Die ersten Testfahrten der MotoGP 2016 sind Geschichte. Die fünf Hersteller hatten mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen. Eine Bestandsaufnahme der aktuellen Problemzonen:

Yamaha

Der Titelverteidiger aller WM-Wertungen machte in Sepang eine starke Figur. Platz eins und zwei am ersten Tag, Platz eins und zwei am letzten Tag und im Gesamtklassement des kompletten Tests. Yamaha überzeugte, auch wenn noch lange nicht alles eitel Wonne ist. Die Michelin-Reifen scheinen auf dem japanischen Bike zu funktionieren und auch mit der Elektronik läuft vieles besser, seit Yamaha- und Honda-Ingenieure gemeinsam an einer Verbesserung der Einheitssoftware arbeiten. "Unsere Japaner haben einen guten Job bei der ECU gemacht", attestierte Teammanager Massimo Meregalli. "In Valencia hat es schlecht ausgesehen, aber nun ist der Eindruck schon viel besser."

Die Gretchenfrage bei Yamaha wurde in Sepang allerdings noch nicht gelöst: Ob man die Motorradversion mit dem auf herkömmliche Art verbauten Tank verwenden wird, oder jene, bei der der Tank unter dem Sitz und im Heck des Motorrads platziert ist. "Wir haben eine Tendenz von - sagen wir - 80 Prozent. Aber die endgültige Entscheidung treffen wir sicher erst auf Phillip Island", erklärte Meregalli.

Honda

Bei Honda lief noch nicht viel rund. Verschiedene Chassis-Motor-Kombinationen wurden ausprobiert, so richtig glücklich war am Ende aber weder Marc Marquez, noch Dani Pedrosa. HRC-Teammanager Livio Suppo brachte die Problemzone Hondas nach Abschluss der Testfahrten auf den Punkt: "Die schwierigste Aufgabe ist, den neuen Motor in Einklang mit der neuen Elektronik zu bekommen. Hier haben wir noch massiv Luft nach oben. Ich denke, da sind wir erst bei 50 Prozent unseres Leistungsvermögens angelangt."

Bei Honda gab es massive Probleme, Foto: Repsol Honda
Bei Honda gab es massive Probleme, Foto: Repsol Honda

Die Anpassung der ECU an das neue Triebwerk nimmt mehr Zeit in Anspruch, als Honda ursprünglich dafür eingeplant hatte. Daher wird es auf Phillip Island auch keine zusätzlichen Updates geben. "Wir werden auch dort unsere Arbeit an Elektronik und Motor fortführen", so Suppo. Im Gegensatz zu Yamaha bereiten Honda auch die Reifen mehr Probleme, worum man sich aber erst kümmern kann, sobald das Zusammenspiel aus ECU und Motor passabel funktioniert.

Ducati

Großmaul Cal Crutchlow schob Ducati nach dem finalen Testtag bereits die Favoritenrolle für Katar zu. Darauf lassen die Zeitensheets zwar nicht direkt schließen, doch die Roten aus Bologna gaben sich in Sepang in ihren Aussagen extrem gelassen. "Wir wollten die GP16 auf Schiene bringen, das ist uns gelungen. Der erste Eindruck von Elektronik und Reifen ist positiv. Wir haben in diesen Bereichen aber schon in Valencia und Jerez im Vorjahr gesehen, dass wir auf einem guten Weg sind", erklärte Rennchef Paolo Ciabatti.

Dennoch wird Ducati sowohl die GP15, als auch die GP16 nach Phillip Island bringen. "Im Idealfall haben wir dort sogar eine dritte GP16 am Start, denn wir werden einige neue Teile bringen", so Ciabatti weiter. Die Einzelzeiten der Werks-Ducatisti lagen zwar klar hinter jenen von Yamaha zurück, doch Ducati könnte beim ersten Test noch nicht ganz mit offenen Karten gespielt haben. So waren die Vorjahres-Bikes der Kundenteams und von Casey Stoner (er fuhr ausschließlich GP15) mehrfach schneller als die aktuellen Modelle von Andrea Iannone und Andrea Dovizioso.

Suzuki

Neuer, kräftigerer Motor. Neues Chassis. Erste Evolution des stufenlosen Getriebes (nur beim Hinaufschalten). Suzuki brachte in Sepang einige Neuerungen an seine GSX-RR. "Der Motor hat nun mehr Leistung, aber sein Ansprechverhalten hat sich nicht verändert", lobte Teamchef Davide Brivio das neue Aggregat. "Wir haben auf jeden Fall einen großen Schritt gemacht, müssen aber erst abwarten, ob der Konkurrenz nicht ähnliche Schritte gelungen sind. Wir haben es nicht auf schnelle Einzelzeiten angelegt, deshalb spiegelt das Klassement nicht unser maximales Potenzial wieder."

Finale Entscheidungen bezüglich Chassis und Motor werden aber erst auf Phillip Island getroffen. Dort karrt Suzuki auch das komplette Test-Team an, das in Australien die vorläufige Endstufe des stufenlosen Getriebes ausführen und für die Werksfahrer vorbereiten soll. "Auch bei den Einstellungen der Elektronik wartet noch jede Menge Arbeit", sagte Brivio.

Aprilia

Für Aprilia hat die Arbeit am neuen Motorrad noch nicht einmal begonnen. In Sepang mussten Stefan Bradl und Alvaro Bautista mit dem Vorjahres-Motorrad, das selbst nur eine Notlösung nach einem etwas überhasteten Einstieg war, Vorlieb nehmen. Auf Phillip Island wird das italienische Werksteam komplett fehlen, da man Mitte Februar lieber alleine in Katar den Rollout des 2016er-Bikes begehen möchte.