Kein Rekord ist in der Formel 1 für die Ewigkeit. Das beweist Max Verstappen 2025 mit seiner Pole in Monza einmal mehr. Mit seiner 1:18,792 hat er sich im Qualifying zum Italien-GP mit einem weiteren Rekord in den Geschichtsbüchern der Königsklasse verewigt und Lewis Hamilton dafür einen Platz weggenommen. Doch ob dieser Rekord auch einen Sieg nach sich ziehen kann? Da gehen die Meinungen bei Red Bull auseinander.

Den Rekord für die schnellste Runde der F1-Geschichte kann Verstappen aber jetzt schon niemand mehr nehmen. Eine 1:18,792 um das 5,793 Kilometer lange Autodromo Nazionale Monza bedeutet umgerechnet eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 264,681 km/h. Noch nie hat ein F1-Pilot eine Runde mit einem so hohen Schnitt gefahren.

Lewis Hamilton im Mercedes W11 in Monza
Der Mercedes F1 W11 von 2020 hielt fünf Jahre lang den Rekord, Foto: IMAGO / Poolfoto Motorsport
Max Verstappen 2025 im Formel-1-Qualifying in Monza
Der Red Bull RB21 von 2025 ist der neue Rekordhalter, Foto: IMAGO / NurPhoto

Davor gehörte der Rekord Lewis Hamilton und dem 2020er-Mercedes, mit 1:18,887 oder 264,362 km/h. Es ist doch etwas überraschend, dass dieser Rekord in der Ground-Effect-Ära noch fiel. Die seit 2022 gültigen Regeln bescherten den F1-Autos in Highspeed-Kurven zwar mehr Grip, aber vor allem in langsamen Ecken - wie in den Monza-Schikanen - fehlt der wiederum. Gemeinhin galten Rekorde der 2020er-Autos nur schwer schlagbar, der Mercedes F1 W11 als schnellstes Qualifying-Auto aller Zeiten.

"Der neue Asphalt und die neuen Kerbs helfen", mutmaßt Verstappen daher auch nach seiner Rekord-Runde. Im Vorjahr hatte Monza einige Kerbs abgeflacht und mehrere davor sehr wellige Stellen neu asphaltiert. "Ich denke, auf dieser Version der Strecke wäre der 2020er-Mercedes immer noch schneller." Aber das ändert nichts daran: Der Rekord gilt. Der RB21 ist zumindest in seiner Low-Downforce-Konfiguration jetzt das schnellste F1-Qualifying-Auto aller Zeiten.

Red Bull kein Monza-Problemfall mehr: Verstappen schafft 2025 die Wende

Das mag für die Formel 1 fast etwas überraschend kommen. Im Vorjahr war Monza ein völliges Desaster gewesen. Als man für den Highspeed-Kurs damals die Flügel extra flach stellte, legte das sämtliche Balance-Defizite des Autos so brutal offen wie nirgendwo anders. 2025 aber ist ein neu entwickeltes Low-Downforce-Paket für Verstappen eine echte positive Überraschung. Von Freitag weg war das Auto in einem soliden Arbeitsfenster. Das allein ist schon beim RB21 eine Seltenheit.

"Etwas fehlte uns aber noch", beschreibt es Verstappen. Gute zwei Zehntel wähnte sich das Team am Freitagabend noch hinter McLaren. Tatsächlich konnte man aber für Samstag sogar noch mehr von der Oberkante des Heckflügels abschaben, um den Topspeed weiter zu erhöhen, ohne in Balance-Probleme zu geraten. "FP3 war etwas besser, aber noch nicht genau das, was ich wollte. Die letzten kleinen Änderungen vor dem Qualifying haben es mehr in Richtung meiner Erwartungen gebracht."

Im Qualifying tastete sich Verstappen dann Runde für Runde an die schnellste Runde aller Zeiten heran: "Die erste Q3-Runde war schon solide, ohne großen Fehler. Dann fand ich noch drei, vier Hundertstel hier und da." Der Ausgang, 0,077 Sekunden Vorsprung auf den McLaren von Lando Norris, ist eine Erleichterung: "Hier war es nicht immer eine gute Strecke für uns. Gerade mit dem Desaster im Vorjahr."

Helmut Marko sieht Monza-Sieg im Griffweite, Verstappen zweifelt

Red Bulls Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko träumt nach dem Qualifying jetzt durchaus vom ersten Sieg seit Imola: "Unser Freitags-Longrun war sehr gut. Wenn er vorn bleiben kann, ist das Leben leichter." Auch wenn er einräumt, dass die hinter Verstappen startenden McLaren von Norris und Oscar Piastri in Sachen Reifen-Management wohl auch hier besser sind.

Dem von Marko verlautbarten Aufwärtstrend steht der Realist Verstappen allerdings vorsichtig gegenüber: "Wir machen das Auto besser, auch in Sachen Setup haben wir eine bessere Richtung gefunden. Aber wir müssen verstehen, warum das im Rennen nicht wirklich zu etwas führt. Das Gefühl war in Zandvoort solide, aber im Rennen waren wir nicht wirklich gut."

"Ich sitze nicht hier und rechne mit einem fantastischen Sonntag", warnt Verstappen daher. "Die ganze Saison haben wir schon gezeigt, dass wir im Qualifying gegen McLaren wettbewerbsfähig sind, aber in den Rennen ist es schwierig. Vielleicht auf Strecken, wo Überholen schwierig ist. Aber hier kannst du, denke ich, Rennen fahren. Da erwarte ich einen harten Kampf."

Auch Ferrari kann für Verstappen von hinten kommend je nach Rennverlauf durchaus noch gefährlich werden. Rausgefallen aus der Spitzengruppe ist in Monza knapp aber doch Mercedes. Nur P5 für George Russell - nach einem Reifen-Missverständnis?