Von der Pole zum souveränen Sieg. Marc Marquez lässt die Konkurrenz auf heimischen Boden alt aussehen - zum ersten Mal seit dem Saisonfinale 2014. Es ist sein erster Sieg in diesem Jahr seit dem Triumph am Sachsenring im Juli. Ganz zufällig hat Punktehamster Marquez den Schalter in Aragon aber nicht umgelegt. "Ich habe damit extra bis zu diesem Rennen gewartet, denn es war der richtige Augenblick, um anzugreifen", gesteht er. Schon oft betont Marquez, wie sehr ihm und der Honda das Motorland liege. Kein Wunder, dass der WM-Führende hier seinen nächsten Sieg-Angriff plante. "Und es hat nach Plan funktioniert", grinst Marquez zufrieden.

Nicht nur für Marquez' Wohlbefinden ist der erste Sieg nach vier Rennen Durststrecke wichtig. Auch in Sachen WM-Stand ist der Grand Prix von Aragon entscheidend. Marquez hat mit dem Sieg vor der Haustür 25 Zähler gesammelt, sein ärgster Konkurrent Valentino Rossi nur 16. Das vor allem dank der Mithilfe von Jorge Lorenzo, der seinen Teamkollegen Rossi in der letzten Rennhälfte zu Boden rang. Damit ist Marquez' Vorsprung auf ganze 52 Punkte angestiegen. Deshalb erklärt Marquez auch: "Dieser Sieg ist wichtig, seit Deutschland und Austin konnten wir im Trockenen nicht gewinnen. Vale hat in der WM Stück für Stück auf mich aufgeholt, es ist wichtig, dass wir dem jetzt ein Ende setzen", so Marquez. "Für ihn ist es aufwärts gegangen und wir haben angefangen, Zweifel zu haben. Jetzt fühlen wir uns wieder gut."

Wunder-Save

Für dieses gute Gefühl muss Marquez im Rennen allerdings einen hohen Preis zahlen. In der dritten Runde rutscht dem Spanier das Vorderrad weg, fast geht er zu Boden. Damit wäre der WM-Vorsprung auf Rossi, der zu diesem Zeitpunkt auf Platz vier liegt, um einiges geschrumpft. "Ich habe mich schon am Boden gesehen, ich habe keine Ahnung, wie ich das gehalten habe", gibt Marquez nach dem Rennen zu. Dieser Zwischenfall passt natürlich nicht in den Plan des Honda-Piloten, der eigentlich ziemlich simpel war. "Ich habe versucht, das Rennen anzuführen und eine Lücke zu öffnen", fasst Marquez kurz zusammen. Bis zu seinem Fehler in Runde drei hielt dieser Plan, danach musste sich der Honda-Pilot etwas anderes einfallen lassen.

Marc Marquez sicherte sich am Samstag schon die Pole, Foto: Repsol
Marc Marquez sicherte sich am Samstag schon die Pole, Foto: Repsol

Eine andere Strategie war schnell gefunden, zumindest klingt es beim WM-Führenden nach dem Rennen so. "Nach meinem Fehler bin ich ruhig geblieben und habe Schritt für Schritt die Positionen zurückgeholt", rekapituliert Marquez Plan Nummer zwei. "Ich habe auf Vale aufgeholt, eine Runde Pause gemacht und dann angegriffen. Danach konnte ich das Rennen gewinnen." Und das souverän - nur zwei Runden braucht der zweifache Weltmeister, um den Kampfgeist von Verfolger Rossi zu brechen. Danach verschwand er in weite Ferne, während der WM-Zweite ungewollten Besuch von Teamkollege Lorenzo bekommt.

Entschuldigung an Lorenzo

Mit dem zweiten Yamaha-Piloten hat Marquez bereits zu Rennbeginn kurzen Prozess gemacht. Für das harte Manöver entschuldigt er sich aber noch auf der Strecke via Handzeichen. "Als ich Jorge überholt habe, war es die erste Runde und das erste Überholmanöver in Kurve 15. Dort war ich stark, aber ich habe den Zug nicht gut überlegt", geht Marquez hart mit sich ins Gericht. "Für die erste Runde war es ein bisschen zu eng, deshalb habe ich mich entschuldigt."