2016 werden die Karten in der MotoGP völlig neu gemischt. Die neue Einheitselektronik hält Einzug, zudem geht der Wechsel des Reifenausrüsters von statten. Bridgestone sagt nach sieben Jahren als Exklusivlieferant Servus und übergibt das Zepter an Michelin. Mit den französischen Pneus dürfte das Feld etwas durcheinander gewürfelt werden, erste Indizien dafür lieferten die Tests vor wenigen Wochen in Valencia.

Michelin geht bei seinem Comeback neue Wege. 17-Zoll-Reifen werden ebenso eine Neuheit sein wie die Intermediate-Reifen für Mischbedingungen. Eines ließ sich in Valencia schon erkennen: vor allem Suzuki scheinen die Gummis aus Frankreich entgegenzukommen. Großes Lob von allen Fahrern erhielt Michelin für das Aufwärmverhalten seiner Reifen, aber auch für den hervorragenden Grip der Hinterreifen.

Die Michelin-Techniker kooperieren eng mit den Teams, Foto: Ducati
Die Michelin-Techniker kooperieren eng mit den Teams, Foto: Ducati

Die Charakteristik der Michelins nimmt Dovizioso hin

Ein Fragezeichen jedoch steht noch hinter der Haltbarkeit und vor allem dem Vorderreifen. Andrea Dovizioso präzisiert die Probleme der MotoGP-Piloten im Gespräch mit Crash.net: "Es ist nicht leicht, die Reifen zu handlen. Das Potenzial ist da und der Grip ist wirklich gut, aber in jeder Kurve mit der Front am Limit zu sein, ist sehr sehr schwierig", räumt der Ducati-Pilot ein. "Das ist aber auf jeder Strecke so, das haben wir schon ausprobiert. Die Charakteristik bleibt die gleiche, egal auf welcher Mischung und mit welchem Gummi."

Dovizioso sieht damit vor allem die Werke und die Fahrer in der Pflicht, sich bestmöglich auf die Reifen einzustellen: "Die Reifen sind einfach so. Wir haben hinten jede Menge Grip und können wirklich schnell fahren, aber es ist nicht leicht, mit der Front zurechtzukommen. Sowohl beim Bremsen, als auch an dem Moment, an dem wir wieder ans Gas gehen. Wenn man die Front in voller Schräglage entlastet, ist es leicht, sie zu verlieren",

Mit der Front dürfen die MotoGP-Piloten nicht zu hart pushen, Foto: Ducati
Mit der Front dürfen die MotoGP-Piloten nicht zu hart pushen, Foto: Ducati

Dovizioso: Vorsicht am Rennwochenende ist geboten

Die Folge waren schon viele kleinere und größere Stürze sowohl bei den Michelin-Tests während der MotoGP-Saison 2015, als auch an den Tagen nach dem Grand Prix in Valencia. "Wir müssen verstehen, wie wir das Gefühl für die Front verbessern können", weiß Dovizioso um die Wichtigkeit dieser Testfahrten. "Insgesamt haben wir ein gutes Gefühl beim Fahren, aber man versteht nicht alles, was passiert. Manchmal kann man einfach so stürzen, deshalb ist es sehr wichtig zu verstehen, ob wir das als Team managen können oder ob das für jeden gleich ist und der Fahrer damit zurechtkommen muss."

Sollte das Reifenmanagement dann ausschließlich vom Fahrer abhängen, ist an den Rennwochenenden Vorsicht mit der Front geboten. Zu viele Stürze darf man sich nicht erlauben, was die Bedeutung der Testfahrten weiter erhöht. "Viele Fahrer waren schnell, aber das Rennen ist eine andere Geschichte. Am Rennwochenende kann mich nicht einfach pushen und stürzen, wie man lustig ist, weil das das Rennwochenende direkt beeinflusst", mahnt Dovizioso abschließend an.