Dicke Luft bei Yamaha! Auch knapp einen Monat nach dem MotoGP-Saisonfinale in Valencia, aus dem Jorge Lorenzo als großer Triumphator und Valentino Rossi als bitterer Verlierer hervorging, haben sich die Gemüter noch nicht beruhigt. Erst vor wenigen Tagen gab Marc Marquez die Schuld für die Eskalation in den letzten Rennen Rossi, nun äußert auch Jorge Lorenzo öffentlich Anschuldigungen gegen seinen langjährigen Teamkollegen.

"Vor dem Grand Prix von Malaysia waren die Beziehungen zwischen uns Fahrern wirklich gut. Dann hat Valentino gesagt, dass Marc mir hilft, zu gewinnen. Und er hat es mehrfach wiederholt. Das war der Grund, warum ich in den Sozialen Medien attackiert wurde, vor allem von italienischen Fans", ist Lorenzo im Gespräch mit dem Indo-Asian News Service überzeugt. Tatsächlich mussten Lorenzo und auch Marquez in den vergangenen Wochen auf den diversen Social-Media-Kanälen wie Facebook oder Twitter eine Menge einstecken. Das reichte von verbalen Beleidigungen über Fotomontagen, welche die beiden Spanier als homosexuelles Paar zeigen bis hin zu Drohungen. Vor allem nach Lorenzos Aussagen von Sepang, er habe jeglichen Respekt vor Rossi verloren, gingen die Wogen hoch.

Rossi ein Gegner von Online-Beleidigungen

Wenn Rossi tatsächlich auch eine gewisse Mitschuld an dieser Situation nicht abstreiten kann, ist davon auszugehen, dass der Altmeister der MotoGP das Verhalten seiner 'Fans' nicht gutheißt. Schon nach dem Krimi von Phillip Island, in dem ihm Andrea Iannone in der letzten Runde Rang drei wegschnappte und Rossi so im Titelkampf wertvolle Punkte kostete, war es zu Beleidigungen gegen Iannone gekommen. Rossi reagierte damals mit klaren Worten: "Diese Leute sind einfach nur dumm. Leider kann in den Zeiten von Social Media jeder seine Meinung äußern, auch wenn sie noch so dämlich ist. Die Leute sprechen gern schlecht über andere Menschen, die mehr Glück oder mehr Talent haben als sie selbst und die glücklich sind mit dem, was sie tun."

Nach dem Australien-GP sprach sich Rossi deutlich gegen Beleidigungen auf Facebook und Co. aus, Foto: Yamaha
Nach dem Australien-GP sprach sich Rossi deutlich gegen Beleidigungen auf Facebook und Co. aus, Foto: Yamaha

Unter den Streitereien der letzten Woche hat aber nicht nur das öffentliche Ansehen von Lorenzo und Marquez, sondern vor allem auch die Beziehung zwischen den einzelnen Fahrern gelitten. Da Lorenzo den Auslöser in Rossis Brandrede am Sepang-Donnerstag sieht, fordert er von ihm auch den ersten Schritt in Richtung Normalisierung. "Ich habe kein Problem mit Valentino. Wenn er auf mich zukommt und mit mir reden will, dann werde ich das gerne machen. Es liegt an ihm", stellt Lorenzo klar. Seit dem Finale in Valencia gab es kein Gespräch zwischen den beiden Teamkollegen. Eine Yamaha-Party nach Saisonende wurde sogar abgesagt, bei der Präsentation der neuen Yamaha-Modelle auf der Motorradmesse EICMA in Mailand stand man zwar gemeinsam auf der Bühne, gesprochen wurde aber nicht miteinander.

Yamaha-Stallkrieg als Motivationsmotor

Der Stallkrieg zwischen Rossi und Lorenzo, der bereits in ihrer ersten gemeinsamen Yamaha-Ära zwischen 2008 und 2010 für Schlagzeilen gesorgt hatte, scheint also nach zuletzt zwei harmonischen Saisons nun wieder voll entbrannt. Für Lorenzo aber nicht unbedingt ein Nachteil: "Valentino ist für mich ein großartiger Teamkollege, weil er mich ständig antreibt, noch besser zu werden und das Leistungsniveau immer wieder anzuheben. Deshalb war das auch mein bisher härtestes Jahr. 2016 wird aber wohl noch härter werden."