Der Rennsonntag zum Grand Prix von Aragon begann für Jorge Lorenzo denkbar schlecht. Schon in seiner zweiten Runde im Warm Up flog er beim Anbremsen zu Kurve acht mit hoher Geschwindigkeit ab. Ein Sturz, der dem zuletzt ohnehin strauchelnden Weltmeister weiteres Selbstvertrauen rauben und ihn so im Rennen bremsen würde, dachte man. Der Crash sollte aber genau die gegenteilige Wirkung auf Lorenzos Performance im Aragon-Grand-Prix haben.

Klingt komisch, ist aber so. Denn nur durch seinen Warm-Up-Sturz schwenkte Lorenzo in der Startaufstellung im letzten Moment noch vom weicheren auf den härteren Hinterreifen um. Die goldrichtige Wahl, waren doch am Ende die Top-Acht mit dieser Mischung unterwegs. Andrea Dovizioso etwa wurde mit der weicheren Mischung am Ende knallhart durchgereicht und landete hinter den beiden Aprilias auf Rang elf.

In der Schlussphase gewann Lorenzo ein Duell gegen Stallgefährte Rossi, Foto: Yamaha
In der Schlussphase gewann Lorenzo ein Duell gegen Stallgefährte Rossi, Foto: Yamaha

Sturz zwingt Lorenzo zu Runden auf Medium

Was aber hatte der Sturz Lorenzos mit seiner Reifenwahl zu tun? Nun, am Samstagabend war es sein Wunsch, im Rennen am Sonntag den weicheren Medium-Slick am Hinterrad zu verwenden, da ihm der im Laufe des Wochenendes ein viel besseres Gefühl vermittelt hatte. "Hoffentlich hält er die Renndistanz durch", bangte Lorenzo da. Im Warm Up verwendete man daher die härtere Mischung, um sich den bevorzugten Medium für das Rennen aufzusparen. Mit dem Hard fühlte sich Lorenzo ziemlich wohl, was ihn aber noch nicht zum Umschwenken bewogen hätte, wie er festhielt.

Lorenzo warf die mit dem Hard bestückte Maschine dann aber wie erwähnt in den Kies, musste also den Rest des Warm Ups mit dem Ersatzbike und einem angefahrenen Medium bestreiten. Dieser Reifen funktionierte am Sonntag aber plötzlich schlechter als der Hard. Eine Beobachtung, die Lorenzo ohne den Sturz nicht gemacht hätte. "Normalerweise mache ich bei trockenen Bedingungen im Warm Up nur mit einer Maschine einen Run, heute mussten wir wegen des Sturzes aber zwei machen. Dabei hat sich das Bike mit dem Soft viel mehr bewegt als mit dem Hard. Deshalb habe ich mich in der Startaufstellung noch einmal umentschieden", erklärt Lorenzo. "Heute hat sich eine negative in eine positive Sache verwandelt."

Rang zwei als große Überraschung für Lorenzo

Vor allem in der Schlussphase, in der er mit dem Medium sicherlich große Probleme bekommen hätte, lief Lorenzo zur Hochform auf. Von Runde 14 an machte er in fünf Umläufen knapp anderthalb Sekunden auf Rossi gut und ging ohne größere Problem an seinem Teamkollegen vorbei, was am Ende Rang zwei bedeutete. "Ich hatte heute eher mit Platz sechs oder sieben gerechnet, da ist Rang zwei großartig. Wir haben uns heute super aus der Affäre gezogen", freute sich Lorenzo.