Phillip Island war diesmal eine Sache für Instinktfahrer. Langes Feilen am Setup und das Ausarbeiten von perfiden Schlachtplänen für das Rennen war nicht möglich. Denn erst am Sonntag fand mit dem Warmup - nur wenige Stunden vor dem Erlöschen der Startampel - die erste Session bei trockenen Verhältnissen statt. "Ich habe am Sonntagvormittag meine ersten Runden auf dem Slick gedreht", stellte Valentino Rossi klar.

Der Australien Grand Prix war eine besondere Herausforderung, die Cal Crutchlow am besten meisterte. Der Brite gewann, nachdem Marc Marquez in Führung liegend stürzte. Valentino Rossi und Maverick Vinales schafften es auf das Podest, während Jorge Lorenzo ein weiteres Mal glanzlos blieb. Das Rennen auf Phillip Island in der Analyse:

Startphase: Marquez zieht davon, stürzt aber

Wenig überraschend war es Marc Marquez, der die MotoGP-Konkurrenz auf Phillip Island das Fürchten lehrte. In jeder der ersten fünf Runden fuhr er die schnellste Zeit im Feld und hatte sich somit um 2,8 Sekunden vom ersten Verfolger Crutchlow abgesetzt. Doch die Jäger konterten: Zunächst Rossi, dann zweimal Crutchlow fuhren in den Umläufen 6 bis 7 die schnellsten Rennrunden. Crutchlows 1:29,494 auf Runde 8 hielt bis zum Schluss als schnellste Laptime des gesamten Rennens.

Trieben also die heranrasenden Verfolger Marquez in einen Fehler? Nein, denn der Vorsprung des Weltmeisters betrug in Runde 9 immer noch 2,4 Sekunden. Marquez war also nur unwesentlich langsamer als die Fahrer hinter ihm. Auch die Reifen dürfen keine Ausrede sein. Zwar stürzten in Turn 4 mit Marquez und Aleix Espargaro gleich zwei Fahrer über das Vorderrad, die den harten Reifen vorne aufgezogen hatten, doch die restlichen Piloten mit diesem Pneu (Crutchlow, Vinales und Jack Miller) fuhren damit gute Ergebnisse ein. "Es war komplett meine Schuld und für das Team tut es mir wirklich leid", gestand Marquez nach dem Rennen.

Rennmitte: Rossi kann Crutchlow nicht halten

Valentino Rossi musste mit P15 so weit hinten starten wie zuletzt beim Saisonfinale 2015 in Valencia. Die Startphase stand somit ganz im Zeichen seiner Aufholjagd. Top-10 nach drei Runden, Fünfter nach sieben, auf Podestkurs nach zehn. Ganze 13 Plätze hatte Rossi in den ersten zehn Runden gut gemacht. Doch irgendwie war es damit um ihn geschehen.

Fans, die sich ein Duell um den Sieg mit Crutchlow gewünscht hatten, wurden enttäuscht. Zwischen Runde elf - Rossis erster Lap mit freier Bahn nach vorne - und Runde 23 war er nur ein einziges Mal (Lap 20) schneller als der Leader. Alleine in der 18. Runde verlor Rossi durch einen Fahrfehler 1,6 Sekunden. Sein Rückstand wuchs zwischen dem elften und dem 23. Umlauf insgesamt von 1,964 auf 6,5 Sekunden an. "Ich hatte ihn zwar stark erwartet, aber nicht so stark. Ich konnte nichts gegen ihn ausrichten", musste sich Rossi diesmal eingestehen.

Schlussphase: Vinales der Schnellste

Ab Mitte des Rennens fuhren Crutchlow und Rossi an der Spitze jeweils ein einsames Rennen. Dahinter spitzte sich aber ein Dreikampf zwischen den beiden Suzuki-Fahrern Aleix Espargaro und Maverick Vinales sowie Ducatis Andrea Dovizioso zu. In Runde 17 fuhr Vinales zum ersten Mal die schnellste Rundenzeit im gesamten Feld. Bis zur Zielflagge sollte ihm das noch fünf weitere Male (Runde 19 sowie 24 bis 27) gelingen.

Espargaro nahm sich in Runde 23 durch einen Sturz selbst aus dem Kampf um den letzten Podestplatz, Andrea Dovizioso musste eine Runde später abreißen lassen und verlor binnen drei Runden 1,6 Sekunden. Auch auf die Spitze konnte Vinales im Finish aufholen: Eine Sekunde auf Rossi in den letzten fünf Runden, fast drei auf Crutchlow, der in den letzten Umläufen aber nicht mehr voll durchziehen musste.

Die Reifen-Situation

Auf Phillip Island lieg Bridgestone 2013 in ein Debakel. Das wollte Michelin durch einen vorzeitigen Test im Februar und durch eine neue Palette von speziell für diese Strecke entwickelten Pneus verhindern. Das ist gelungen, denn obwohl den Fahrern kaum Zeit für die Ausarbeitung eines reifenschonenden Setups blieb, bauten die Michelin-Gummis im Rennen kaum ab.

Bei Vinales etwa war die letzte Runde nur um 1,278 Sekunden langsamer als seine schnellste des gesamten Rennens. Crutchlow fuhr von der Runde, in der in der Führung übernahm, bis zu Lap 23 (danach nahm er sichtlich Gas heraus) alle Zeiten in einem Fenster von nur 0,917 Sekunden. Aleix Espargaro drehte überhaupt alle seine fliegenden Runden in einem Rahmen von nur 1,072 Sekunden. Michelin hat seine Hausaufgaben auf der für Reifenhersteller besonders fordernden Piste gut erledigt.