Als Valentino Rossi vor gut anderthalb Wochen im Rennen von Mugello mit einem kapitalen Motorschaden ausrollte, war das an Dramatik kaum zu überbieten. Ein in der MotoGP so selten gewordener Defekt am Triebwerk stoppte den Doktor und das ausgerechnet mit ausgezeichneten Siegchancen vor über 100.000 Fans bei seinem Heimrennen. Der Sieg ging stattdessen an Teamkollege Jorge Lorenzo, der nur wenige Stunden zuvor im Warm Up aber ebenfalls einen Motorschaden an seiner Yamaha M1 erlitt. Viel wurde über die möglichen Gründe dieser Defekte spekuliert, nun meldet sich Yamaha selbst zu Wort.

Die Motoren wurden nach dem Grand Prix von Italien nach Japan in das Yamaha-Werk gebracht und dort mithilfe von Telemetriedaten genauestens untersucht. So fand man den Grund für die Defekte heraus, der in beiden Fällen derselbe war. Ein Elektronikproblem am Drehzahlbegrenzer führte zu Ventil- und Kolbenschäden. Es gab also keine fehlerhaften Teile oder Herstellungsfehler.

Lorenzo hatte Glück und seinen Motorschaden bereits im Warm Up, Foto: Yamaha
Lorenzo hatte Glück und seinen Motorschaden bereits im Warm Up, Foto: Yamaha

Yamaha klärt auf

Was passierte nun genau? Laut den Aussagen von Yamahas MotoGP-Projektleiter Kouji Tsuya drehten die Motoren der M1 unbeabsichtigt zu hoch, als die Maschinen über die kleine Kuppe am Ende der Start-Ziel-Geraden kurz den Bodenkontakt verloren. "Uns war nicht klar, dass der Drehzahlbegrenzer mit der neuen Einheitselektronik hier anders arbeitet", so Tsuya. "Wir haben den Drehzahlbegrenzer genau so abgestimmt wie in den letzten Jahren auch."

Dieses Elektronikproblem wurde nach Lorenzos Defekt im Warm Up nicht erkannt, weshalb man auch nicht daran dachte, den Motor in Rossis Maschine zu ersetzen. "Valentinos Triebwerk war außerdem noch das frischeste, das wir zur Verfügung hatten. Es hätte also keinen Grund für einen Tausch gegeben", stellt Projektleiter Tsuya klar.

Auch wenn die Probleme aus Mugello, verursacht durch den leichten Sprung bei Vollgas auf Start und Ziel, sich im Normalfall ohnehin nicht wiederholen sollte, hat man bei Yamaha bereits Maßnahmen ergriffen, wie Tsuya erklärt: "Wir haben die Einstellung des Drehzahlbegrenzers angepasst und werden in Barcelona keine Probleme haben. Da es sich um einen Elektronikdefekt handelt, müssen wir ansonsten nichts an den Motoren verändern."

In Barcelona kann Rossi wieder beruhight ins Rennen gehen, so Yamaha, Foto: Yamaha
In Barcelona kann Rossi wieder beruhight ins Rennen gehen, so Yamaha, Foto: Yamaha

Neue Lage für Rossis und Lorenzos Motoren

Lediglich auf die Verwendung der insgesamt je sieben zur Verfügung stehenden Motoren für Rossi und Lorenzo haben die Defekte von Mugello Einfluss. Die defekten Triebwerke werden vollkommen zurückgezogen und nicht mehr verwendet. Die Motoren, die in Mugello bei Rossi und Lorenzo ebenfalls im Einsatz waren, werden als Vorsichtsmaßnahme nur noch in Trainings eingesetzt, bis sie ihre maximale Laufleistung erreicht haben. Grund zur Sorge besteht laut Tsuya deshalb keiner: "Wir haben genug Motoren für den Rest der Saison übrig."

Rossi selbst nahm die neuen Erkenntnisse rund um seinen folgenschweren Defekt von Mugello gefasst hin: "Im Motorsport ist es bei Motorschäden oft so, dass es nur ein kleines Elektronikproblem ist oder ein Teil, dass nur ein paar Cent kostet. Für mich ist es natürlich sehr schade, dass es in Mugello passiert ist, vor allem weil ich sicherlich ein tolles Rennen gehabt hätte. Der Kampf am Ende wäre noch besser geworden, wenn wir zu dritt gewesen wären. Jetzt hoffe ich einfach, dass so etwas nicht wieder passiert."