Das zweite Rennwochenende des Jahres sah den zweiten Pole-Halter des Jahres, nur die Farbe seines Rennanzugs war die gleiche. Nach Kimi Räikkönen war Felipe Massa an der Reihe. Gilt das nur im Qualifying oder auch für das Rennen?

1. - S wie Startaufstellung

Nico Rosberg hatte eine völlige Vernichtung der Konkurrenz erwartet. Mit dieser Meinung stand er nicht alleine da. Christian Danner, Marc Surer und Hans Joachim Stuck erwarteten für das Qualifying alle eine überlegene Vorstellung der Scuderia Ferrari. Am Ende sollte es anders kommen. Zwar sicherte sich Felipe Massa die Pole, aber schon der Plan einer roten ersten Reihe ging schief. Kimi Räikkönen steht nur auf Startplatz 3. Umringt wird er von Fernando Alonso und Lewis Hamilton.

"Immerhin sieht es jetzt schon mal besser aus als in Australien", sagt Massa, der in Melbourne wegen eines Getriebeproblems von ganz hinten ins Rennen gehen musste. Dieses Schicksal blüht in Sepang bislang nur Rubens Barrichello, der war aber ohnehin im ersten Qualifyingsegment ausgeschieden. Besser machten es drei der vier Deutschen: Nico Rosberg überraschte mit Startplatz 6, Ralf Schumacher fuhr auf Rang 9 und Nick Heidfeld war hinter dem Ferrari-McLaren-Sandwich nicht nur der beste Deutsche, sondern auch der beste Verfolger.

2. - S wie Start

Der Start ist bei jedem Rennen eine kritische Phase. Das gilt ganz besonders in Malaysia, wo die erste Kurve zugleich Überholmöglichkeiten als auch Gefahrenpotenzial bietet. Nick Heidfeld möchte trotzdem sein Glück versuchen. "Vielleicht kann ich ja wie in Melbourne einige Positionen gut machen", sagt er.

Fernando war mit dem Qualifying zufrieden., Foto: Sutton
Fernando war mit dem Qualifying zufrieden., Foto: Sutton

Bei McLaren nutzte Hamilton vor drei Wochen das Startduell aus und schmuggelte sich so an Alonso vorbei. Diesmal dürfte das für ihn schwieriger werden. "Das Ziel ist es immer, als Erster in die erste Kurve zu gehen", sagt Teamchef Ron Dennis. "Aber wir starten auf der schmutzigeren Seite." Neben der weiß-blauen Gefahr lauert natürlich auch Kimi Räikkönen auf seine Chance, von Rang 3 nach vorne zu schnellen. Denn er sucht sein Heil im Rennen. "Auf die Distanz bin ich meistens schneller als auf einer Runde."

3. - S wie Strecke

Kaum ein anderer Kurs wirkt aus der Vogelperspektive so symmetrisch - doch kaum einer bietet eine solche Vielzahl verschiedenartiger Kurven. Der Sepang International Circuit hält praktisch an jeder Kehre eine neue Herausforderung bereit. Das tropische Malaysia stellt mit seiner feuchtheißen Luft die denkbar ungünstigste Umgebung für Leistungssport dar. Im Rennen verlieren die Grand Prix-Stars rund 1,5 Liter Flüssigkeit - mehr, als sie während des Grand Prix trinken können. Entsprechend gilt der Grand Prix als ein echter Härtetest für Mensch und Maschine: Das Rennen ist berüchtigt für die üblicherweise herrschende feuchtheiße Witterung.

Die Strecke selbst ist mittelschnell und flüssig konzipiert. Die beiden langen Geraden vor und hinter der Haupttribüne verlangen nach guter Motorleistung. Daneben weist der Kurs in der Nachbarschaft des Flughafens von Kuala Lumpur einen Mix aus engen Kurvenkombinationen zu Beginn der Runde und schnellen Richtungswechseln gegen Ende eines Umlaufs auf.

4. - S wie Setup

Beim Sepang International Circuit sprechen die Chassis-Techniker von einem kompletten Kurs. Er weist Hochgeschwindigkeitskurven, schnelle Richtungswechsel (vor allem in den Kurven 5 und 6) sowie langsame Haarnadelkurven auf. Wie üblich erfordert die Chassis-Abstimmung einen Kompromiss, bei dem diese sehr unterschiedlichen Anforderungen unter einen Hut gebracht werden.

"Die langsamen Passagen verlangen gute Traktion beim Herausbeschleunigen, während insbesondere in der Kurvenkombination vor der Gegengeraden hohe Stabilität wichtig ist", weiß Willy Rampf, seines Zeichens Technikchef von BMW Sauber. "Zudem verlangt der Kurs eine gute aerodynamische Effizienz, denn nur wer auf den beiden Geraden schnell ist, kann dort auch die Möglichkeit zum Überholen nutzen." Weil der Asphalt recht rau ist und die Außentemperaturen oft sehr hoch sind, werden die Reifen, vor allem die hinteren, extrem beansprucht. Das wird eine besondere Herausforderung für die Ingenieure und einen erheblichen Einfluss auf den Ausgang des Rennens haben.

Das Wetter ist noch ein Fragezeichen., Foto: Sutton
Das Wetter ist noch ein Fragezeichen., Foto: Sutton

Trotz der zwei langen Geraden setzen die Teams auf eine Abstimmung mit viel Abtrieb - was unter dem Gesichtspunkt der jederzeit möglichen Regenfälle noch sinnvoller erscheint. In den schnellen Kurven sowie in den Bremszonen sollte das Auto dabei stabil und gut ausbalanciert sein. Dazu wird ein relativ straffes Setup gewählt - das auf der anderen Seite weich genug sein muss, um beim Beschleunigen aus den langsamen Kehren ausreichend Traktion zu bieten.

