Den Weltmeister-Titel hat Jorge Lorenzo schon vor langer Zeit verloren, jetzt geht es für den Yamaha-Piloten nur noch darum, in der Gesamtwertung so gut wie möglich abzuschneiden. Einfach wird es für Lorenzo aber nicht, denn während Valentino Rossi auf Platz zwei immer weiter zu verschwinden droht, holt Maverick Vinales auf Platz vier bedenklich schnell auf. Die WM hat Lorenzo mit seinen Leistungen nach dem letzten Sieg in Mugello bereits weggeworfen, nach Australien droht ihm nun auch WM-Rang drei zu entgleiten. Motorsport-Magazin.com hat sich die Saison Lorenzos nach dem Italien GP angesehen:

Zittern um WM-Platz drei: Vinales ist dran

Für einen der vier besten Fahrer im Feld sollte ein dritter WM-Rang mit Leichtigkeit zu halten sein. Vor allem, wenn die Konkurrenz auf unterlegendem Material unterwegs ist und gerade einmal seine zweite Saison in der Königsklasse bestreitet. Trotzdem liegt Vinales aktuell nur elf schmale Punkte hinter Lorenzo. Ein Vorsprung, den Lorenzo in seiner derzeitigen Form nur allzu leicht verlieren kann. Dem ist sich auch Vinales mehr als bewusst: "Platz drei ist ziemlich nahe. Ich werde alles geben", so der Suzuki-Pilot nach dem Rennen auf Phillip Island, in dem er eine starke Aufholjagd zeigte. Zehn Plätze machte Vinales im Laufe des Rennens gut, Lorenzo hingegen nur sechs. WM-Verteidigung sieht anders aus, Angriff sowieso.

Lorenzos 2016: Nach Mugello ging es abwärts

Barcelona, null Punkte: In Barcelona nahm Lorenzos Pechsträhne noch völlig unverschuldet ihren Anfang. Der Yamaha-Pilot startete gut, bis er in Runde 17 an 'Maniac' Andrea Iannone geriet. Dieser schoss Lorenzo bei einem völlig übermotiviertem Manöver ab - und entschuldigte sich hinterher nicht einmal. Für Lorenzo ist es nach Argentinien der zweite Nuller der Saison, jedoch der erste Unverschuldete.

Assen, sechs Punkte: Assen weckt jedes Jahr aufs Neue schwierige Erinnerungen für Lorenzo. Hier erlitt er im Jahr 2013 den Crash, der ihn in seine Wasserscheu trieb. Das Jahr 2016 machte es Lorenzo ebenfalls nicht leicht. Zu Rennbeginn wurde Lorenzo unter nassen Bedingungen bis außerhalb auf Platz 20 zurückgereicht, nach dem Neustart und mit vielen Ausfällen beendete er das Rennen schließlich auf dem zehnten Rang. Wahrlich keine Meisterleistung, aber immerhin sechs WM-Punkte brachte es Lorenzo ein.

Deutschland, einen Punkt: Der Horror in Deutschland begann für Lorenzo schon am Samstag. Der Yamaha-Pilot musste schmachvoll durchs erste Qualifying gehen, um sich im Endeffekt nur für Rang elf zu qualifizieren. Besser wurde es dann auch am Sonntag nicht, statt aufzuholen fiel er bei Regen und kühlen Temperaturen immer weiter zurück und beendete das Rennen mit Hängen und Würgen in den Top-15.

Österreich, 16 Punkte: Nach drei Horror-Ergebnissen wurde der Österreich GP ein Lichtblick für Lorenzo, wenn auch ein Kurzer. Das Wetter spielte sowohl im Qualifying, als auch im Rennen mit und prompt schaffte es der angeschlagene Lorenzo hinter den beiden Ducatis aufs Podium. Von einem Kampf um den Sieg kann aber auch hier keine Rede sein, Lorenzo beendete das Rennen 3.389 Sekunden hinter Dovizioso auf Rang zwei.

Der Tschechien GP endete für Lorenzo katastrophal, Foto: Tobias Linke
Der Tschechien GP endete für Lorenzo katastrophal, Foto: Tobias Linke

Brünn, null Punkte: In Brünn erlebte Lorenzo dann das ultimative Debakel. Als Letzter kam der Yamaha-Pilot punktelos ins Ziel, nachdem er nach katastrophalen ersten Runden und gleich zwei Boxenstopps einlegte. Den Letzten, obwohl er zu diesem Zeitpunkt einer der schnellsten Fahrer auf der Strecke war. Jeglicher Protest seines Teams vergebens. Damit verlor er auch den zweiten WM-Rang an Konkurrent und Teamkollege Rossi.

