Für keinen anderen Fahrer in der MotoGP hat die Saison 2016 so dürftig angefangen wie für Cal Crutchlow. Der LCR-Pilot stürzte bisher in allen drei Rennen, von gesammelten Punkten ist damit gar nicht erst zu reden. Bis Austin teilte er dieses Leid mit Andrea Iannone, doch der Ducati-Pilot holte sich beim Texas GP ein Podium. Damit ist Crutchlow der einzige MotoGP-Fahrer im Feld, der 2016 noch keinen einzigen Punkt gesammelt hat.

Doch woher kommt dieser Negativtrend beim 'Black Dog'? Zuerst einmal hören die Probleme mit der Honda nicht auf. Schon während der Vorsaison-Testfahrten beschwerte sich der Brite, dass die Satelliten-Honda Probleme in Sachen Motorbremse mache. Auch das Werksteam kämpfte damit, fand jedoch schneller Lösungsansätze. Diese wurden scheinbar nicht an das Satelliten-Team LCR weitergegeben: "Irgendetwas stimmt mit der Motorbremse überhaupt nicht", beschwerte sich Crutchlow in Malaysia. "Wir können das Problem nicht beheben, aber das Werksteam konnte daran etwas ändern."

Katar: Hausgemachte Probleme

Auch bisher haben die Informationen den Weg in die LCR-Box noch nicht geschafft, den auch nach Saisonbeginn spielte die Elektronik an Crutchlows Honda verrückt. Das beste Beispiel dafür war das Rennen in Katar, Crutchlows erster Nuller des Jahres. "Die Elektronik hat nicht richtig funktioniert", merkte der Brite nach dem Rennen frustriert an. "Sie wusste nicht, wo auf der Strecke sie gerade war, also hat auf der Geraden die Traktionskontrolle voll eingegriffen, so dass ich um 30 km/h langsamer war, dafür hatte ich in Turn 1 überhaupt keine Traktionskontrolle. Als ich in Sektor 2 war, dachte sie, ich wäre in Sektor 1, und andersherum."

Genau diese Probleme waren es, die Crutchlow unter den Flutlichtern stürzen ließen: "Der Grund für meinen Sturz war, dass, als ich das Gas zudrehte, das Ding einfach weiterfuhr. Die Motorbremse setzte auf der Geraden oder mitten in den Kurven ein, aber am Kurveneingang hatte ich gar nichts. Als ich in Turn 4 crashte, fuhr ich etwa 60 km/h schneller in die Kurve als sonst, obwohl ich früher gebremst hatte." Damit begann die Saison für den Briten bereits nicht besonders gut, doch in Argentinien sollte es noch schlimmer kommen.

In Argentinien stürzte Cal Crutchlow zum zweiten Mal, Foto: Milagro
In Argentinien stürzte Cal Crutchlow zum zweiten Mal, Foto: Milagro

Argentinien: Pech

War der Sturz in Katar immerhin noch auf einen Defekt zurückzuführen und damit nicht vollkommen willkürlich, so war Crutchlows zweiter Ausfall einfach Pech. Im Flag-to-Flag-Chaos in Argentinien kam der LCR-Pilot gleich in der ersten Kurve auf einen nassen Fleck und stürzte. Kämpfer Crutchlow fuhr jedoch weiter und machte bis zum Motorradwechsel wieder Boden gut. Danach stürzte er jedoch erneut. "In der letzten Runde habe ich aber eine weiße Linie berührt, nachdem ich Bradley Smith überholt habe, und bin erneut gestürzt." Im zweiten Rennen der Saison war es also einfach Pech, dass Crutchlow in den Sturz trieb.

Austin: Motorprobleme, die Zweite

Nach zwei Rennen mit Problemen und Pech hätte es im dritten Rennen eine neue Chance auf ein erfolgreiches Rennen gegeben. Dieses Mal scheiterte es nicht erneut am Pech, sondern wieder an Problemen mit dem Motorrad. "Unser Bike hat keine wirkliche Beschleunigung. Das bedeutet, dass ich alles auf den Bremsen wieder wegmachen muss", erklärte Crutchlow. "Die Werksfahrer scheinen an diesem Wochenende etwas dagegen gefunden zu haben, aber was auch immer wir bisher machen, funktioniert jedenfalls nicht." Da wäre wieder das Problem von Testfahrten-Zeiten: Das Werksteam findet etwas, die Satelliten-Fahrer tappen im Dunklen. Für Crutchlow endete das Rennen aber immerhin mit einem 16. Platz statt mit einem "did not finish", denn nach dem Crash rappelte sich der Brite wieder auf und fuhr das Rennen zu Ende. Punkte waren dennoch keine drin.

Mit drei Nullern in Folge ist das der mit Abstand schlechteste Saisonauftakt für Crutchlow, seit er 2011 in die MotoGP einstieg. Nach Katar, Argentinien und Austin hat der 'Black Dog' noch nicht einen Punkt sammeln können. Das ist dem Briten bisher noch nie passiert. Bis dato war der Saisonauftakt 2014 der miserabelste für Crutchlow. Die Bilanz: Im ersten Rennen ein sechster Platz, danach zwei Ausfälle. Auch keine Glanzleistung, aber zehn Punkte sind immer noch mehr als null.

Schlechte Nachrichten - auch zu Hause

Doch nicht mal zu Hause hat der LCR-Pilot seine Ruhe. Kaum sind Crutchlow und Ehefrau Lucy zurück aus Austin, musste das Paar feststellen, dass in ihr Haus in der italienischen Toskana eingebrochen wurde. Die Diebe stahlen unter anderem Crutchlows Auto, Rennrad und eine Lederkombi samt Helm aus Ducati-Tagen. Glück im Unglück: Wenigstens das Auto hat die Familie Crutchlow nach einem Suchaufruf auf den sozialen Netzwerken wieder.

Und die guten Neuigkeiten gehen weiter. Seit Januar 2014 ist Crutchlow mit seiner Frau Lucy verheiratet, jetzt hat sich rechtzeitig zum Saisonauftakt in Katar Nachwuchs angekündigt. Damit wird Crutchlow der zweite Pilot auf dem aktuellen GP-Grid, der Vater wird. Andrea Dovizioso ist bisher der Einzige, der bereits ein Kind hat. Ob der Nachwuchs im Hause Crutchlow ein Junge oder Mädchen wird, hat das Paar bisher noch nicht verraten.