Das Sensationscomeback von Casey Stoner in der MotoGP, von dem Fans seit seinem Rücktritt 2012 träumen, wäre an diesem Wochenende in Austin um ein Haar Realität geworden. Nach dem Ausfall von Dani Pedrosa war man bei Repsol Honda auf der Suche nach einem Ersatzpiloten und Stoner ließ dem Team wissen, dass er bereit stünde. "Casey ist auf uns zugegangen. Er wollte Dani ersetzen und so dem Team helfen. Ich war ehrlich gesagt ein wenig überrascht, aber natürlich auch sehr glücklich über diese Anfrage von Casey", bestätigt HRC-Boss Shuhei Nakamoto.

Bei Honda lehnte man aber nach einem Meeting zwischen Nakamoto, Technologiedirektor Kokubu und Technikchef Yokoyama dennoch dankend ab. "Casey ist für Honda eine sehr wichtige Persönlichkeit, ein VIP wenn man so will. Wenn er wieder MotoGP fährt, muss er unserer Meinung nach also mindestens um das Podium kämpfen können. Das ist unser Ziel. Ich möchte ihn nicht auf Platz fünf oder sechs sehen", erklärt Nakamoto die Überlegungen bei HRC.

Setup-Suche als Hauptproblem

Das solle auf keinen Fall bedeuten, dass Stoner nicht mehr gut genug sei. Bei seinem Test mit dem diesjährigen Honda-MotoGP-Bike vor Sepang I fehlten dem Australier nur 1,5 Sekunden auf seine persönliche Rekordrunde, was in Anbetracht der damaligen Umstände eine sehr gute Zeit war, wie Nakamoto betont: "Ich habe keinen Zweifel daran, dass er immer noch sehr, sehr schnell ist. Er braucht aber auch ein gutes Setup am Motorrad und wir waren uns nicht sicher, ob wir ihm das bieten können."

Stoner arbeitete in diesem Jahr noch an keinem Setup, Foto: Repsol Honda
Stoner arbeitete in diesem Jahr noch an keinem Setup, Foto: Repsol Honda

In Sepang arbeitete Stoner an keinem Setup für die RC213V, sondern testete lediglich neue Teile für die Saison 2015. Er hätte also bei der Suche nach einem Setup bei null begonnen, was auch für die Arbeit mit seinem Crewchief gegolten hätte. Vor seinem Rücktritt arbeitete er mit Christian Gabbarini zusammen, doch der stimmt mittlerweile Jack Millers Bike bei LCR Honda ab. "Christian konnten wir klarerweise nicht darum bieten, wieder mit Casey zu arbeiten", stellte Nakamoto fest.

Ein Test hätte gereicht

So wäre Pedrosas neuer Renningenieur Ramon Aurin für Stoner zuständig gewesen, was aber laut Nakamoto einige Probleme mit sich gebracht hätte: "Ramon ist ein guter Ingenieur, aber er hat nie mit Casey gearbeitet und sogar Christian hatte manchmal Probleme, das richtige Setup für ihn zu finden. Ein neuer Crewchief bedeutete also ein großes Fragezeichen."

Bei Honda wollte man daher kein Risiko eingehen und entschied sich für die Absage an Stoner. "Wenn wir die Zeit gehabt hätten, zumindest einen Test mit Casey zu fahren, dann hätten wir zugesagt. Leider war das aber nicht möglich", bedauert Nakamoto. "Casey ist wie ein Sohn für mich, also ist mir diese Entscheidung sehr schwer gefallen. Ich verstehe, dass er enttäuscht ist, weil ich ihn zuvor oft gebeten habe, zurückzukommen oder einen Wildcard-Einsatz zu bestreiten."