Der obligatorische Siegersprung auf das Treppchen blieb aus. Stattdessen gab es Glückwünsche per Telefon. Fünf Monate nachdem Kimi Räikkönen das letzte Überholopfer in der Karriere von Michael Schumacher geworden war, übernahm der Finne die Thronfolge - standesgemäß mit einem Sieg.

Vor Saisonbeginn war viel darüber diskutiert worden, ob Räikkönen die hohen Erwartungen als Nachfolger des siebenfachen Champions erfüllen würde können. Während der Wintertests sah er im Vergleich mit Felipe Massa ein ums andere Mal schlechter aus. Doch Ex-F1-Pilot Marc Surer warnte schon vor dem Auftaktrennen: "Kimi gibt beim Testen nicht alles, am Rennwochenende sieht das anders aus." In Australien bestätigte Räikkönen diese Vorhersage; er fuhr Bestzeit am Samstagmorgen, im Qualifying und im Rennen. Der fliegende Wechsel war vollzogen. Kimi Räikkönen siegte nach einem Jahr wieder, Ferrari siegte auch ohne Michael Schumacher weiter.

Debüt des Superstars: Lewis fuhr gleich aufs Podium., Foto: Sutton
Debüt des Superstars: Lewis fuhr gleich aufs Podium., Foto: Sutton

Der erste Start der Saison verlief unspektakulär, zumindest im Vergleich zu den Vorjahren, in denen es oft schon in der ersten Runde mächtig krachte. Die erste Kollision des neuen Jahres gab es trotzdem schon kurz nach dem Start. Anthony Davidson kam schlecht weg, verlor viele Plätze und wurde in der ersten Kurve von Adrian Sutil angeschoben. Der Brite absolvierte in Folge dessen eine kleine Flugeinlage, der Deutsche drehte sich einmal um die eigene Achse. Das sollte nicht das letzte Problem des Debütanten bleiben. Für das Aufhalten von Lewis Hamilton bei blauer Flagge und das Überfahren der weißen Linie erhielt Sutil jeweils eine Durchfahrtsstrafe.

An der Spitze profitierte Kimi Räikkönen vom Mehrkampf seiner Verfolger. Während der Ferrari ungefährdet durch die ersten Kurven sauste, beschleunigte Nick Heidfeld den vor ihm startenden Fernando Alonso aus und schnappte sich Platz 2. Alonso fiel sogar noch hinter seinen Teamkollegen Lewis Hamilton zurück. Alle anderen Fahrer dahinter hielten ihre Positionen.

Eine rote Spazierfahrt

Kimi Räikkönen ließ sich von all dem nicht beeinträchtigen. Er fuhr schnellste Rennrunden am laufenden Band und erweiterte seinen Vorsprung kontinuierlich. Bis zu seinem ersten Boxenstopp in Runde 18 hatte er sich über 15 Sekunden Vorsprung herausgefahren. Nach dem Stopp übernahm kurz Lewis Hamilton die Führung, bevor Räikkönen sich diese nach den Stopps der McLaren zurückholte. Danach das gleiche Spiel: Räikkönen baute seine Führung konstant aus, vor seinem zweiten Stopp in Runde 42 hatte er fast 20 Sekunden Vorsprung auf das silberne Verfolgerduo Hamilton und Alonso. Das reichte zwar nicht zur Verteidigung der Führung, aber nach den jeweiligen Stopps der McLaren konnte er ungefährdet seinem ersten Sieg in Rot entgegenfahren. Die einzige Schrecksekunde erlebte er als er sich 12 Runden vor dem Ende leicht verbremste. Selbst ein Funkproblem konnte ihn nicht aufhalten.

Felipe Massas Aufholjagd vom Ende des Feldes verlief nicht so erfolgreich. Der Brasilianer war im zweiten Qualifying ausgefallen und startete nach einem Motorwechsel vom Ende des Feldes. Richtig in Schwung kam er aber nie. Im ersten Renndrittel hing er lange hinter den beiden Honda-Weltkugeln, in Runde 37 wurde er sogar von seinem Teamkollegen Räikkönen überrundet. Erst in den Schlussrunden machte Massa wieder von sich reden. Er schloss schnell auf den Fünften Fisichella auf, kam an diesem aber nicht mehr vorbei. Mehr als drei Punkte für Platz 6 gab es demnach nicht. "Ich weiß, dass wir unter normalen Umständen auf 1 und 2 hätten sein können", trauerte Massa. "Das hätte dann einen harten Kampf um den Sieg bedeutet."

Ein starkes Debüt & ein großer Knall

Schon in Kurve 1 gab e seine Flugeinlage., Foto: Sutton
Schon in Kurve 1 gab e seine Flugeinlage., Foto: Sutton

Die Sensation des Auftaktrennens war Lewis Hamilton, der in seinem Debütrennen direkt auf das Podium fuhr. "Er war Dreiviertel des Rennens vor Alonso und am Ende wurde er Dritter. Er hätte es nicht besser machen können", lobte Ex-Weltmeister Niki Lauda. Das Duell um Platz 2 wurde beim letzten Boxenstopp entschieden. In Runde 45 stoppte Alonso zwei Runden nach Hamilton und kam so an seinem Teamkollegen vorbei, der dennoch ein beeindruckendes Debüt ablieferte.

Auf ein Spannungsmoment hätten die Fans verzichten können. Mit David Coulthard und Alex Wurz gerieten 8 Runden vor Schluss zwei der dienstältesten Piloten aneinander. "Ich versuchte, in Kurve drei innen an Wurz vorbeizugehen, aber ich war zu weit hinten und habe es vermasselt", gestand Coulthard. Der Schotte war seitlich in den Williams gerast und benutzte diesen als Sprungschanze. "Das war überoptimistisch von mir. Die Kollision war mein Fehler." Wurz nahm die Entschuldigung an, aber der Schock saß tief. Der Red Bull verfehlte die Hände und den Kopf des Österreichers nur um wenige Zentimeter. "In der Zeitlupe habe ich gesehen, dass es verdammt knapp war", lautete Alex' knappe Analyse.