Zwischen Jack Miller und Marc VDS Racing gibt es mächtig Ärger. Miller hatte mit dem Rennstall des belgischen Biermilliardärs Marc van der Straten einen Vorvertrag für die kommenden zwei Jahre in der Moto2-Weltmeisterschaft abgeschlossen, in dem bereits entscheidende Themen wie das Gehalt des Australiers und die technische Unterstützung festgelegt wurden. Im Anschluss wurde ein detaillierter, endgültiger Vertrag ausgearbeitet, in dem die wesentlichen Punkte aber unverändert blieben.

Dieser Kontrakt wurde allerdings seitdem nie unterschrieben und sämtliche Anfragen bezüglich des Vertrags von Seiten des Rennstalls an Miller, seine Eltern oder dessen Management wurden nicht beantwortet. Der Grund scheint klar: Miller könnte im kommenden Jahr den direkten Sprung von der Moto3 in die MotoGP machen und meinte vor kurzem bereits, dass er keinen Vertrag für die nächste Saison habe.

Marc VDS Racing pocht aber auf den unterschriebenen Vorvertag. "Es gibt keine Ausstiegsklausel für den Fall, dass Jack Miller ein Angebot für die MotoGP-Saison 2015 erhält. So lange der endgültige Vertrag nicht unterschrieben ist, bleibt der Vorvertrag für beide Seiten bindend", erklärte das Team in einem offiziellen Statement. Eine wenig verwunderliche und umso verständlichere Reaktion, wenn man die aktuelle Situation des Moto3-WM-Leaders betrachtet. Marc VDS hatte nämlich erheblichen Anteil daran, dass Miller das Racing Team Germany verlassen konnte und in das KTM-Werksteam von Aki Ajo wechseln durfte. Der Finne wusste dabei ebenfalls von dem bestehenden Vorvertrag, heißt es aus Richtung Marc VDS.

Marc VDS verlangt Klärung

"Es ist wirklich schade, dass wir mit dieser Angelegenheit an die Öffentlichkeit gehen müssen, aber wir haben keine andere Wahl", meint Teamchef Michael Bartholemy. "Wir haben einen Vertrag mit Jack Miller und bereiten uns bereits auf seine Ankunft im Team 2015 vor, denn für uns ist ein Deal eben ein Deal. Wenn Jack seine Meinung geändert hat und im nächsten Jahr doch nicht für uns fahren will, dann müssen er und sein Management mit uns darüber reden und nicht einfach unsere Versuche, die Situation zu klären, ignorieren."

In der Moto2-WM belegt Marc VDS mit Mika Kallio und Esteve Rabat aktuell die Ränge eins und zwei, Foto: Marc VDS Racing
In der Moto2-WM belegt Marc VDS mit Mika Kallio und Esteve Rabat aktuell die Ränge eins und zwei, Foto: Marc VDS Racing

Bartholemy macht keinen Hehl daraus, dass er eine schnellstmögliche Klärung dieser Situation wünscht: "Wir haben kein Interesse daran, irgendwelche Spielchen zu spielen. So lange diese Sache nicht geklärt ist, können wir nicht weiter für 2015 planen, weil wir nicht vorhaben unsere Abmachung zu brechen, in dem wir Jack Millers Platz einem anderen Piloten anbieten."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Jack Miller lässt sich mit seiner Hinhaltetaktik auf einen gefährlichen Poker ein. Sein Wunsch, schnellstmöglich in die MotoGP zu kommen ist natürlich nachvollziehbar und die Chancen auf einen Platz in der Königsklasse stehen bei derart vielen auslaufenden Verträgen in diesem Jahr wohl so gut wie selten. Doch die Vorteile einer Einhaltung des Vertrags mit Marc VDS Racing sind ebenfalls beträchtlich. Das Team gilt als eines der bestgeführten und -finanzierten im Paddock, Miller hat in diesem Rennstall gute Chancen auf den Titel in der Moto2 und wäre im Falle eines MotoGP-Einstiegs der Belgier wohl erste Wahl. Das größte Plus für Miller wäre in diesem Fall allerdings, dass er den Beweis bringen würde, ein Mann mit Handschlagqualität zu sein. Eine Eigenschaft, von der er seine gesamte restliche Karriere zehren können würde. (Markus Zörweg)