Im Grand Prix von Aragon lief am Sonntag alles für Jorge Lorenzo. Der Mallorquiner erwischte den besten Start in das Rennen und bog als Erster in Kurve eins ein. Nur drei Piloten konnte man im Vorfeld zutrauen, Lorenzo in so einer Situation noch abzufangen: Marc Marquez, Dani Pedrosa und Valentino Rossi. Weltmeister Marquez verabschiedete sich schon in Runde zwei mit einem Sturz auf dem Rennen. Pedrosa und Rossi hielten im Aragon-GP zwar bis zur Zielflagge durch, verspielt hatten sie ihre Siegchancen aber auch schon in der Startphase. Ihre Siegchancen raubte Andrea Iannone auf der Ducati. Die Analyse:

Prellbock Iannone

Während Lorenzo von Beginn an freie Fahrt an der Spitze hatte, mussten sich die von den Startplätzen fünf und sechs ins Rennen gegangenen Pedrosa und Rossi zunächst hinter Iannone einordnen, der sich als Dritter in Reihe eins qualifiziert hatte. Der nach einer Schulterverletzung angeschlagene Ducati-Pilot erwies sich als harte Nuss für seine beiden Verfolger und es dauerte bis zu Runde drei bei Pedrosa und Runde vier bei Rossi, bis sie Iannone hinter sich lassen konnte. Erst dann konnte sich das Verfolgerduo formieren, doch der Rückstand auf Jorge Lorenzo war zu diesem Zeitpunkt, also am Ende des vierten Umlaufs im Rennen, bereits auf mehr als 2,7 Sekunden angewachsen. "Als wir an Andrea überholt hatten, war Jorge an der Spitze schon lange entwischt", stellte Pedrosa nach dem Rennen fest.

Fortan konnte sich Lorenzo in Führung liegend völlig darauf konzentrieren, seinen Vorsprung gegenüber Pedrosa und Rossi zu verwalten. Bis zur sechsten Runde baute er ihn noch leicht auf drei Sekunden aus, nahm dann etwas Tempo heraus und ließ ihn wieder auf 2,5 Sekunden sinken. Als ihm das in der folgenden Runde am Pitboard mitgeteilt wurde, zog er wieder an und schraubte den Abstand in drei Runden wieder auf mehr als drei Sekunden. Er fuhr ein taktisch brillantes und völlig abgeklärtes Rennen im Stil eines großen Champions. Lorenzo tat genau das, was er tun musste, und kein Stück mehr.

Fast vier Runden brauchte Rossi, bis er an Iannone vorbei war, Foto: Ducati
Fast vier Runden brauchte Rossi, bis er an Iannone vorbei war, Foto: Ducati

Das zeigt auch ein Blick auf den Abstand zwischen ihm und seinen Verfolgern in der Schlussphase. Selbst als sich Pedrosa und Rossi in den letzten fünf Runden mit unzähligen Überholmanövern, die immer für massiven Zeitverlust sorgen, um Rang zwei duellierten, wuchs der Vorsprung Lorenzos bestenfalls minimal an. Als der Kampf von Runde 20 an so richtig entbrannte, schmolz der Polster des Führenden sogar Zehntel für Zehntel. Alles natürlich im vollen Bewusstsein, dass Pedrosa und Rossi in diesem Rennen niemals mehr zu ihm aufschließen können würden.

Iannone konnte seine rasante Pace aus der Anfangsphase übrigens nicht lange halten. Sofort nach dem Überholmanöver Rossis gegen ihn verlor er auf seinen Landsmann und Dani Pedrosa deutlich an Boden, sein Rückstand auf Lorenzo lag zur Rennhälfte schon bei knapp fünf Sekunden. Die verletzte Schulter machte Iannone doch sichtlich zu schaffen. Er konnte seinen vierten Platz zwar bis zur Ziellinie verteidigen, hatte dort aber knapp acht Sekunden Verspätung gegenüber Sieger Lorenzo.

Bradls Einbruch

Einen ähnlichen Abfall in seiner Performance erlebte am Sonntag Stefan Bradl. In seinem Fall ging es aber nicht nur um mehr oder weniger unbedeutende Sekunden, sondern um wertvolle Positionen. Bradl kam von Startplatz 17 ausgezeichnet weg und lag schon am Ende der ersten Runde auf Platz 13. Ab Runde zehn nahm er dann sogar Position zwölf ein, doch vier Umläufe später begann die Talfahrt des Aprilia-Piloten.

Bradl kontrollierte das Geschehen in seiner Gruppe lange Zeit, Foto: Aprilia
Bradl kontrollierte das Geschehen in seiner Gruppe lange Zeit, Foto: Aprilia

Bradls Hinterreifen verlor abrupt an Bodenhaftung. "Urplötzlich, nach Rennhälfte, begann der Grip Schritt für Schritt weniger zu werden. Das Motorrad ist herumgedriftet und der Hinterreifen verschliss sehr schnell. In den letzten zehn Runden hatte ich dann gar keinen Grip mehr", erklärte er nach Rennende seine Probleme. Dies führte zu einer Talfahrt zurück auf den enttäuschenden Platz 18. Ein Vergleich zwischen Bradls Rundenzeiten ab Umlauf 14 und denen von Maverick Vinales, den er in den ersten 13 Runden noch hinter sich halten konnte, verdeutlicht Bradls Probleme.