Kimi Antonellis Aufwärtstrend ging beim Formel-1-Qualifying in Singapur mit einem bitteren Beigeschmack weiter. Während sein Teamkollege auf die Pole Position fuhr, schrammte der Rookie knapp an den Top-3 vorbei. Nur 0,013 Sekunden fehlten ihm auf Oscar Piastri - dabei holte er nicht einmal das Maximum aus seinem Mercedes-Boliden heraus. Seine Fahrfehler verwehrten ihm seine erste Chance auf eine Grand-Prix-Pole und ließen ihn fast vier Zehntelsekunden hinter George Russell auf den vierten Platz zurückfallen.

Das Qualifying war eine reine Zitterpartie für Antonelli-Fans. Im ersten Segment musste er seinen ersten Versuch schon in Kurve zwei abbrechen. Vor ihm fuhren drei langsame Autos, ein weiteres kam gerade aus der Boxengasse. Gegen Carlos Sainz, der den Bummelzug anführte, wurde auch kurzzeitig ermittelt, ob er Antonelli behindert hatte. Die Untersuchung wurde aber ohne Strafe ad acta gelegt. Der Mercedes-Junior hatte nur eine Chance, um sich vom Q1-Aus zu befreien. Das schaffte er auch, seine Runde beförderte ihn sogar in die Top-5.

Auch im zweiten Qualifying stand Antonellis Aufstieg auf der Kippe - diesmal war er selbst dafür verantwortlich. Seine erste Zeit wurde wegen eines Track-Limits-Verstoßes gestrichen. In Kurve zwei kam er gerade ein paar Zentimeter zu viel über die weiße Linie. Wieder hatte er nur einen Versuch - der konnte sich auch sehen lassen. Nur George Russell und Max Verstappen waren schneller, 0,087 Sekunden trennten Antonelli von seinem Teamkollegen.

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Hochmut lässt Antonelli in Q3 fallen

Die zwei starken Ergebnisse gaben Antonelli Vertrauen in den W16. Doch Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall. "Q1 und Q2 haben sich sehr gut angefühlt. In Q3 hatte ich dann das Gefühl, dass mindestens die erste Startreihe möglich ist. Aber ich habe angefangen, das Auto zu aggressiv zu fahren und zu viel zu pushen", erklärte der Rookie.

Beide seiner Runden im dritten Qualifying waren nicht fehlerfrei. Bei seinem ersten schnellen Versuch räuberte Antonelli zwischen Kurve 7 und 8 zu viel über den Kerb und musste korrigieren. Später, in Kurve 17, übersteuerte der Mercedes-Bolide und berührte beinahe die Wand. Auf seiner finalen Runde musste Antonelli das Heck des W16 an mehreren Kurvenausgängen abfangen. Der größte Schreckmoment kam in Kurve 12, wieder setzte er ein Hinterrad fast in die Mauer.

"Das hat mich viel Zeit gekostet, was echt schade ist, denn wir hatten heute das Potential für eine bessere Position", klagte der 19-Jährige, der zum ersten Mal durch die engen Straßen von Singapur fährt. Schon im Vorfeld des Rennwochenendes im Stadtstaat beschrieb er eine Diskrepanz zwischen seinem aggressiven Fahrstil und den Limitationen des W16, die im Qualifying zum Vorschein kam.

Während seinem Formtief in der Europa-Saison wäre ein Top-4-Qualifying ein willkommenes Resultat für Antonelli gewesen, jetzt ist er damit unzufrieden, wie Mercedes-Kommunikationschef Bradley Lord gegenüber von ServusTV verrät: "Er war über P4 mehr genervt als glücklich, als er in die Garage kam. Er erwartet von sich selbst sehr viel und stand im Qualifying unter großem Druck." Für den Großen Preis von Singapur sind die Erwartungen gesetzt: "Das Ziel muss es sein, auf das Podium zu fahren oder zumindest um das Podium zu kämpfen", so Lord.