Die echten Typen sind in der Motorrad-Weltmeisterschaft rar geworden. Zu den wenigen verbliebenen zählt definitiv Jack Miller. Das etwas ungehobelte aber stets natürliche und sympathische Auftreten des Australiers ist ein erfrischender Kontrast zur durchchoreographierten PR-Show der Retorten-Piloten. Angesichts seiner Außergewöhnlichkeit ist es gar nicht so überraschend, dass Miller auch einen anderen Karriereweg einschlägt, als es praktisch alle anderen Fahrer tun. Er überspringt die Moto2-Klasse und wechselt direkt von der Moto3 in die MotoGP.

Das bedeutet mal eben 200 Pferdestärken und 100 Kilogramm mehr sowie Carbonbremsen und Unmengen an Elektronik. Eine große Herausforderung, die Miller zu Beginn seiner MotoGP-Karriere an die persönlichen Grenzen treiben wird. Davon ist Wayne Rainey, selbst dreifacher Weltmeister in der Königsklasse von 1990 bis 1992, überzeugt. "Junge, unerfahrene Piloten machen immer Fehler. Er fährt nun ein unglaublich leistungsstarkes Motorrad gegen die besten Fahrer der Welt, also erwarte ich, dass ihm Fehler unterlaufen werden", erklärte er im Gespräch mit der offiziellen Seite der MotoGP. Dennoch will Rainey den mutigen Schritt Millers nicht als überhastet einstufen: "Er hat eine Menge Talent und ist ein wirklich interessanter Fahrer. Ich denke, dass er sich sehr methodisch an das Motorrad gewöhnen wird, also sollte es kein allzu großes Problem für ihn darstellen. Jack sollte das schaffen."

Die ersten MotoGP-Tests verliefen für Miller durchwegs positiv, Foto: LCR Honda
Die ersten MotoGP-Tests verliefen für Miller durchwegs positiv, Foto: LCR Honda

Eine Meinung, die Rainey mit zahlreichen anderen namhaften Beobachtern der Szene teilt. Unter ihnen ist Herve Poncharal, Teamchef bei Tech-3-Yamaha. Er hätte Miller ebenfalls gerne in seinem Team gehabt, doch der Moto3-Vizeweltmeister entschied sich für die Truppe von LCR Honda. "Ich denke nicht, dass Jacks Entscheidung dumm war", stellt er bei Crash.net klar. "Es ist sicher nicht verrückt, wenn du ein ausgezeichnet Moto3-Pilot bist. Vor dem ersten Rennen gibt es ja noch einige Testfahrten. Außerdem hat er keinen Druck, um Siege oder ähnliches kämpfen zu müssen.