Vorsichtig tasteten sich die MotoGP-Fahrer auf nasser Strecke ans Limit. Zwanzig Minuten Warm-Up sind nicht unbedingt viel, um ein komplett neues Setup zu finden. Einige Piloten, zum Beispiel Marc Marquez, probierten im Warm-Up noch einmal einen Motorradwechsel, um im Rennen auf alle Gegebenheiten vorbereitet zu sein. Bei den Spitzenfahrern stand eindeutig das Renn-Setup im Vordergrund, so dass die schnellsten Zeiten zu Anfang nicht unbedingt von den Favoriten abgeliefert wurden. Marquez schien gegen Trainingsende ein gutes Regen-Setp gefunden zu haben und fuhr die zeitweise schnellste Zeit. Dann aber drehte Valentino Rossi richtig auf und legte eine Wahnsinnsrunde hin. Letztlich unterbot er Marquez um satte sieben Zehntel. Auf der letzten Rille quetschte Danilo Petrucci seine Ducati auf Rang zwei. Als viertschnellster kam Lokalheld Cal Crutchlow bis auf eine Zehntelsekunde an Marquez heran, Jorge Lorenzo, ohnehin kein bekennender Regen-Fan, musste sich mit der fünftschnellsten Zeit abfinden. Dani Pedrosa tat sich ebenfalls schwer und fuhr auf Rang elf. Stefan Bradl legte eine gute Pace vor. Am Ende fuhr er auf Rang dreizehn, satte sieben Plätze vor Teamkollege Alvaro Bautista.

Die Platzierungen: Im Warm-Up lag Rossi mit Abstand vorne, gefolgt von Petrucci, Marquez und Crutchlow. WM-Spitzenreiter Lorenzo kam auf Rang fünf, dahinter Dovizioso, Smith und Hernandez. Die Top Ten erreichten auch Iannone und Pol Espargaro. Bradl erreichte letztlich den dreizehnten Platz.

Die Zwischenfälle: Ihre erste Ausfahrt im nassen Silverstone gingen die MotoGP-Piloten recht behutsam an. Niemand musste das britische Kiesbett bemühen.

Das Wetter: In der Nacht erreichte ein großes Regengebiet Silverstone. Rechtzeitig zum Warm-Up der MotoGP war die Strecke nass, auf dem welligen Untergrund bildeten sich sogar kleine Pfützen. Schwierige Bedingungen also, zumal die verschiedenen Asphalt-Sorten auf der Strecke sehr unterschiedlich auf Feuchte reagieren. Im Vergleich zu den vorherigen Trainings-Sessions haben sich die Temperaturen um mehr als fünf Grad abgekühlt, die Luft auf 15 Grad, der Asphalt auf nur 18 Grad. Auch zum Rennen ist nicht mit einer Wetterbesserung zu rechnen. Dementsprechend mussten sich die Piloten innerhalb kurzer Zeit ein komplett neues Setup erarbeiten. Im Laufe des Tages wird es immer wieder zu starken Schauern kommen. Dass die Strecke vor dem MotoGP-Rennen noch einmal abtrocknet, ist sehr unwahrscheinlich.

Die Analyse: Der Regen von Silverstone hat es geschafft, vor dem MotoGP-Rennen noch einmal fr Spannung zu sorgen. Sah es nach dem Qualifying noch nach absoluter Marquez-Dominanz aus, meldete sich Rossi mit seiner Hammer-Runde eindeutig mit Anspruch auf das oberste Treppchen zurück. Auch psychologisch ist er nun klar im Vorteil, gegenüber seinem Teamkollegen Lorenzo ebenso. Pedrosa startet zwar aus der ersten Reihe, ging aber im Warm-Up extrem behutsam zu Werke. Aus deutscher Sicht kann Bradl im Regen durchaus ein erfreuliches Ergebnis einfahren und sich noch einmal bei Aprilia für 2016 empfehlen.