George Russell sicherte sich beim Grand Prix von Singapur einen dominanten Start-Ziel-Sieg. Max Verstappen und die beiden McLaren-Piloten Lando Norris und Oscar Piastri konnten lediglich zusehen, wie der Abstand zur Spitze immer größer wurde. Besonders im ersten Stint auf den Medium-Reifen war der Mercedes eine Klasse für sich.

Russell gelingt Revanche für Singapur-Crash 2023

Auf dem Marina Bay Street Circuit, auf dem Überholen traditionell extrem schwierig ist, kommt dem Start eine entscheidende Rolle zu. Russell konnte seine Führung in der ersten Kurve gegen Max Verstappenn verteidigen und profitierte danach von der freien Fahrt. "Ich denke, wenn Max mich in der ersten Kurve überholt hätte, hätte er das Rennen gewonnen. Man muss sich nur Lando ansehen - er war der Schnellste heute und hat es trotzdem nicht an Max vorbeigeschafft. Und wenn er es nicht konnte, hätten wir es sehr wahrscheinlich auch nicht geschafft.", gestand Russell ein.

Sein starker Start in Singapur brachte ihm aber den nötigen Vorteil. Zwischenzeitlich lag er mit einem Abstand von zehn Sekunden in Führung. "Von diesem Moment an fuhr ich auf Sicherheit. Ich wollte das Rennen sicher nach Hause bringen und musste nur auf die Wand in Kurve 10 aufpassen", scherzte Russell nach seinem Sieg. Vor zwei Jahren krachte er dort im Kampf um den ersten Platz in die Streckenbegrenzung - sein Rennen war damit in der letzten Runde des Grand Prix beendet, die Siegchance vertan.

Mit dem heutigen Triumph ist dieser Fauxpas für ihn Geschichte. "Ich bin sehr zufrieden mit unserem Sieg heute Abend. Diese Strecke gehörte im Laufe der Jahre nicht zu meinen Lieblingsstrecken, was vielleicht auch an mir selbst gelegen hat. Wir sind auch nicht optimal ins Wochenende gestartet, aber ab Q3 gestern habe ich mich im Auto sehr wohl gefühlt, und dieses Gefühl hat sich heute fortgesetzt", so Russell.

Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff zeigte sich mehr als zufrieden. "Die Auto-Fahrerkombination war schon fast dominant. George ist auf dem Medium davongefahren und dann hat er die Lücke gemanagt. Er hat zu jedem Zeitpunkt das Rennen kontrolliert", so Wolff.

Kann Mercedes beim Grand Prix der USA erneut zuschlagen?

Wird Mercedes also auch in Austin vorne mitmischen? Wolff bleibt vorsichtig. Der Grund für die heutige Dominanz von Mercedes ist selbst dem Team ein kleines Rätsel. "Diese Autos sind Überraschungseier", sagte Wolff. Wenn man McLaren fragen würde, warum die vergangenen drei Rennen nicht nach Plan verlaufen seien, hätten sie sicher auch Schwierigkeiten, eine Antwort zu geben. "Genauso Max und Ferrari, die zwischen Erfolg und Misserfolg hin- und herschwanken."

Die Abstände seien laut dem Österreicher einfach wahnsinnig gering. Mal sei das Auto im richtigen aerodynamischen Fenster, mal könne das Team den mechanischen Grip ausreizen, ohne die Reifen zu überhitzen, mal nicht. "In Austin geht es um den Highspeed. Du hast nicht wie hier viele langsame Kurven. Aber hätte man mir vor dem Rennen heute gesagt, dass wir so davonfahren, hätte ich es auch nicht geglaubt. Es ist also schwierig einzuschätzen. Wir werden sehen, wie der Mercedes in Austin funktioniert."

Russell setzt sich für die restliche Saison größere Ziele. "Unser Ziel ist es, in diesem Jahr den zweiten Platz in der Konstrukteurswertung zu erreichen. Dieses Ergebnis hilft uns dabei, aber wir haben noch sechs Rennen vor uns. Wenn wir das schaffen wollen, müssen wir in Bestform sein. Hoffentlich können wir diese Form in die beiden aufeinanderfolgenden Rennen in Austin und Mexiko-Stadt mitnehmen", sagt er.

Pole, Sieg, Hoffnung auf Fortsetzung. Fehlt eigentlich nur noch ein neuer Vertrag für den nunmehr fünffachen Grand-Prix-Sieger. Doch sein immer noch offiziell fehlender Vertrag für die nächste Saison scheint den Briten nicht stark zu kümmern - zumal Wolff auch nach dem Grand Prix in Singapur versicherte: "Wir werden es bald verkünden. Beide Fahrer sind fix." Es gehe nur noch um Details, keine großen Themen. "Gut Ding will Weile haben."

Während Russell direkt am Start vorne wegziehen konnte, spielte sich hinter ihm einiges ab. Warum es gerade zwischen den McLaren-Piloten Zwist gibt, erfährst du hier: