"Das Leben ist eine Pralinenschachtel, man weiß nie was man kriegt." Mit dieser "Weisheit" beglückte uns vor einigen Jahren ein sympathischer Trottel namens Forrest Gump. Nun ist die Formel 1 nicht gerade als das wahre Leben bekannt. Und doch kommt der Spruch dank seiner universalen Anwendbarkeit sogar in der Königsklasse des Motorsports zum Tragen, wo die Pralinen bekanntermaßen besonders kostbar sind. Dabei haben auch vier Deutsche und ein Österreicher in die Schokobox gegegriffen - so viel sei vorweggenommen - mit unterschiedlichem Erfolg.

Als Nick Heidfeld zugriff waren die vier zartesten Versuchungen schon an Ferrari und McLaren vergeben. Dennoch erwischte der Deutsche mit dem fünften Startplatz Champagnertrüffel und freute sich ganz besonders darüber. Schließlich war Heidfeld mit einem schlecht abgestimmten Auto auf der Jagd nach dem ultimativen Genuss. "Mit Startplatz fünf bin ich sehr zufrieden. Das war das Optimum, denn die Balance meines Autos ist zwar besser, aber noch nicht gut. Unter diesen Umständen ist das ein gutes Ergebnis", sprach er und steckte sich das süße Ding in den Mund.

Im Schokorausch stellt Nico Rosberg sein Selbstbewusstsein zur Schau., Foto: Sutton
Im Schokorausch stellt Nico Rosberg sein Selbstbewusstsein zur Schau., Foto: Sutton

Gaumenfreuden gab es auch für Nico Rosberg zu vermelden. Dabei schien es, dass es für den starken Platz sechs im Williams, der im Qualifying von Melbourne noch versagte, ein Konfekt der ganz besonderen Art gab. Auf jeden Fall stellte der junge Deutsche danach Freizügigkeit und sein großes Ego zur Schau. Mit einem halb aufgeknöpftem Overall, der einen Blick auf seine blanke Brust freigab, marschierte er durchs Fahrerlager und verkündete: "Understatement gibt's bei mir nicht." Allerdings fing sich Rosberg mit diesem Auftritt sogleich einen Rüffel von Altmeister Niki Lauda ein, der feststellte, dass der Williams-Pilot auf feuerfeste Unterwäsche verzichtet habe. Einem Rosberg im Schokorausch wird es egal gewesen sein. Denn er legte noch nach. "Ich habe mich sehr gut vorbereitet. Von mir aus könnten es 45 Grad werden. Es sieht vielleicht nicht so aus, weil ich wie mein Vater sehr viel schwitze, aber ich glaube nicht, dass ich im Nachteil bin." Allerdings schmelzen selbst m&m's bei diesen Temperaturen nicht erst im Mund, sondern schon in der Hand, zumal einer schwitzigen.

Ein wenig solider ließ es Ralf Schumacher mit Platz neun angehen. Damit ließ es sich gut leben, zumal der Routinier weiß, dass die ganz großen Kalorienbomben erst morgen vergeben werden: "Soweit einmal zufrieden stellend. Wir haben beide Autos in den Top Ten und das Feld ist nahe beisammen. Jetzt müssen wir einmal schauen, es ist morgen ja noch was möglich." Dass er überhaupt ins Rennen um die zehn süßesten Pralinen des Tages gehen durfte, war dabei für ihn selbst etwas überraschend. "Wir haben nur ein paar kleine Veränderungen. Aber so richtig nachvollziehen kann ich das nicht", erklärte er Mon Cherie schmatzend.

Klebt da noch was zwischen den Zähnen?, Foto: Sutton
Klebt da noch was zwischen den Zähnen?, Foto: Sutton

Eine große Enttäuschung erlebte hingegen Alexander Wurz. Dabei hatte er sich so auf eine Mozartkugel gefreut, die bekanntermaßen nirgendwo so gut schmeckt, wie in der Hitze von Malaysia. Doch ein defektes Getriebe machte dem Österreicher einen Strich durch die Rechnung. "Das ist schon bitter. Gerade weil ich mich hier sehr wohl fühle. So aus dem Qualifying zu scheiden, tut weht", klagte der Österreicher. Der 19. Platz in der Startaufstellung reichte für ihn letztlich nur für eine Praline mit Eierlikör, die sonst keiner wollte.

Damit erging es ihm aber immer noch besser als Adrian Sutil. Im Kampf um das letzte kleine Stück Schoki musste er zum ersten Mal Teamkollege Christijan Albers den Vortritt lassen. "Es schien, als ob wir in die falsche Richtung arbeiten und ich war mit der allgemeinen Balance nicht glücklich. Ich fühlte, dass ich nicht das Maximum aus dem Auto holen konnte und hatte ein paar schwierige Momente", berichtete der Formel 1-Neuling frustriert. Allerdings zeigte sich die Pralinenschachtel Formel 1 für ihn doch noch von der menschlichen Seite. Gerade wollte er zum Automaten gehen um sich einen Kinderriegel zu ziehen, als ihn Rubens Barrichello zur Seite nahm. Sein Honda-Motor sei zuckerkrank, erklärte er und gab ihm seine angebissene Rumkugel.