In der Formel 1 bereitet die Arbeit immer dann besonders große Sorge, wenn man nicht weiß, was die Konkurrenz so treibt. So ging es im vorigen Jahr den meisten Teams, denn als die aktuellen Autos entwickelt wurden, hatte niemand eine Ahnung, was die Konkurrenz so treibt - ansonsten wären wohl auch gleich alle mit Doppel-Diffusoren aufgetaucht. Adrian Newey bezeichnete die Zeit als blind. "Vor der Saison sah unser Auto gut aus und lief wie erwartet. Es gab keine großen Überraschungen. Wir wollten eine ruhige Vorbereitung haben und keine großartigen Zeiten fahren. Wir wussten also erst in Melbourne, wo wir sein würden. Dass wir in den ersten vier Rennen dann konkurrenzfähig waren, war eine ziemliche Erleichterung", erzählte der Red-Bull-Technikchef am Freitag in Barcelona.

Zeit zum Zurücklehnen war aber natürlich keine, denn der Doppel-Diffusor wurde irgendwann doch zum Thema und nun müssen alle Nachrüsten, auch Red Bull. Das aerodynamische und mechanische Paket des RB5 ist nicht unbedingt bestens dafür geeignet, doch Newey wird dennoch einen Diffusor der neuen Generation bringen. "Es war nicht einfach, etwas zu bauen, das bei der Leistung einen Vorteil bringt. Wir wollen in Monaco etwas haben, was dem Namen nach ein Doppel-Diffusor ist. Das heißt aber nur, dass es eine Vorrichtung ist, die legal ist. Wie man sie ans Auto bringt, da wird man in diesem Jahr noch die verschiedensten Varianten sehen", sagte Newey.

Was man nicht genau weiß

So viel Leistung wie bei der Konkurrenz werde der Red-Bull-Diffusor wegen der Eigenheiten des Autos zwar nicht bringen, gestand der Technikchef, doch es bringe was. "Wie viel wissen wir nicht genau, weil wir ihn noch nicht auf dem Auto hatten. Wir wissen auch nicht, ob wir mit einer konventionellen Aufhängung mehr erreicht hätten." Und noch etwas wusste er nicht genau: ob es sich bis Monaco mit dem Diffusor ausgeht. Sollte er zeitgerecht fertig sein, dann werde am Donnerstag wohl ein Vergleich gefahren, bei dem ein Auto mit und ein Auto ohne das neue Teil ausgestattet ist.

Newey rechnete aber auch abseits des Diffusors damit, dass sich in diesem Jahr noch viel tun wird. "Es gibt noch viele Möglichkeiten. Ob sie jemand von uns findet, ist eine andere Sache. Wenn sich die Regeln aber so stark ändern und die Autos erst drei Monate wirklich im Einsatz sind, dann muss es noch Potential für viel mehr geben." Zudem seien die Ressourcen heutzutage viel größer als früher. Das betreffe Personal, Möglichkeiten im Windkanal und weiteres. Dadurch sei die Entwicklung auch so schnell. Wobei Red Bull kleiner ist als die Konkurrenz. "Wir sind bei den Ressourcen sicher kleiner als die Gegner. Aber der Hunger und der Antrieb werden uns mithalten lassen." Und noch etwas musste Newey festhalten: "Wir waren die vorigen vier Rennen ein Top Team. Das ist ein schnelllebiges Geschäft, also müssen wir es jetzt auch bleiben."