Desaster abhaken, Blick nach vorne richten. Die Marschroute nach dem Katastrophen-Saisonauftakt in Katar ist für Gresini Aprilia zumindest auf dem Papier schnell gefunden. Während Marco Melandri dort als 21. mit großem Rückstand von knapp 34 Sekunden auf den Vorletzten die Zielflagge sah, war das Rennen für Alvaro Bautista nach nicht einmal einer Runde bereits beendet.

Ausgerechnet Weltmeister Marc Marquez beschädigte die RS-GP Bautistas nach einem überharten Manöver inklusive Kontakt derart schwer, dass sich dieser mit zerstörtem Brems-System soeben noch in die Box retten konnte. Für Gresini Aprilia, das jeden Rennkilometer als wichtige Testzeit im Hinblick auf eine 'vollwertige Teilnahme' 2016 dringend benötigt, glich der Saisonauftakt somit einem einzigen Alptraum.

Aprilia: Bautistas Performance ausschlaggebend

Nach großen Problemen aber auch stetigen kleineren Fortschritten während der Winter-Tests will Gresini Aprilia das Rennen auf dem Circuit of the Americas nahe der texanischen Hauptstadt Austin nun als ersten echten Gradmesser verwenden. Dass mit Bautista ausgerechnet der einzige konkurrenzfähige Pilot in Katar früh ausfiel, warf das Team in seinem Entwicklungsplan zumindest kurzzeitig zurück.

Für Alvaro Bautista startet die Saison erst in Austin, Foto: Aprilia Gresini
Für Alvaro Bautista startet die Saison erst in Austin, Foto: Aprilia Gresini

Mit den Back-to-back-Rennen in Austin und Argentinien besteht nun jedoch die Chance, die Defizite zeitnah zumindest partiell aufzuholen: "Wir sind vom Saisonauftakt natürlich bitter enttäuscht, aber glücklicherweise haben wir aufgrund der hohen Dichte an Rennen nicht einmal die Chance, zu jammern. Wir müssen die unerfreuliche Situation abhaken und in Austin das Beste aus unseren Möglichkeiten machen. Wir sind auf Bautistas ersten Rennauftritt gespannt", blickt Aprilia-Motorsportchef Romano Albesiano voraus.

Rennen als einzig wahre 'Simulation'

Das Ziel des Teams ist für das Austin-Wochenende dabei klar abgesteckt: "Es ist für uns in der jetzigen Entwicklungsphase einfach unabdingbar, Rennkilometer unter Ernst-Bedingungen zu sammeln. Dies sind Daten, die du nur schwierig durch Simulationen gewinnen kannst. Wir haben in Katar klar und deutlich gesehen, welche hohen Hürden auf uns zukommen. Im Hinblick auf das Fernziel 2016 geht es für uns dennoch schon jetzt um jedes Detail", offenbarte Albesiano den großen Druck für das Team.

Teamchef Fausto Gresini erklärt, warum jedes Rennen auch bei ausbleibender Wettbewerbsfähigkeit von massiver Wichtigkeit für den Rennstall ist: "Wir haben uns zum verfrühten Comeback entschieden, da es unsere Strategie ist, jede Strecke bereits live zu lernen und die wichtigen spezifischen Eigenschaften herauszufiltern. Das hilft uns dann nicht nur für die Entwicklung der RS-GP, sondern erleichtert uns im kommenden Jahr die Arbeit an den Rennwochenenden massiv. Wir hoffen daher, beide Piloten im Ziel zu sehen – nach einem problemfreien Grand Prix."

Ex-Vizeweltmeister Marco Melandri durchlebt seit seiner Rückkehr in die MotoGP einen Alptraum, Foto: Aprilia Gresini
Ex-Vizeweltmeister Marco Melandri durchlebt seit seiner Rückkehr in die MotoGP einen Alptraum, Foto: Aprilia Gresini

Bautista bangt: Probleme nur Katar-spezifisch?

Bautista selbst ist auf ein weiteres hartes Wochenende bereits eingestellt: "Wir hatten in Katar auch vor meinem Ausfall schon komische Probleme über die Sessions hinweg, und wir hoffen natürlich, dass dies nur mit den besonderen Charakteristiken des Nachtrennens sowie des Streckenzustands zu tun hatte. Wenn nicht, wird es auch in Austin sehr ungemütlich für uns, obwohl wir natürlich auf eine gute Wende hoffen. Gerade deshalb wäre eine Renndistanz in Katar auch sehr wichtig gewesen. Ein problemfreies Wochenende wäre daher umso wichtiger."

Für Teamkollege Melandri, der seit seiner Rückkehr aus der Superbike-Weltmeisterschaft in die MotoGP permanent mit großen Problemen zu kämpfen hat, steht allem Anschein nach ein weiterer harter Test seiner Leidensfähigkeit auf dem Programm: "Ich kenne die Strecke in Austin noch überhaupt nicht – und das macht die Sache für mich nicht einfacher. Immerhin habe ich in Katar durch meine Zielankunft nicht nur wichtige Daten für das Team gesammelt, sondern auch Selbstvertrauen getankt. Ich will mich weiter steigern und werde ab Freitag alles nötige dafür tun."