Lewis Hamilton rückte beim Formel-1-Rennen in Singapur unerwartet in den Fokus. Nach einem unauffälligen Sonntag lieferte er in den letzten Runden einen regelrechten Eiertanz ab, um den Ferrari ins Ziel zu bringen. Ohne funktionsfähige Bremsen rettete er sich hauchdünn vor einem erbosten Fernando Alonso über die Linie - und wurde hinterher bestraft. Der Rekordweltmeister beteuert, keine Wahl gehabt zu haben. Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur nimmt ihn in Schutz.
"Ich war auf den Soft-Reifen gegangen und musste attackieren, um den Rückstand von 22 Sekunden [auf Kimi Antonelli] aufzuholen", erklärt Hamilton, wie seine Misere begann. In Runde 46 hatte er auf Platz sieben liegend noch einen zweiten Boxenstopp eingelegt, um Jagd auf den Mercedes-Rookie zu machen. Zunächst ließ ihn Teamkollege Charles Leclerc vorbei, dann schloss er zu Antonelli auf. Doch zum Angriff kam es nicht. Bereits das gesamte Rennen über mussten die Ferrari-Fahrer die Temperaturen ihrer Bremsen managen. In Runde 59 quittierten sie bei Hamilton den Dienst.
"Ich sah, dass die Bremsen heiß wurden, aber mir wurde nicht gesagt, dass ich am Limit bin. Vor Kurve 14 flogen dann die Funken und das Pedal wurde lang. Ich war einfach nur froh, die Kurve bekommen zu haben", erklärt der 40-Jährige, der die drei Runden bis zur Zielflagge noch über die Bühne brachte. Dabei missachtete er mehrfach die Track-Limits und rettete sich gerade so vor Fernando Alonso als Siebter über die Linie. Der Spanier zeigte sich davon alles andere als begeistert.
Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur nimmt Lewis Hamilton in Schutz
"Ich musste danach nur noch die Bremsen kühlen. Ich hab durch das Verlassen der Strecke keinen Vorteil gehabt. Ich wusste außerdem auch nicht, ob jemand hinter mir reinbremst, also fuhr ich so auch aus dem Weg", rechtfertigt Hamilton die Zitterpartie bis zum Zielstrich. Die Rennleitung ließ das nicht gelten. Nach dem Rennen erhielt er eine 5-Sekunden-Zeitstrafe und fiel hinter Alonso auf die achte Position zurück.
Ferrari-Teamchef Fred Vasseur legte danach Wert darauf, auf die Kritik von Alonso einzugehen, der Hamilton als Sicherheitsrisiko bezeichnete. "Die Sicherheit war gegeben, weil wir die Pace angepasst haben. Es ist nicht so, dass Lewis auf den letzten Runden wie verrückt gepusht hat. Er war 30 Sekunden pro Runde langsamer", stellt der Franzose klar, dass Hamilton auch ohne funktionsfähige Bremsen keine Gefahr darstellte. "Wir waren da auf der sicheren Seite."
Beide Ferrari in Singapur mit Bremsproblemen
Tatsächlich wurde nicht nur Lewis Hamilton von Bremsproblemen heimgesucht. "Das lief nur fünf Runden gut", klagt auch Charles Leclerc, der laut eigenen Angaben schon ab Runde acht die Bremsen schonen musste. "Wir mussten das ganze Rennen 'lift and coast' machen. Das ist für sie [die Fahrer] nicht einfach zu fahren, weil du deine Bremspunkte jede Runde anpassen musst", sagt Vasseur.
Das Team war von der Problematik in jeder Hinsicht überrascht. "Wir alle wissen, dass es in Singapur kritisch für die Bremsen ist, wenn man sich mitten im Feld befindet. Aber dennoch war das zu diesem Zeitpunkt nicht zu erwarten", so Vasseur weiter. Ohne die Probleme hätte Ferrari in Sachen Performance nicht nur schlecht ausgesehen: "Als wir mit Lewis ein paar Runden gepusht haben, war das Tempo eindeutig gut. Aber man kann nicht 95 Prozent des Rennens mit Halbgas fahren."


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