Die Flügel werden in Sepang auf mittleren Downforce eingestellt, um das Fahrverhalten in schnellen Kurven und beim starken Verzögern zu optimieren. Bei den zu erwartenden hohen Lufttemperaturen werden die Kühlsysteme auf höchste Leistung - also maximalen Luftdurchfluss - ausgelegt.

5. - S wie Strategie

Normalerweise machen die Teams um ihre Strategien ein großes Geheimnis, so natürlich auch in Sepang. Aber Williams-Technikdirektor Sam Michael ließ schon vor dem Rennwochenende einen Blick in die Gedankengänge eines Strategen zu. "Es wird höchstwahrscheinlich ein normales Zweistopprennen." Die Begründung reichte er gleich nach: "Das Streckenlayout macht den Reifen stark zu schaffen, also lässt die Reifenabnutzung normalerweise kein Einstopprennen zu. Für ein Dreistopprennen ist die Boxengassenanfahrt zu langsam."

Aber auch bei zwei Stopps gibt es viele Variationsmöglichkeiten, über die vor dem Rennen natürlich noch kein Fahrer sprechen wollte. So lachte Nick Heidfeld nur, als er gefragt wurde, ob er erneut einen kurzen ersten Stint mit der weicheren Reifenmischung hinlegen wird. Sobald die Autos auf die Einführungsrunde gehen, werden wir zumindest erfahren, mit welcher Mischung die Piloten ins Rennen starten. Denn der Malaysia GP wird das erste Rennen der weiß gerillten Bridgestones.

Einer, der sonst eher zugeknöpfte Antworten gibt, war bezüglich der Strategie seines Teams erstaunlich offen. "Wir sind uns sicher, dass Massa weniger Sprit an Bord hat", sagte Ron Dennis mehrmals. "Wir waren auf den Light Fuel-Runs ganz klar die Schnellsten." Ein Beleg dafür ist Fernando Alonsos fantastische 1:34.057 im mittleren Qualifyingabschnitt; die schnellste Zeit des gesamten Wochenendes und der vorangegangenen Testfahrten. Auch der Jubel in der McLaren-Box nach Alonsos zweitem Startplatz spricht für eine schwere Spritladung. Eine solche dürfte auch Nico Rosberg haben - der Williams-Pilot lachte dazu nur...

6. - S wie Sonntagswetter

Darf Felipe auch am Sonntag jubeln?, Foto: Sutton
Darf Felipe auch am Sonntag jubeln?, Foto: Sutton

Das Wetter macht in Sepang was es möchte. Schon für das Qualifying rechneten einige Teams mit Regen. Dieser blieb aber bis in die Schlusssekunden aus, erst danach setzten echte Schauer ein. Als wir am Abend die Strecke verließen, wurde der Regen gerade etwas weniger. Für Sonntagnachmittag sind 33 Grad und ein bedeckter Himmel vorausgesagt. Gegen Abend werden über Kuala Lumpur Gewitter erwartet, das Niederschlagsrisiko liegt nachmittags bei 50%. Im Regen ist in Sepang bekanntlich alles möglich, gerade für Regenkünstler wie Nick Heidfeld. Dennoch hofft der Deutsche, dass es trocken bleibt. "Eigentlich möchte ich in diesem Jahr nicht mehr auf Regen hoffen", sagte er, "sondern aus eigener Kraft gute Ergebnisse erzielen."

7. - S wie Spannung

Die Dominanz von Melbourne ist gebrochen, zumindest auf einer schnellen Runde. McLaren hat zu Ferrari aufgeschlossen und setzt die Roten unter Druck. Die Experten sehen die Scuderia auf der Distanz aber immer noch vorne. "Ich befürchte nach wie vor, dass es im Rennen wieder so sein wird", sagt Christian Danner stellvertretend für das gesamte Fahrerlager. "Ich glaube, dass Alonso schwerer ist als die Ferrari, aber der Ferrari ist unglaublich konstant - die Reifen nutzen sich nicht so schnell ab. Im Rennen sehe ich Ferrari also weiterhin vorne."

Bei McLaren ist man da zuversichtlicher. "Wir haben einen Großteil des Rückstands zu Ferrari geschlossen", glaubt Fernando Alonso. "Wir können ein starkes Rennen fahren und sind auf dem richtigen Weg." Hamilton stimmt dem zu. "Wir sind extrem konkurrenzfähig, ich bin sehr optimistisch für morgen und sehe keinen Grund, warum wir nicht gegen Ferrari um den Sieg kämpfen sollten."

Selbst wenn das nicht eintreffen sollte und Ferrari, wie in Melbourne, deutlich überlegen sein sollte, gibt es noch genügend Spannungsmomente - zum Beispiel das rote Duell zwischen Massa und Räikkönen. "Wir dürfen gegeneinander fahren", kündigte Massa schon vor dem Wochenende an, "nur gegenseitig abschießen sollten wir uns nicht." Sollte das trotzdem geschehen oder der Wettergott andere, chaotischere Pläne haben, steht ein Team F1.07 bei Fuß: "Es kann bei den Spitzenautos immer etwas passieren", prophezeit Mario Theissen, "dann wollen wir zur Stelle sein."