Der MotoGP-Saisonstart verlief in den letzten Jahren für Jorge Lorenzo alles andere als optimal. 2014 wurden die ersten drei Rennen in Katar, Texas und Argentinien nach einem Sturz und einem Frühstart zum völligen Debakel, in der vergangenen Saison lief es nicht viel besser. In Katar verrutschte Lorenzo das Helmvisier und er wurde nur Vierter, in Texas und Argentinien verpasste er das Podium erneut. Auch in diesem Jahr lief Lorenzo bei den ersten drei Überseerennen nicht alles nach Wunsch. In Katar gewann er souverän, doch in Argentinien folgte nach seinem Sturz prompt eine Nullnummer. In Texas wurde er immerhin Zweiter, gegen Marc Marquez hatte er aber nicht den Hauch einer Chance.

"Es ist wirklich toll für mich, nach den ersten drei Rennen auf Rang zwei zu liegen - vor allem nach dem Crash in Argentinien", resümiert der Yamaha-Pilot nach einem Sechstel der Saison. "Durch die Stürze von Rossi, Pedrosa und Dovizioso in Austin liegt jetzt nur Marquez vor uns. Wir haben also ein ganz klares Ziel." Auf den WM-Leader fehlen Lorenzo aktuell 21 Punkte, zum selben Zeitpunkt im Vorjahr waren es auf den damals führenden Valentino Rossi 29 Zähler. Am Ende des Jahres war es dann ja bekanntlich Lorenzo, der sich den MotoGP-Titel holte.

Lorenzo fing Rossi 2015 trotz schlechtem Saisonstart noch ab, Foto: Monster
Lorenzo fing Rossi 2015 trotz schlechtem Saisonstart noch ab, Foto: Monster

WM-Rückstand für Lorenzo kein Problem

Dementsprechend lässt sich Lorenzo durch den Rückstand auf Marquez noch keinesfalls entmutigen. Ganz im Gegenteil - er rechnet damit, wie im Vorjahr nach der Rückkehr auf europäischen Boden so richtig durchzustarten. Beginnend in Jerez legte Lorenzo ja 2015 eine Siegesserie von vier Rennen hin, gewann im Anschuss in Le Mans, Mugello und Barcelona. So verkürzte Lorenzo damals den Abstand gegenüber Rossi von 29 auf einen Punkt. Ein Zwischenspurt, der schlussendlich einer der Hauptgründe für den Titelgewinn Lorenzos war.

Der amtierende Weltmeister ist zuversichtlich, eine derartige Serie auch in diesem Jahr hinlegen zu können: "Ich habe das Gefühl, dass wir in Europa auch mit den neuen Reifen und der Einheitselektronik wieder einen Unterschied machen können. Mal sehen, ob meine Theorie sich auch in der Praxis zeigt." Abhängen wird das hauptsächlich von Marquez und Honda, die an den vergangenen zwei Rennwochenenden das mit Abstand stärkste Paket bildeten. "Natürlich bin ich mit den ersten Rennen extrem glücklich", gab ein sichtlich zufriedener Marquez nach seinem Sieg in Austin zu Protokoll.

Marquez ist gewarnt

Mit einem Selbstläufer rechnet der zweifache MotoGP-Champion deshalb aber noch nicht. So zuversichtlich Lorenzo nach Spanien kommt, so zurückhaltend gibt sich Marquez vor dem Heimrennen der beiden. "Wir müssen abwarten, wie es in Europa weitergeht. Die Strecken hier sind ganz anders als die bisherigen. Alles ist viel enger und auch die Beläge sind meistens schon deutlich älter", gibt Marquez zu bedenken. Das könnte mit der 2016er-Honda, die in Beschleunigungszonen nach wie vor massive Gripprobleme hat, zu ernsthaften Schwierigkeiten für Marquez führen.

In der Beschleunigung hatte Marquez auch in Austin Nachteile, Foto: Milagro
In der Beschleunigung hatte Marquez auch in Austin Nachteile, Foto: Milagro

Auch sei nicht garantiert, dass die Entwicklungsrichtung wie zuletzt immer die passende ist. Honda experimentierte zuletzt viel mit Flügeln an der RC213V, in Austin fuhr Marquez im Training sogar eine Art Spoilerlippe unter dem Lufteinlass an der Front. "Es ist durchaus möglich, dass es für uns wieder bergab geht", warnt Marquez. "Ich hoffe aber natürlich, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben. Wir finden an jedem Wochenende irgendetwas in der Elektronik oder anderen Bereichen des Motorrads, das uns weiterbringt. In Austin haben wir etwa die Einstellung für den Start und auch die Motorbremse verbessert."

Schon ab Jerez rechnet Marquez mit weiteren neuen Teilen. Ob diese einen Fortschritt darstellen, wird sich zeigen. Klar ist aber, dass mit der Rückkehr der MotoGP nach Europa Jahr für Jahr die Karten neu gemischt werden. Das Kräfteverhältnis kann sich also jederzeit wieder ändern.