi und Lorenzo mit harten Bandagen gegeneinander auf der Strecke.

Rossi und Lorenzo pushten sich gegenseitig immer weiter ans Limit, Foto: Fiat Yamaha
Rossi und Lorenzo pushten sich gegenseitig immer weiter ans Limit, Foto: Fiat Yamaha

2. Psychospielchen: Gerade zu Lorenzos Anfangszeit versuchte Rossi, den Mallorquiner nicht nur auf sondern auch neben der Strecke zu zermürben. Das begann bei der Trennwand in der Yamaha-Box und endete bei PK-Tuscheleien mit Hector Barbera, während Lorenzo brav die Fragen der Reporter beantwortete. Inzwischen kann Lorenzo dem schon besser Paroli bieten. Als Beispiel sei hier Misano/Aragon 2015 erwähnt. Rossi verpasste sich zum Heim-GP per Helmdesign das Image des kleinen Fischs, der von Hai Lorenzo gejagt wurde. Letztlich ging der Kniff schief, denn Lorenzo holte Rossi tatsächlich in der WM-Wertung noch ein.

3. Siegesfeiern: Hier hat sich Lorenzo vieles von Rossi abgeschaut. Der Mallorquiner weiß: Eine gute Show gehört heutzutage dazu. Gerade in der zweiten Hälfte der 2000er-Jahre und zu Beginn der 2010er rammte Lorenzo bei nahezu jedem Sieg auf der Ehrenrunde eine Flagge in den Kies und erklärte die Strecke somit zu Lorenzos Land. Unvergessen auch der Sprung in den Teich in Jerez 2010 oder sein Captain America Auftritt in Indianapolis 2009. Für seinen Sieg (samt WM-Titel) in Valencia 2015 ließ Lorenzo zudem vier seiner Freunde in seine vier vorherigen Weltmeister-Outfits schlüpfen, um mit ihnen den Titel auf der Strecke zu feiern.

Jorge Lorenzo lernte, Siege und Titel zu zelebrieren, Foto: Monster
Jorge Lorenzo lernte, Siege und Titel zu zelebrieren, Foto: Monster

Rossi und Lorenzo: Bilanz nach sieben gemeinsamen Yamaha-Jahren

Von 2008 bis 2010 sowie von 2013 bis 2016 fuhren Rossi und Lorenzo gemeinsam im Yamaha-Werksteam. Die Bilanz dieser sieben Jahre fällt ausgeglichen aus. Rossi hat mehr Pokale (83:80) und Punkte (2.005:1.965) geholt als sein Rivale aus Mallorca. Dafür liegt Lorenzo nach Siegen mit 34:26 vorne. Auch bei den Pole-Positions liegt Lorenzo mit 29:15 vorn, doch das ist nicht weiter verwunderlich, galt Rossi doch nie als Top-Qualifyer. Gleichauf liegen Rossi und Lorenzo übrigens bei den schnellsten Rennrunden. In den sieben gemeinsamen Yamaha-Jahren konnte jeder 19 Mal die schnellste Rundenzeit im Rennen für sich verbuchen. Auch nach WM-Titeln steht es mit 2:2 unentschieden.

Rossi vs. Lorenzo - Statistiken nach sieben Jahren bei Yamaha:

KategorieValentino RossiJorge Lorenzo
WM-Titel22
Siege2634
Podien8380
Poles1529
Punkte2.0051.965
Schnellste Runden1919