Porsche verstärkt seinen Kader mit einem der talentiertesten Allrounder in der Welt des Motorsports: Nico Müller wird offizieller Werksfahrer beim Sportwagenbauer aus Zuffenhausen. Die Verpflichtung gab Porsche einen Tag nach dem Wechsel des Schweizers innerhalb der Formel E von Abt Sportsline zu Andretti-Porsche bekannt.
Porsche dürfte unter Rennfahrern derzeit zu den beliebtesten Arbeitsplätzen zählen - im Jahr 2024 feierte die Traditionsmarke einen Erfolg nach dem anderen in unterschiedlichen Kategorien. Zuletzt bescherte Ex-DTM-Champion Pascal Wehrlein den Porscheanern den ersten Titelgewinn in der Formel E.
Für Müller könnte ein Werkscockpit in der Elektro-Rennserie zukünftig ebenfalls interessant werden, wenn er sich beim Kundenteam Andretti an der Seite von Ex-Weltmeister Jake Dennis behaupten kann. Der Familienvater und Porsches Formel-E-Leiter Florian Modlinger kennen sich aus gemeinsamen Audi-Zeiten in der DTM. In seiner fünften Saison in der Formel E findet Müller nun erstmals 'Weltmeister-Material' vor.
Wo könnte Nico Müller bei Porsche fahren?
Ein mögliches Einsatzgebiet für den 32-Jährigen sind ebenso die Prototypen. Porsche führt alle Wertungen in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) mit seinem 963 an, nur der verpasste Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans schmerzt. Ähnlich erfolgreich engagiert sich der Luxusautohersteller mit seinem LMDh-Prototypen in der US-Sportwagenmeisterschaft (IMSA) - auch hier hat Porsche in allen Wertungen die Nase vorne und landete zum Jahresbeginn bei den 24 Stunden von Daytona einen wichtigen Prestige-Erfolg.
"Ob und in welchen anderen Serien Nico außerdem für Porsche zum Einsatz kommt, geben wir zu einem späteren Zeitpunkt bekannt", wurde Porsche-Motorsportchef Thomas Laudenbach in einer Pressemitteilung am heutigen Mittwoch zitiert. "Wir freuen uns, einen weiteren Profi mit so einer umfangreichen und vielfältigen Motorsport-Erfahrung in unserem Kader begrüßen zu dürfen. In diversen herausfordernden Rennserien hat Nico sein Können unter Beweis gestellt."
Der frischgebackene Werksfahrer Müller sagt: "Porsche-Werksfahrer zu sein, ist für mich ein Kindheitstraum, der in Erfüllung geht. Als ich zum ersten Mal mit Porsche in Kontakt gekommen bin, war mir sofort klar: Das ist etwas ganz Besonderes. Als Rennfahrer ist Porsche die Marke, zu der man aufschaut. Jetzt Porsche repräsentieren zu dürfen, ist eine große Ehre, die mich mit sehr viel Stolz erfüllt."
Müller und Porsche: An Einsatzmöglichkeiten mangelt es nicht
Müller 'kann' Prototypen, wie er mehrfach bewiesen hat: 2023 wechselte er nach seinem Abschied von Audi als Werksfahrer zu Peugeot in den neuen 9X8. Der LMH-Prototyp erwies sich jedoch als wenig konkurrenzfähig und wurde zu Beginn der laufenden WEC-Saison komplett überarbeitet. Müller zählte im stark besetzten Peugeot-Kader (u.a. Stoffel Vandoorne, Jean-Eric Vergne, Paul Di Resta) zu den herausragenden Fahrern und führte 2023 die 24h Le Mans mit einem starken Stint zeitweise sogar an.
An Einsatzmöglichkeiten würde es jedenfalls nicht mangeln für Müller: Porsche betreibt neben seinen Penske-Werksteams auch mehrere Kundenteams in der WEC und IMSA. Gegen einen permanenten Start auf der Langstrecke spricht nur eine Terminüberschneidung 2025 zwischen der WEC und der Formel E. Andretti-Boss Michael Andretti ist nicht dafür bekannt, seine Formel-E-Stammpiloten für andere Einsätze freizugeben.
Porsche-Werkskader gespickt mit Top-Fahrern
Bei Porsche trifft Müller nun auf reihenweise starke Werksfahrerkollegen. Dazu zählen unter anderem der amtierende DTM-Champion Thomas Preining, Andre Lotterer, Kevin Estre, Laurens Vanthoor, Matt Campbell, Mathieu Jaminet, Nick Tandy, Felipe Nasr oder Fred Makowiecki. Neben dem Prototypen-Sport und der Formel E bieten sich im GT3-Kundensport bei Teams wie Manthey immer wieder spannende Einsatzmöglichkeiten.
Müller musste sich Ende 2022 nach der vorzeitigen Vertragsauflösung bei Audi nach neuen Möglichkeiten umschauen. Auf der Langstrecke fand er sie bei Peugeot, in der Formel E beim ihm bestens bekannten Team Abt Sportsline. Es kam zu einem Wiedersehen nach gemeinsamen DTM-Zeiten, wenn auch deutlich weniger erfolgreich: Die Äbte waren mit dem Kundenauto von Mahindra wenig konkurrenzfähig, nur Müller stach in den beiden Jahren mehrfach positiv hervor. 2023 warf ihn ein bei TV-Dreharbeiten erlittener Schlüsselbeinbruch zwischenzeitlich zurück.
Seinen Abschied von Abt Sportsline gab Müller kurz vor dem diesjährigen Saisonfinale in London bekannt. Von Peugeot hatte er sich ebenfalls vor dem Saisonende getrennt. Die Franzosen ersetzen ihn in der WEC durch den jungen Test- und Ersatzfahrer Malthe Jakobsen. Wer bei Abt und dem neuen Technikpartner Lola/Yamaha auf Müller folgen wird, ist noch nicht bekannt.
Nico Müller: Langjährige Erfolgsgeschichte mit Audi
Einen Namen im Rennsport hat sich Müller vorrangig während seiner erfolgreichen Zeit als Audi-Werksfahrer gemacht. Müller wechselte 2014 nach sechs Jahren im Formelsport (Formel Renault, GP3) zu Audi und ging durchgängig für die Marke mit den vier Ringen an den Start. In 152 DTM-Rennen erzielte Müller elf Siege, 34 Podestplätze, sieben Pole Positions und 1.042 Punkte. In den Saisons 2019 und 2020 errang er die Vize-Meisterschaft hinter Champion Rene Rast.
Müller war Audi fast ein Jahrzehnt lang treu und feierte mit dem Autobauer auch in anderen Kategorien Erfolge. 2015 gewann er das 24h-Rennen Nürburgring zusammen mit Christopher Mies, Edward Sandström sowie dem heutigen Porsche-Werksfahrer Laurens Vanthoor und ließ 2017 einen weiteren Podiumsplatz beim Eifel-Klassiker folgen. Bei acht Starts im 24-Stunden-Rennen Spa-Francorchamps fuhr Müller in den Jahren 2015 und 2016 mit einem Audi R8 LMS GT3 auf das Podest.
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