Der Freitag am Sachsenring wurde von schweren Unfällen überschattet. Am schlimmsten erwischte es Jorge Lorenzo, der in Kurve zehn einen Highsider hinlegte und auf seine ohnehin schon lädierte Schulter stürzte. Resultat: Erneute OP, Verzicht auf den Rennstart. Doch der Mallorquiner war beileibe nicht der einzige, der seine lieben Probleme mit dem selektiven Sachsenring hatte. Keine Probleme - zumindest in Sachen Sturz - hatte Bradley Smith. Der Tech-3-Yamaha-Pilot hat ein probates Mittel gefunden.

"Am Ende des Tages ist die Stelle, wo sie alle stürzen, eine fünfte-Gang-Kurve. Ich kenne die genaue Geschwindigkeit nicht, aber es sind sicherlich über 200 Stundenkilometer. Da willst du dich nicht hinlegen", so seine erste Analyse. Der Brite reagiert auf die Problem-Stelle. "Ich bin dort absichtlich etwas vorsichtiger und ich weiß, dass ich dort etwas Zeit verliere. Aber ich würde mehr Vertrauen verlieren, wenn ich dort einmal stürze, als wenn ich generell etwas vorsichtiger zu Werke gehe."

Die zahlreichen Unfälle an besagter Stelle sind keine Neuerscheinung, schon in den vergangenen Jahren verabschiedeten sich dort die Piloten reihenweise. "Bridgestone hat einen fantastischen Job gemacht und sie haben die Performance des Hinterreifens in dieser Kurve stark verbessert. Dass sie die Hinterreifen so verbessert haben, macht es für die Front schwieriger. Die Fahrer haben ein bisschen zu viel Vertrauen und pushen noch mehr. Der Hinterreifen verträgt es, der Vorderreifen nicht." Smiths' Meinung zufolge, könnte ein asymmetrischer Vorderreifen das Problem beheben, doch im Moment wäre Vorsicht das einzig probate Mittel. "Es gibt noch genug Kurven, in denen ich meine Rundenzeit verbessern kann, dann muss ich dort nicht die letzten Zehntel rausholen."

Die Hand bereitet weniger Probleme als noch in Assen, Foto: Milagro
Die Hand bereitet weniger Probleme als noch in Assen, Foto: Milagro

Verbesserungsbedarf an den Rundenzeiten des Rookies besteht aber noch. Im ersten Training reichte es für Smith lediglich für Rang 15, am Nachmittag arbeitete er sich auf Rang elf nach vorne. An seiner noch nicht gänzlich auskurierten Handverletzung liegt es aber nicht, wie er versicherte. "Sie ist noch nicht zu 100 Prozent stark, ich kann sie noch nicht richtig abbiegen aber es beeinträchtig die Performance nicht. Von diesem Gesichtspunkt her bin ich deutlich glücklicher als in Assen."

Smith fährt den Sachsenring zum ersten Mal mit einem MotoGP-Bike und ist überrascht, hatte er sich das Gefühl komplett anders vorgestellt. "Ich dachte, der Sachsenring wird viel schwerer. Ich dachte, dort ein MotoGP-Motorrad zu fahren, würde sich anfühlen, wie ein Formel-1-Auto auf einer Kart-Strecke zu fahren." Letztlich verhielt es sich genau gegenteilig, der Kurs scheint den großen Maschinen besser zu liegen als den Moto2-Bikes. "Das ist schwierig zu erklären, aber bei einem MotoGP-Bike kannst du die Richtung viel leichter ändern, ich kann das Bike viel schneller einlenken. Bei der MotoGP kannst du mit mehreren Linien rumspielen, es fühlt sich mehr wie eine Rennstrecke an, in der Moto2 gibt es nur eine Linie."

Als Favoriten auf dem Sachsenring machte Smith die Hondas aus. "Die Yamaha fühlt sich gut an, aber der Honda liegt die Strecke besser als uns. Die Hondas turnen viel schneller als unsere ein." Die vielen kritischen Stimmen zum Kurs im Osten Deutschlands kann der 22-Jährige nicht verstehen. "Natürlich ist es nicht wie Sepang, aber für mich ist das kein Problem, ich genieße das Fahren dort bislang."

Reifentechnisch erwartet der Yamaha-Pilot keine Probleme. "Auf die Renndistanz gesehen, scheint der weiche Hinterreifen ganz gut zu halten und er fühlt sich gut an." Einen Grund, den harten Hinterreifen zu testen, sieht er nicht, konnte er doch bereits bei der Konkurrenz beobachten, dass sie ihre schnellsten Runden allesamt auf den weicheren Reifen gefahren sind. Am Vorderreifen sind aber noch Experimente möglich: "Heute bin ich Soft/Soft gefahren, morgen teste ich mal den härteren Vorderreifen, vielleicht nicht am Morgen aber womöglich im vierten Training." Interessant gestaltete sich die Veränderung der Strecke, so hätte der Asphalt in den kühleren Morgenstunden mehr Grip geboten als am Nachmittag.