Die Rollen im großen persönlichen Duell zwischen Valentino Rossi und Marc Marquez waren in den Augen vieler Fans stets klar verteilt. Auf der einen Seite die Legende Rossi, der durch das Verhalten Marquez' die Chance auf den zehnten Weltmeistertitel geraubt wurde. Auf der anderen Seite Marquez, der hinterlistige Youngster, für den nur noch die Zerstörung von Rossis Traum zählte. Eine Einschätzung, die natürlich maximal teilweise richtig ist und die Marc Marquez in dieser Form nun auch endgültig aus den Köpfen der Leute bringen will.

"Ich will nur das Beste für den Motorradsport", stellte er gegenüber CNN klar. "Das ist meiner Meinung nach eine gute Beziehung zwischen Valentino und mir ist." Tatsächlich hat Marquez bereits beim Saisonfinale Anfang November einen ersten Schritt in diese Richtung gewagt. "Ich habe Valentino schon in Valencia gesagt, dass ich ihm die Hand reiche", erinnert er. Der damals aber sichtlich aufgebrachte Rossi nahm das Friedensangebot nicht an.

Kein Groll nach harten Worten Rossis

Marquez hofft dennoch, dass sich das in Zukunft ändern wird. "Als er die Weltmeisterschaft verloren hat, war er einfach nur ausgelaugt. Das kann ich vollkommen nachvollziehen und deshalb will ich auch nicht zu sehr darüber nachdenken, was er gesagt hat", gibt sich der 2015 ebenfalls geschlagene Marquez verständnisvoll. Rossi hatte ja nach dem Rennen in Valencia eine minutenlange Wutrede gegen Marquez gestartet, in der er kein gutes Haar an seinem 14 Jahre jüngeren Konkurrenten ließ und ihm vorwarf, bewusst nicht an Lorenzo vorbeigegangen zu sein, obwohl er die Pace dazu gehabt hätte.

Marquez griff Lorenzo in Valencia nie an, Foto: Milagro
Marquez griff Lorenzo in Valencia nie an, Foto: Milagro

Anschuldigungen, die Marquez einmal mehr zurückweist: "In Valencia wollte ich das Rennen unbedingt gewinnen, weil mir klar war, dass er sich sonst beschweren würde. Außerdem wollte ich die Saison mit dem für mich besten Ende abschließen. Jorge ist dort aber die schnellste Runde gefahren, einen neuen Rundenrekord und hat eine neue schnellste Rennzeit aufgestellt. Ich konnte ihn einfach nicht überholen und somit auch nicht gewinnen."

Rossi als Auslöser für Streit

Kein Verständnis zeigt Marquez auch für die Aussagen Rossis vor dem Grand Prix von Malaysia, die den großen Streit der beiden Ausnahmekönner seiner Meinung nach erst so richtig ins Rollen brachte. "Mein Verhältnis mit Valentino war bis zum Donnerstag in Sepang eigentlich richtig gut", wundert sich Marquez. "Ich finde, er hat die Sache viel mehr aufgebauscht, als normal wäre. Das war nicht gut für den Motorradsport."

Nach der Winterpause soll aber alles wieder besser werden. "Ich hoffe, dass 2016 eine völlig neue Saison mit einem neuen Verhältnis zwischen uns wird und wir all diese Dinge vergessen können. Wenn er wieder Rennen gewinnt können wir wohl darüber reden, was passiert ist", so Marquez. Der zweifache MotoGP-Champion arbeitet derzeit als Mentor in einem Camp für Nachwuchsfahrer im Alter von neun bis 13 Jahren und glaubt, in ihnen den in der MotoGP zuletzt verlorenen Spirit des Rennsports zu erkennen: "Auf der Strecke kämpfen sie gegeneinander, überholen sich und pushen ihre Limits. Wenn sie die Helme abnehmen, sind sie aber Freunde und spielen zusammen noch eine Runde Fußball. So sollte eine Beziehung zwischen Fahrern aussehen."