Die neue Saison ist gerade einmal zwei Rennen jung und schon geben sich die Sorgenkinder die Paddockklinken in die Hand. So auch in Malaysia. Sorgenkind Nummer 1 ist Honda. Bei den Japanern läuft rein gar nichts. Das Schlimmste für sie: es besteht kurzfristig keine Chance auf Besserung; es gibt keinen Weg, wie sie schnell nach vorne gelangen könnten - genau das ist aber ihr Ziel. Im Winter sprachen sie noch von Siegen und dem Titel.

Keine Überrundung, sondern Honda-Alltag: Honda gegen Super Aguri Honda., Foto: Sutton
Keine Überrundung, sondern Honda-Alltag: Honda gegen Super Aguri Honda., Foto: Sutton

Innerhalb einer Woche bis zum Bahrain GP können sie jetzt ohnehin nichts verändern, aber auch bis Barcelona wird es schwierig, die hohen Ansprüche zu erfüllen. Denn die anderen Teams entwickeln ihre Autos in dieser Zeit ebenfalls weiter. Zudem hinkt Honda nicht nur ein paar Zehntel hinterher, der Rückstand liegt schon im Sekundenbereich. Um die Saison noch zu retten oder umzubiegen, müssen sie einen Riesenjob erledigen.

Der Teufelskreis der Sorgen

Das gilt auch für Renault. Die Franzosen waren in Sepang teilweise im hinteren Mittelfeld anzutreffen. Im Rennen haben mit Glück beide Fahrer gepunktet, aber das Ausmaß der Misere zeigte sich im Qualifying, in dem kein Renault das Q3 sah. In den letzten zwei Jahren waren sie Sieganwärter, ja sogar Weltmeister - jetzt fahren sie nur noch mit. Die Gerüchteköche dichten Renault und Honda deshalb schon komplett neue B-Autos an. Ob das stimmt oder nicht sei dahin gestellt, eines ist jedoch klar: Die beiden größten Sorgenkinder stehen vor einer Riesenaufgabe, einem Spagat zwischen Aufholjagd und Zukunftsorientierung.

Sie dürfen es sich nicht erlauben, die Saison 2007 bereits jetzt (offiziell) abzuhaken und aufzugeben. Andererseits dürfen sie die jetzt anlaufende Entwicklung der 2008er Boliden nicht mit den Rettungsbemühungen für 2007 gefährden. In diesen Wochen beginnt in den Designabteilungen die Konzeptphase für die neuen Autos. Wer zu spät damit beginnt oder zu viele Ressourcen für andere Projekte, etwa die Überarbeitung des 2007er Autos, verbraucht, der könnte schlimmstenfalls in einen Teufelskreis stürzen. Man darf die nächste Saison nicht für die aktuelle opfern und umgekehrt.

Ein bisschen Lob muss sein

Ein weiteres Sorgenkind ist Toyota. Im Gegensatz zu Honda und Renault geht es den Japanern noch vergleichsweise gut. Denn sie haben die Erwartungen nach den Wintertests mit zwei Punkteankünften übertroffen. Die eigenen Ansprüche und Ziele liegen allerdings in ganz anderen Regionen, nämlich den gleichen wie bei Honda und Renault - Siege sollten es mindestens sein. Davon ist man momentan aber meilenweit entfernt. Wenn Nico Rosberg nicht ausgefallen wäre, hätte Toyota erneut schlechter abgeschnitten als sein Kundenteam Williams. An dieser Stelle dürfen wir, abseits der Sorgenkinder, schnell einmal ein Lob loswerden, und zwar an Rosberg. Nico fuhr ein starkes Wochenende, zeigte im Rennen schöne Duelle und blieb fehlerfrei, leider wurde all das nicht belohnt. Das ist besonders schade, weil er das ganze Rennen über mit dem Auto kämpfen musste.

Wunschtraum statt Wirklichkeit: Toyota vor Ferrari., Foto: Sutton
Wunschtraum statt Wirklichkeit: Toyota vor Ferrari., Foto: Sutton

Und wenn wir gerade schon beim Loben sind: Auch Adrian Sutil fuhr ein sehr gutes Wochenende - genau wie bei seinem Debüt in Australien. Damals fiel das Lob aus diesen Zeilen heraus, jetzt wird es mit den gleichen Worten, aber umso deutlicher nachgeholt: Adrian fuhr stark, hatte Albers wieder im Griff und das als F1-Neuling. Dabei hat er verglichen mit Hamilton und Kovalainen nur einen Bruchteil der Testkilometer absolviert. Bei ihm ist also noch Potenzial nach oben vorhanden, darauf dürften auch schon andere Teams aufmerksam geworden sein.

Sorgenfreie Aussichten

Aber zurück zu den Sorgenkindern. Dazu gehörte in Malaysia interessanter und überraschender Weise auch Ferrari, der überlegene Sieger des Auftaktwochenendes. Diesmal waren sie nicht dominant, stattdessen gab McLaren den Ton an. Die Silbernen haben gute Arbeit geleistet, sowohl im Winter als auch vor Sepang. Die Frage, ob McLaren besser oder Ferrari schlechter geworden ist, lässt sich nicht hundertprozentig beantworten. Im Rennsport ist es meistens von beidem ein bisschen. Bei McLaren hat alles gepasst, bei Ferrari nicht. Allerdings kann das schon beim nächsten Rennen wieder anders sein. Wenn man es genau bedenkt, ist das eine tolle Vorstellung: Dann wäre es richtig eng zwischen McLaren und Ferrari. Einen Vorgeschmack darauf gab das Duell Massa gegen Hamilton, dass in den Anfangsrunden des Malaysia GP die Zuschauer elektrisierte. Mit Hamilton, Alonso, Räikkönen und Massa kämpfen gleich vier Top-Fahrer auf ähnlich hohem Niveau gegeneinander.

Dass Hamilton zu den Top-4 gehört, hat er in Malaysia erneut bewiesen. Schon an seinem zweiten Wochenende war es fast eine Selbstverständlichkeit, dass er auf dem Podium stand und vorher am Start alle austrickste. Über Funk klang er ganz ruhig und wie ein alter Hase, und das nicht nur, weil Ostern war. Alonso sagte nach dem Rennen: "Wenn wir am Start nicht vorbei gekommen wären, wäre es schwierig geworden." Das kann man durchaus glauben, auch wenn der Speed der Ferrari später bei freier Fahrt zu wünschen übrig ließ und Gegenteiliges vermuten lässt. Die Antwort werden wir nie erfahren, aber daran sieht man, wie wichtig der Start in der heutigen Formel 1 geworden ist. Wenn man diesen wichtigen Schlüsselmoment dann auf Anhieb so gut umsetzen kann wie Hamilton, ist das Gold oder in diesem Fall glänzendes Silber wert. Es gibt eben nicht nur Sorgenkinder in der Formel 1.