In der zweiten Hälfte der Formel 1-Saison 2025 gewinnt das Entwicklungsrennen für die Autos 2026 an Intensität. Die in der modernen F1 so wichtige Simulatorarbeit wird dabei allerdings noch nicht von allen Teams forciert. Einige Fahrer haben die frühen virtuellen Abbilder ihrer zukünftigen Boliden immer noch nicht getestet, darunter auch Nico Hülkenberg. Die Ingenieure von Sauber lassen ihre Piloten erst zu einem fortgeschritteneren Zeitpunkt in der Entwicklung den Simulator fahren. Bei Alpine hingegen ist die Mannschaft längst dabei.
"Nein, noch nicht. Bald", so Hülkenberg in Zandvoort auf die Frage, ob er bereits Simulator-Kilometer mit dem ersten Auto der Audi-Ära gesammelt hat. "Ich bin immer noch sehr auf die Gegenwart fokussiert, wenn ich ehrlich bin." Gegenüber Motorsport-Magazin.com erklärte er, dass das Team diese Strategie angesetzt hat. Bei Haas ist dies ebenso der Fall, denn auch Esteban Ocon hat noch keine virtuelle Erfahrung mit dem 2026er Auto gesammelt. "Wir haben bisher noch keine Simulatorarbeit verrichtet. Das kommt in den nächsten Monaten", so der Franzose.
Formel-1-Teams wollen Fahrern vor unausgereiften 2026er Autos schützen
Auf kommerzieller Seite der Formel-1-Teams ist der Fokus auf 2026 bereits allgegenwärtig, denn das neue Reglement eröffnet wie üblich Möglichkeiten, sich mit einem großen Wurf an der Spitze des Feldes zu etablieren. Die Ingenieure müssen diese Euphorie derzeit allerdings noch etwas bremsen. Bei einem Team lautete das Argument der Ingenieure, dass sich die Fahrer in dieser frühen Phase der Entwicklung etwas Falsches antrainieren könnten, wenn sie jetzt schon im Simulator sitzen.
"Ich denke, im Moment entwickelt sich alles noch sehr stark und schnell. Sie wollen keine falschen Eindrücke oder Referenzen geben, weshalb wir uns da momentan noch etwas zurückhalten", erklärt Hülkenberg. Die in den vergangenen Wochen durch seine Fahrerkollegen geteilten Erfahrungswerte sind für ihn nicht relevant: "Es ist mir egal, was die anderen so sagen. Letztendlich wirst du den Simulator fahren und dann bekommst du, was du bekommst."
Haas-Teamchef erwartet noch große Veränderungen
Die Formel-1-Wintertestfahrten 2026 finden im kommenden Jahr vom 26. bis 30. Januar in Barcelona statt. Einige Fahrer sind der Ansicht, dass das Endprodukt dann sowieso nicht viel mit dem zu tun haben wird, was sie aktuell im Simulator testen könnten. "Du hast bestimmte Ansichten und Gefühle, was das angeht, aber es wird dann anders sein. Das ist zu erwarten. Wenn wir nächstes Jahr dann auf die Strecke gehen, ist wieder alles ziemlich neu. Es geht darum, das zu erschließen und zu lernen, und sich schnell an die neuen Regeln anzupassen", so Hülkenberg.
Bei Ferrari saß Charles Leclerc schon im Simulator, sieht das Ganze aber ähnlich wie Hülkenberg. "Ich habe schon ein bisschen meine Meinung zu nächstem Jahr geteilt. Es wird seltsam sein, wie wir dann die Geschwindigketien erreichen, aber es ist trotzdem erst am Anfang der Entwicklung. Die geht derzeit so schnell voran. Jedes Mal, wenn du im Simulator sitzt, ändert es sich, und zwar gewaltig. Am Ende wird es ganz anders sein, als das, was du dir am Anfang vorgestellt hast," sagt der Monegasse.
Haas hält es deshalb ähnlich wie Sauber, erklärt Teamchef Ayao Komatsu gegenüber Motorsport-Magazin.com: "Beide Ansätze sind richtig. Es ist wichtig, eine frühe Ahnung davon zu bekommen, wie es am Ende sein wird. Aber es ist auch richtig, dass es sich so sehr verändert, dass es keinen Sinn macht, zu viel Zeit im Simulator zu verbringen. Es ist noch zu volatil. Für uns als kleines Team ist deshalb Letzteres der Fall. Wir werden unsere Fahrer erst viel später im Jahr in den Simulator setzen."
Alpine setzt bereits alles auf das Formel-1-Auto 2026
Beim Letztplatzierten in der Weltmeisterschaft stehen hingegen längst alle Zeichen auf 2026. Am Ende des Feldes sind die Hoffnungen bei Alpine groß. "Wir haben verglichen mit den anderen Teams die meiste Windkanal-Zeit. Das ist schon ein Vorteil, und den müssen wir so gut wie möglich nutzen", so Pierre Gasly. "Auf dem Papier sind wir damit schon in einer anständigen Position - definitiv nicht in der besten, aber in einer, bei der wir glauben und hoffen können, nächstes Jahr mit einem konkurrenzfähigen Auto anzutreten. Das ist es, was ich vom Team erwarte."
Im Simulator macht er sich deshalb nicht nur mit der frühen Fahrdynamik der neuen Autos vertraut, sondern vor allem mit der Technik, auf die sich die Fahrer einstellen müssen. "Es wird sich zu dem, was wir heute haben, deutlich unterscheiden. Das ist ein Bereich, den wir im Griff haben wollen, denn der Winter wird kurz", erklärt Gasly. "Sich den Unterschieden beim Fahren bewusst zu sein und dafür bereit zu sein, ob das jetzt die Qualifying-Runde oder das Rennen anbelangt. Die Art des Energie-Managements will ich im Griff haben."


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