Das war eine Eskalation mit Ansage! Valentino Rossi und Marc Marquez kollidierten im Duell um Rang drei in der siebenten Runde des Malaysia-GP in Sepang in Turn 14, was zu einem Sturz von Marquez und dessen Ausscheiden führte.

Rossi verzögerte massiv und zog, mit dem Blick nach hinten gerichtet, etwas abseits der Ideallinie nach außen. Marquez, der in dieser Rechtskurve die Außenbahn inne hatte, berührte Rossis Yamaha kurz nach dem Scheitelpunkt und hatte seinen Helm auf dem Knieschoner Rossis. Dieser drückte sein Knie nach außen und brachte Marquez damit zu Sturz (siehe eingebetteter Tweet).

"Ich wollte in Kurve 14 etwas weiter gehen, um eine bessere Linie auf die Gerade zu haben und um ihn (Marquez) langsamer zu machen, weil er mir Probleme bereitet hat. Leider ist er mir zu nahe gekommen und ich denke, dadurch ist er gestürzt", war sich Rossi unmittelbar nach dem Zieleinlauf keiner Schuld bewusst.

Strafe: Rückversetzung in Valencia für Rossi

Die Rennleitung sah das allerdings etwas anders. Nach fast einer Stunde Wartezeit und einer Anhörung aller beteiligten Parteien lautete die Entscheidung: Rossi bekommt drei Strafpunkte auf sein Sündenkonto. Da er in Misano bereits einen Strafpunkt erhielt, hält er nun vor dem Finale in Valencia bei vier. Das bedeutet eine Rückversetzung auf den letzten Startplatz im letzten Rennen der Saison. Yamaha wird diese Entscheidung anfechten, es ist aber unwahrscheinlich, dass dem Protest stattgegeben wird.

Aufgrund dieser Entscheidung durfte Rossi aber zumindest seinen in Sepang eroberten dritten Platz und die damit einhergehenden 16 Punkte behalten. Damit geht er mit sieben Zählern Vorsprung auf Jorge Lorenzo in den finalen Lauf der MotoGP-Saison 2015.

Rossi findet Bestrafung zu hart

Auch Stunden nach dem Hearing vor der Rennleitung hielt Rossi an seiner Version des Zwischenfalls fest: "Ich wollte nicht, dass Marquez stürzt, und ich habe ihn auch nicht getreten. Aus der Heli-Perspektive sieht man mehr, denn von der Seite sieht es so aus, als hätte ich ihn getreten. Ich wollte an ihn ranfahren, die Linie zumachen, abbremsen und schauen, dass er Zeit verliert."

"Als ich immer langsamer wurde und seine Linie schneiden wollte, hat er mich mit dem Lenker an meinem linken Bein berührt und deshalb ist er gestürzt. "Wenn man es langsam, Bild für Bild, laufen lässt, dann sieht man auch, dass mein Fuß erst von der Raste gerutscht ist, als er schon gestürzt war", verteidigte sich Rossi.

Marquez' Sicht des Sepang-Crash

Sein Unfallgegner sah die Dinge anders: "Ich bin in die Kurve eingefahren, Valentino war auf der Innenseite. Deshalb habe ich mein Motorrad etwas aufgerichtet, aber er ist einfach geradeaus gefahren. Dann hat er mich zwei Mal angesehen und ich habe abgewartet, was ich nun tun sollte. Ich habe versucht meine Linie zu halten, aber dann hat er sein Bein ausgefahren."

"Damit hat er meinen Lenker und meine Vorderradbremse berührt, weshalb mein Vorderrad blockiert hat und ich gestürzt bin. Als ich dann schon am Boden lag, hat er sich noch einmal umgedreht. Mein Rennen war da aber schon vorbei", unterstellte Marquez Rossi Absicht.

Gemüter kochten in Sepang hoch

Dem Crash war eine tagelange Konfrontation zwischen Rossi und Marquez vorangegangen. Am Donnerstag hatte Rossi Marquez im Rahmen der offiziellen Pressekonferenz vorgeworfen, auf Phillip Island Schützenhilfe für Jorge Lorenzo geleistet zu haben und das Rennen gezielt beeinflusst zu haben. Im Rennen selbst provozierte Rossi erneut, als er nach einem von zahlreichen Überholmanöver gegen Marquez die linke Hand hob und ihm beim Beschleunigen auf eine Gerade quasi zum Abschied winkte.