Es war für Carlos Sainz im Formel-1-Rennen in Singapur diesmal kein Podium, aber Platz zehn war für den Williams-Fahrer fast genau so viel wert. Der Spanier und sein Teamkollege Alex Albon waren nach dem Qualifying wegen illegaler Autos disqualifiziert worden. Von ganz hinten schaffte es Sainz mit einer extremen Strategie tatsächlich noch in die Punkte. Der Teamkollege verzettelte sich mit seinem Ansatz hingegen komplett.
"Von Startplatz 13 hatte ich die Hoffnung auf Punkte. Aber selbst da haben all unsere Simulationen ergeben, dass wir im richtigen Moment ein paar Safety-Car-Phasen brauchen, um in die Punkte zu kommen", erklärt Sainz, der von Startplatz 18 ins Rennen über 62 Runden gegangen war. Sein 13. Startplatz war futsch, als am Samstagabend nach dem Qualifying beide Williams wegen regelwidriger Heckflügel aus der Wertung genommen wurden.
Wie erwartet, konnte er nach dem Start kaum Fortschritte machen. Zu gewichtig ist die Track Position auf dem Marina Bay Street Circuit. Auf Medium ins Rennen gegangen, war er nach zwölf Runden immer noch auf seiner Startposition unterwegs. Erst durch die Boxenstopps der Konkurrenz rückte er im Klassement auf - und zwar bis auf Rang neun. Da befanden wir uns allerdings schon in der 38. Runde.
Carlos Sainz brennt in Singapur Soft-Feuerwerk ab
"Der Schlüssel für mein Rennen war, sehr lange auf dem Medium zu fahren. Ich musste den Medium wie einen Hard aussehen lassen. Ich hielt sehr gut durch und hatte selbst zum Ende meines Medium-Stints noch eine gute Pace.", erklärt der 31-Jährige, der erst in Runde 50 zum Reifenwechsel für Soft hereinkam. Danach war er jedoch 14. und stand mit nur noch elf Runden bis zur Zielflagge vor einer Mammutaufgabe.
"Vor dem Boxenstopp ging Fernando [Alonso] an mir vorbei und ich hatte Bearman und Hadjar gleich hinter mir", so Sainz. Nach dem Pitstop lag er 16 Sekunden hinter Isack Hadjar, der Zehnter war. "Ich dachte mir: keine Chance, dass ich noch in die Punkte komme. Im besten Fall wird es P11 oder P12."
Doch auf dem frischen Soft-Reifen lief der Williams wie entfesselt. "Ich war zwei oder drei Sekunden pro Runde schneller als alle anderen. Ich habe ohne zu zögern überholt, um keine Zeit zu verlieren und das DRS weise eingesetzt", sagt Sainz, der innerhalb von fünf Runden Gabriel Bortoleto, Franco Colapinto und Yuki Tsunoda kassierte. In Runde 59 war er an Isack Hadjar dran, einen Umlauf später schon vorbei. Nur Oliver Bearman erwischte er auf P9 nicht mehr. Der Haas-Fahrer war als letzter Fahrer noch auf der Lead-Lap, Sainz hingegen überrundet.
Williams-Schwäche im Rennen von Singapur der Joker?
Nach der Disqualifikation war der zehnte Platz für ihn eine unerwartete Schadensbegrenzung. "Unsere Pace war heute so gut, dass wir aus einem für uns schwierigen Singapur noch einen Punkt herausgeholt haben. Es war langweilig mit der Einstopp-Strategie, und nichts ist passiert. Aber wir hatten so eine gute Pace, dass wir im Mittelfeld am Ende das einzige Auto waren, das nach vorne kam", so der viermalige Grand-Prix-Sieger.
Er vermutet, dass die Achillesferse des Williams FW47 im Rennen den Unterschied gemacht haben könnte: "Im Rennen hatten wir wieder eine starke Pace, vielleicht fast so wie in Baku. Die Realität ist, dass wir im Qualifying diese Schwäche haben, an der wir arbeiten. Wir kritisieren das Aufwärmen der Reifen immer wieder, und wir fühlen, dass das eine Schwäche des Autos ist, und nicht des Reifens. Aber diese Qualifying-Schwäche hat uns im Rennen vielleicht stark gemacht. Wahrscheinlich hat der Medium nur deshalb 50 Runden so performt."
Alex Albon in Singapur auf verlorenem Posten
Für Alex Albon hatte das 18. Saisonrennen in Singapur keinen so erfreulichen Turnaround parat. Nachdem das Team sein Setup geändert hatte, war er aus der Box gestartet - und hatte dabei für den ersten Stint als einziger Fahrer im Feld den harten Reifen aufgezogen. "Ich dachte mir, wenn wir eh schon ganz hinten sind, können wir auch gleich etwas probieren", so der Thailänder, der im Ziel auf Platz 14 gewertet wurde.
Er hatte in Runde 42 ebenfalls auf Soft gewechselt, und fiel dadurch auf die letzte Position zurück. Aus dem weichen Pirelli-Reifen konnte er in der Folge kein Kapital schlagen. "Ich hatte einen langsamen Boxenstopp und kam direkt vor Oscar [Piastri] raus. Ich hatte neue Softs drauf und musste ihn vorbeilassen. Und dann musste ich ihm hinterherfahren, während er die Autos vor uns einholte. Ich habe heute viele Heckflügel gesehen", fasst Albon sein Rennen zusammen.


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