Für Charles Leclerc war das Formel-1-Rennen in Singapur am Sonntag ein Anti-Höhepunkt in einer Saison ohne Höhepunkte. Der Ferrari-Fahrer musste erneut Teamkollege Lewis Hamilton vorbeilassen, doch zu diesem Zeitpunkt war für ihn sowieso schon alles gelaufen. Die problematischen Ferrari-Bremsen zwangen ihn bereits nach wenigen Runden zu massivem Pace-Management. Im Ziel stand Platz sechs zubuche. Zu wenig für den Monegassen, der nach dem nächsten Rennen im Nirgendwo mit seinem Schicksal hadert.

"Ich denke nicht, dass sich etwas ändern wird. Das Bild, das wir an dem Wochenende gesehen haben, ist, wie auch der Rest der Saison aussehen wird", resümiert Leclerc nach dem 18. Rennen des Jahres wenig hoffnungsvoll. Von Startplatz sieben machte er während der 62 Runden keine Fortschritte. Vor allem, weil sein Ferrari bereits nach wenigen Runden unterpeformte. "Ab Runde acht ging es nur noch darum, die Bremsen zu managen. Auf einer Strecke wie dieser müssen das alle, aber wir waren am schlechtesten dran."

Dabei waren Baku und Singapur nach der Sommerpause Leclercs große Hoffnungen auf einen Ferrari-Sieg in der Formel-1-Saison 2025. Auf den beiden Stadtkursen, auf denen das Team in den vergangenen Jahren erfolgreich war, ging jedoch alle Magie der Scuderia verloren. "Du willst um bessere Positionen kämpfen, aber wir sind im Auto nur noch Passagiere und können nicht mehr herausholen", klagt Leclerc.

Lewis Hamilton gingen die Bremsen wenige Runden vor Schluss sogar ein, als er Jagd auf Mercedes-Fahrer Kimi Antonelli machte. Der Brite rettete sich über die Ziellinie und kassierte hinterher noch eine Strafe für den Eiertanz ohne Bremsen in der Schlussphase. "Wir hatten Charles schon sehr früh angewiesen, 'lift and coast' zu machen", sagt Ferrari-Teamchef Fred Vasseur. "Und dabei geht es dann nicht nur darum, dass du am Ende der Geraden etwas Zeit verlierst. Du musst den Bremspunkt immer wieder neu finden, und das ganze Rennen über mit der Bremsbalance vor und zurück. Dabei verlierst du ständig deine Referenzpunkte."

Charles Leclerc beißt sich Zähne an Kimi Antonelli aus

Am Start konnte Charles Leclerc nicht nur am Teamkollegen, sondern auch an Kimi Antonelli vorbeigehen. Auf Platz fünf sah er sich daraufhin über weite Strecken dem Druck des Mercedes-Fahrers ausgesetzt. In Runde 21 kam Leclerc zum Wechsel von Medium auf Hard rein. Antonelli vier Runden später. Der Rookie verfolgte Leclerc daraufhin weiter und fand in Runde 53 in Kurve 16 einen Weg vorbei.

Daraufhin musste Leclerc Platz für Hamilton machen, der auf frischen Soft-Reifen unterwegs war und Ferrari Hoffnung gab, Antonelli noch abzufangen. Der Rekordweltmeister scheiterte, als in Runde 59 seine Bremsen aufgaben. Dass danach anders als zuletzt in Baku die Positionen zwischen den beiden Ferrari-Teamkollegen zurückgetauscht wurden, ist für Leclerc unerheblich. "Lewis hatte die Bremsprobleme, also wäre das so oder so geschehen. Aber ich denke sowieso nicht, dass das gerade das größte Problem dieses Teams ist", sagt der 27-Jährige.

Ferrari-Krise kostet Charles Leclerc Energie

Für Mercedes war der Sieg durch George Russell am Sonntag schon der zweite in der laufenden Saison. Während die Konkurrenz sich Klassenprimus McLaren annäherte, blieben die Fortschritte bei Ferrari aus. "McLaren hat seit Saisonbeginn den gleichen Vorsprung auf uns. Red Bull hat seit Monza einen Schritt gemacht und ist auf dem Level von McLaren, Mercedes ist jetzt auf dem Level von McLaren und Red Bull, und dann gibt es da noch uns", so Leclerc.

Im Vorjahr verzeichnete Ferrari einen Aufwärtstrend. Leclerc hatte sich für 2025 dementsprechend viel erhofft. "Wir haben um die Konstrukteursweltmeisterschaft gekämpft und mussten unsere Erwartungen schon beim ersten Saisonrennen zurücknehmen, und dann siehst du das gesamte Jahr über keine Fortschritte. Das ist nicht leicht", sagt er. "Es kostet mich viel Energie, aber es motiviert mich auch, die Dinge zum Besseren zu wenden.