Es erinnerte ein wenig an die Trennung eines alten Ehepaares, als Valentino Rossi beim Saisonfinale 2013 bekannt gab, in Zukunft nicht mehr mit Jeremy Burgess zusammenarbeiten zu wollen, der zuvor 14 Jahre lang sein Crewchief in der Königsklasse gewesen war. Burgess galt Zeit seiner Karriere als beinahe unfehlbarer Star unter den Ingenieuren, hatte er doch mit Wayne Gardner, Mick Doohan und Rossi selbst nicht weniger als 13 Titel in der MotoGP beziehungsweise 500ccm-Klasse gewonnen.

Rossi, der zu diesem Zeitpunkt in den 56 vorangegangenen Rennen gerade einmal einen Sieg feiern konnte, war überzeugt, einen neuen Input, eine andere Herangehensweise von seinem Crewchief zu brauchen. Da ihm Burgess diese anscheinend nicht liefern konnte, tauschte er ihn gegen Silvano Galbusera aus. Dass die Wahl auf Rossis italienischen Landsmann fiel, überraschte die Fachwelt noch viel mehr als die Entlassung von Burgess. Galbusera hatte noch nie in der MotoGP gearbeitet und war Rossi lediglich bei einem Superbike-Test nach seinem Beinbruch 2010 behilflich gewesen.

Sieben Titel holten Rossi und Burgess zusammen, Foto: Fiat Yamaha
Sieben Titel holten Rossi und Burgess zusammen, Foto: Fiat Yamaha

Traumpaarung von Tag eins an

Doch Rossi war vom Können des WSBK-Haudegens überzeugt und schon bald stellten sich die ersten Erfolge ein. 2014 war der Yamaha-Pilot von Saisonbeginn an erster Herausforderer von Marc Marquez, seinen Teamkollegen Jorge Lorenzo hatte er klar im Griff. Bei den Grands Prix von San Marino und Australien sollte es schließlich auch zwei Mal mit einem Rennsieg klappen. Schon damals fiel auf, dass Rossi kein gutes Qualifying brauchte, um am Sonntag ganz oben zu stehen. Auf Phillip Island etwa gewann er von Startplatz acht aus.

Seinen nächsten Sieg sollte der mittlerweile 36-Jährige beim Saisonauftakt 2015 in Katar feiern. Rossis Startplatz damals: acht. In Argentinien durfte er nun am Sonntag seinen zweiten Erfolg in diesem Jahr bejubeln. Ins Rennen gegangen war er - natürlich - von Position acht. Doch wie ist es möglich, dass der Mann mit der Nummer 46 nach stets bescheidenen Leistungen am Freitag und Sonntag im Rennen jedes Mal voll da ist.

In der Schlussphase des Argentinien-GP zündete Rossi den Turbo, Foto: Repsol Media
In der Schlussphase des Argentinien-GP zündete Rossi den Turbo, Foto: Repsol Media

Nun, hier scheint die perfekte Zusammenarbeit zwischen Rossi und Galbusera so richtig zum Tragen zu kommen. Den beiden Italienern gelingt es regelmäßig, ein Paket auszuhecken, mit dem sie gegenüber der Konkurrenz über die volle Renndistanz die Nase vorne haben - sei es durch Abstimmungsdetails und eine alternative Reifenwahl. Da kommt auch Rossis Teamkollege Jorge Lorenzo, selbst als einer der großen Tüftler im Feld bekannt, nicht mehr mit und kann nur anerkennend gratulieren. Eine Rolle, die bald auch Marc Marquez drohen könnte.