Hoch und weit spritzte der Champagner vom Podium in Sepang durch die ohnehin schon ebenso heiße wie feuchte Luft. Den jubelnden McLaren-Mechanikern war der warme Champagnerregen egal. Lange mussten sie auf disen Moment warten. Beim Japan GP im Oktober 2005 durften sie zum letzten Mal einen Sieg feiern. Damals war es Kimi Räikkönen der von Startplatz 17 eine unnachahmliche Aufholjagd startete, in der letzten Runde an Giancarlo Fisichella vorbeiging und den bis heute letzten McLaren-Sieg einfuhr.

Silberner Sieg, rote Niederlage

Für den ersten McLaren-Sieg der neuen Zeitrechnung haben sich die Silbernen einen geschichtsträchtigen Ort ausgewählt. In Sepang holte sich Kimi Räikkönen 2003 seinen ersten GP-Sieg mit McLaren, am gleichen Wochenende stand ein gewisser Fernando Alonso zum ersten Mal auf der Pole Position. In diesem Jahr startete der Spanier im MP4-22 nur von Rang 2, aber schon nach der ersten Kurvenkombination führte ihn die Zeitenliste auf Platz 1.

Alle Top-Piloten waren auf den weichen Reifen mit den weißen Rillen gestartet, aber wie von Ron Dennis erhofft, konnte Alonso den Ferrari von Felipe Massa bereits in der ersten Kurve überholen. Überraschender war der Vorstoß von Lewis Hamilton auf den zweiten Platz. Der junge Brite fabrizierte auch in seinem zweiten Grand Prix einen fabelhaften Start. Nach einem harten Duell ging er als Zweiter aus der ersten Runde hervor. Erst dahinter reihten sich Massa und Kimi Räikkönen ein.

Allerdings schien Massa in seinem Ferrari deutlich schneller fahren zu können als Hamilton. Mehrmals duellierten sich die beiden Jungspunde in den ersten Runden, immer konnte Hamilton die Angriffe des Ferrari-Stars kontern; bis Massa sich verbremste, ins Kiesbett rutschte und hinter Räikkönen und Heidfeld zurückfiel.

Von da an war das Rennen für den Brasilianer gelaufen. Räikkönen blieb unterdessen im Windschatten von Hamiltons McLaren, griff diesen aber nie ernsthaft an. Nach der ersten Boxenstopprunde hatte sich das Bild gefestigt: Alonso lag klar vor Hamilton, dieser hatte einen deutlichen Vorsprung auf Räikkönen. Massa fuhr weiterhin hinter Heidfeld, der kurzfristig wegen eines späten ersten Stopps sogar das Rennen anführen durfte.

Daran änderte sich auch nach den zweiten Stopps nichts. Alonso fuhr einen ungefährdeten ersten Sieg in Silber heraus. Selbst Probleme mit dem Funk des McLaren-Piloten konnten das nicht verhindern. Statt auf Funksprüche verließ man sich auf wild geschwenkte Boxentafeln und Handzeichen beim Boxenstopp. Übrigens scheint ein Funkproblem in diesem Jahr ein gutes Omen zu sein, denn auch Kimi Räikkönens Funk funktionierte bei dessen Auftaktsieg in Melbourne nicht. Lewis Hamilton landete auch in seinem zweiten Formel 1-Rennen auf dem Podium, nach Rang 3 in Australien war es diesmal Platz 2. Knapp hinter ihm robbte sich Räikkönen an den Briten heran, aber zu einem ernsthaften Angriff reichte es nicht mehr. Immerhin: Der angeblich angeschlagene Motor des Finnen hielt bis zur Ziellinie. Die Plätze 4 und 5 belegten Heidfeld und Massa.

Der Rest vom GP-Fest

Abgesehen von den spannenden Zweikämpfen an der Spitze verlief der Start relativ ruhig. Nur Adrian Sutil war, wie schon in Australien, wieder in einen Unfall verwickelt, den einzigen des gesamten Rennens. Die Umstände seines Ausfalls sind bislang noch nicht geklärt, aber Sutil kollidierte aus irgendeinem Grund mit Button und schied danach aus. Button und Barrichello fuhren ein abermals enttäuschendes Rennen, das sie im Mittelfeld ohne Punkte beendeten, zumindest beide Super Aguri landeten hinter ihnen.

Viel besser verlief der Tag für Renault, die am Samstag noch die Verlierer des Qualifyings waren. Im Rennen fuhren Giancarlo Fisichella und Heikki Kovalainen in die Punkte. Fisichella wurde 6., Kovalainen hinter Trulli 8. Knapp an den Punkterängen scheiterte Alexander Wurz, der nach einem bravourösen Rennen, mit einigen starken Überholmanövern den undankbaren, da punktelosen, 9. Platz belegte.

Sein Teamkollege Nico Rosberg war der Pechvogel des Rennens. Nico lag lange auf dem siebten Platz und sah wie ein sicherer Punkteanwärter aus, als er in Runde 43 plötzlich ausrollte. "Es sah nicht schlecht aus", sagte er hinterher. "Ich habe alles gegeben, habe mir den Hintern abgefahren mit dem Ding, denn es war schwierig mich da vorne zu halten." Aber dann beendeten Hydraulikprobleme sein Rennen. "Bis dahin war alles in Ordnung, dann ist das Auto einfach stehen geblieben." Der vierte Deutsche im Bunde, Ralf Schumacher, landete am Ende eines schwierigen Rennens auf Platz 15. Die Ausfallliste der Hitzeschlacht von Sepang fiel erstaunlich kurz aus. Neben Sutil schieden nur Albers, Coulthard und Rosberg aus.