Großbritannien, acht Punkte: Nach der Katastrophe in Brünn ging es ab dem Silverstone GP vorsichtig bergauf für Lorenzo. Der erwartete Regen blieb im Rennen aus und damit verbesserte sich Lorenzo im Laufe des Rennens immerhin um zwei Plätze. Gestartet war er als Neunter, zur Rennmitte wurde er Siebter. Doch dabei blieb es nicht. Am Ende verließ er Großbritannien als Achter, mit ebenso vielen Punkten für sein WM-Konto.

San Marino, 16 Punkte: In San Marino zog Lorenzo seinen Aufwärts-Trend dann weiter durch. Am Samstag holte sich der Yamaha-Pilot sogar die Pole Position vor Rossi und Vinales, konnte sie am Ende aber nicht in einen dringend nötigen Sieg verwandeln. Hinter einem Dani Pedrosa in Bestform und Rossi holte er sich einen einsamen, dritten Platz. Rossi fuhr über zwei Sekunden vor ihm, Verfolger Marquez allerdings über fünf Sekunden hinter ihm.

Aragon, 20 Punkte: Sein Heimrennen in Aragon sollte das bis dato beste Rennen Lorenzos in der zweiten Saisonhälfte sein. Er qualifizierte sich als Dritter und bog unter der Sonne Aragons als Führender in die erste Kurve. In einen Zweikampf mit Marc Marquez verwickelt, zieht Vinales jedoch an Lorenzo vorbei. Marquez und Rossi stürzen, Vinales fällt zurück. Lorenzo wird am Ende Zweiter, da er sich gegen Rückkehrer Marquez nicht wehren kann.

Beide Yamaha-Piloten stürzten in Motegi - und Marquez wurde Weltmeister, Foto: Yamaha
Beide Yamaha-Piloten stürzten in Motegi - und Marquez wurde Weltmeister, Foto: Yamaha

Japan, null Punkte: Zum Auftakt der Übersee-Rennen qualifizierte sich Lorenzo erneut für Rang drei, dieses Mal ging das Rennen für den Yamaha-Piloten aber weniger glimpflich aus. Zu Rennbeginn noch in Führung liegend, zog erst Marquez an Lorenzo vorbei, der dann schlussendlich auch noch stürzte. Besonders ärgerlich ist dieser Nuller, da auch WM-Rivale Rossi seine Maschine wegwarf. Lorenzo stürzte auf Rang zwei liegend, damit hätte er 20 Zähler auf den Doktor gut machen können.

Australien, zehn Punkte: Brünn Reloaded! Mit den katastrophalsten Bedingungen beeindruckte Phillip Island die MotoGP-Piloten am Freitag und Samstag. Regen, diverse Trainings-Abbrüche und starker Wind waren keine Seltenheit. Dementsprechend musste Lorenzo ein zweites Mal durchs QP1 gehen und wurde am Ende nur Zwölfter. Zu Rennbeginn kämpfte er sich bis auf Rang sechs vor, während Rossi durchs Feld pflügte und Zweiter wurde. Gleichzeitig verkleinerte Vinales mit einer ebenfalls starken Aufholjagd die Lücke auf Lorenzo zu elf Punkten.

Die Bilanz: Ein Vergleich mit dem Rookie-Jahr

Mit diesen teilweise katastrophalen Ergebnissen steht außer Frage, dass er für Lorenzo die wohl schlechteste Saison seit seinem Rookie-Jahr. Besser als 2008 läuft die aktuelle Saison zwar schon, allerdings nur minimal. Statt vier Ausfällen in seiner Rookie-Saison stehen auf Lorenzos Konto 2016 bisher drei. Statt einem Sieg verbuchte er bisher drei und auch in Sachen Podiumsplatzierungen steht er mit acht statt sechs besser da. Aber eben nicht gut genug, um an seine restlichen sieben Jahre in der Königsklasse heranzukommen.

Lorenzo-Bilanz: Die Jahre 2008 und 2016 im Vergleich

JahrAusfälleSiegePodienNuller ohne CrashPunkte bis Phillip Island
20084160182
20163381192