Inzwischen sind fast zwei Jahre vergangen, seit der Formel-1-Einstieg von Porsche gescheitert ist. Damals war sich der deutsche Hersteller mit Red Bull nach langen Verhandlungen nicht einig geworden. Trotzdem bezeichnete Porsche vom Tag der Absage bis zuletzt die Formel 1 als ein "attraktives Umfeld, das weiterhin beobachtet wird." Damit ist jetzt erst einmal Schluss.
"Es ist vom Tisch: Momentan ist die Formel 1 keine Aufgabe für uns, und wir wenden dafür keine Energie auf", zitiert 'Autosport' Porsches Motorsport-Chef Thomas Laudenbach. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com soll das Thema intern schon vor mehreren Wochen ad acta gelegt worden sein. Davor hatte man sich lange öffentlich mit Äußerungen zurückgehalten und im Hintergrund die Lage beobachtet.
Doch ohne den Red-Bull-Deal war die Lage schwierig geworden. Der Plan war nämlich nicht, dass Porsche den kompletten Motor in Eigenregie gebaut hätte. Red Bull hätte mit seinem neu gegründeten Unternehmensteil Red Bull Powertrains die Verbrenner-Komponente übernommen und die Entwicklung schon begonnen. Porsche hätte nötiges Hybrid-Know-how beigesteuert.
Porsche fehlen machbare Formel-1-Optionen
Es scheiterte an der Streitfrage, wer wie viel Kontrolle worüber haben sollte. Porsche hatte sich eine Partnerschaft zu gleichen Teilen erhofft - bis hin zu einem 50-prozentigen Einstieg als Miteigentümer. Das war für die Red-Bull-Seite nicht akzeptabel. Ohne Einigung in Sicht endeten die Verhandlungen im September 2022. Red Bull schwenkte auf einen Partner-Deal mit Ford um. Die Hintergründe werden in diesem Artikel erklärt:
Weitere Optionen für Porsche waren rar. Red Bull hatte zu dem Zeitpunkt schon mit Entwicklungen begonnen, ein erstes Konzept lief damals bereits auf dem Prüfstand. Porsche hätte ohne Red Bull nun ein komplettes Programm aufziehen müssen. Für 2026 begann schnell die Zeit davonzulaufen. Zu viel Vorlaufzeit ist für einen F1-Motor nötig.
Je länger es dauerte, desto unwahrscheinlicher erschien ein Einstieg. Die aktuellen Kundenteams (und damit potenzielle Partner) McLaren, Williams und Haas verlängerten letztendlich alle ihre Verträge mit Mercedes oder Ferrari. Aston Martin hat mit Honda einen Werkspartner. Das Ende von Renault als Motorhersteller zeichnete sich erst vor kurzem ab - da war es schon viel zu spät. Und ein eigenes Team aufzustellen wäre eine Investition im Milliardenbereich.
Porsche zufrieden mit Motorsport-Portfolio: Passt perfekt zu uns
So sind Laudenbachs Aussagen kaum überraschend. Porsche hat sich abseits der Formel 1 gut im Motorsport positioniert, mit Fokus auf Sportwagen-Sport und Elektromobilität. "Das passt fast perfekt zur Marke", so Laudenbach. "Wir fokussieren uns nur auf das, was wir aktuell machen, und wenn man sich das anschaut, dann haben wir viele verschiedene Aktivitäten. Wir sind gut beschäftigt und sehr zufrieden damit."
So fährt Porsche aktuell ohnehin um Weltmeisterschaften. Pascal Wehrlein holte für die Marke den letzten Formel-E-Titel. In der Langstrecken-WM führt das Trio Kevin Estre, Andre Lotterer und Laurens Vanthoor mit dem Porsche 963 in der Hypercar-Topklasse drei Rennen vor Schluss. Auch in der amerikanischen IMSA-Serie ist Porsche mit einer Doppelführung in der Gesamtwertung mit dem 963 auf Titelkurs.
Außerdem unterhält Porsche weiterhin ein riesiges Portfolio im GT-Sport, beginnend bei der DTM. 2023 holte dort Thomas Preining für Manthey-Porsche den Titel. Egal ob darüber hinaus im Kampf um Gesamtsiege bei erstklassigen GT3-Veranstaltungen, in kleinen GT4-Serien und mit zahlreichen Cup-Serien auf 911-Basis oder für Track Days - praktisch wird die gesamte Bandbreite des Sportwagen-Sportes abgedeckt. "Ich denke, da sind wir gut bedient", lautet Laudenbachs Fazit.
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