Er galt schon immer als ungewöhnliche Person im MotoGP-Paddock, doch mit seiner Bekanntgabe während der Saison 2012, dass er mit Jahresende seinen Helm an den Nagel hänge würde, überraschte Casey Stoner dennoch alle Fans, Mitstreiter und Fachleute. Im Anschluss wurde es still um den zweifachen Weltmeister, der fortan wieder in seiner australischen Heimat lebte.

"Nach meinem Rücktritt von der MotoGP - von dem ich weiß, dass ihn viele Leute immer noch nicht verstehen können - brauchte ich einfach eine Auszeit. Ich habe meine Entscheidung nie bereut, nicht einmal für eine Sekunde", schrieb Stoner in einem Blog für BT Sports. Die Nachteile im Leben eines MotoGP-Piloten würden aus seiner Sicht einfach überwiegen: "Natürlich vermisse ich einige Menschen und meine Freunde im Paddock, denn nach so vielen Jahren werden sie eine Art Familie. Mir hat das Rennfahren aber einfach keinen Spaß mehr gemacht. Obwohl wir ein großartiges Bike und ein tolles Team hatten, hat irgendetwas gefehlt. Deshalb habe ich mich zusammen mit meiner Familie zu diesem Rücktritt entschlossen."

2007 gewann Stoner auf Ducati seinen ersten Weltmeistertitel, Foto: Ducati
2007 gewann Stoner auf Ducati seinen ersten Weltmeistertitel, Foto: Ducati

Stoner genießt sein zurückgezogenes Leben in Australien. Schon während seiner aktiven Karriere wurde dem Ausnahmetalent aufgrund seines oft etwas unterkühlt wirkenden Charakters Überheblichkeit oder Arroganz vorgeworfen. "Nur um das klarzustellen - es ist nicht so, dass ich meine Fans nicht schätze. Das tue ich wirklich, aber viele Leute sehen einfach nicht, dass mir meine Privatsphäre extrem wichtig ist. Mein Freundeskreis und die Gruppe von Menschen, denen ich vertraue, sind sehr begrenzt, dafür bedeuten sie mir umso mehr. Wenn ich aber Interview auf Interview geben muss, vor allem gegenüber Leuten, die negativ über mich schreiben, dann frisst das meine Seele auf", stellte Stoner klar.

Ein seltener Gast

Auf Stationen des MotoGP-Zirkus ist Stoner kaum noch zu sehen. Seit seinem Rücktritt besuchte er nur zwei Events. 2013 auf Phillip Island wurde er in die Hall of Fame aufgenommen und in diesem Jahr statte er seinen ehemaligen Weggefährten in Austin einen Besuch ab: "Ich hatte die Chance in Texas vor Ort zu sein, bin aber erst am Ende des Rennens angekommen. Mir ging es hauptsächlich darum, alte Bekannte wie Shuhei Nakamoto oder Livio Suppo zu treffen und mich etwas mit den Piloten wie Dani Pedrosa, Jorge Lorenzo und so weiter auszutauschen."

Im Vorjahr war Stoner noch einige Male selbst auf der MotoGP-Honda unterwegs um bei Testfahrten sein Feedback zu geben. Aktuell sind keine Einsätze geplant, doch der mittlerweile 28-Jährige wäre gerne dazu bereit, falls man von Herstellerseite auf ihn zukommt. "Ich habe Nakamoto und Livio gesagt, dass ich noch einen Test fahren würde, wenn sie mich brauchen. Hauptsächlich als Gefälligkeit, weil im letzten Jahre so viele meiner Testtage ins Wasser gefallen sind. Ich habe mich etwas schuldig gefühlt, weil ich bezahlt wurde ohne zu fahren. Mal sehen was da herauskommt", lässt sich Stoner alle Optionen offen.