Das ganze Wochenende schon war Williams stark, und im Rennen setzte Alex Albon mit einem fünften Platz dem Ganzen die Krone auf. Das Auto war bei der Formel 1 in Miami tatsächlich so gut, dass man mit Red Bull, Mercedes und Ferrari kämpfen konnte. Doch der schlimmste Kampf war der zwischen Albon und Carlos Sainz. Denn es gab Teamorder. Und Sainz fühlt sich hintergangen.
"So will ich nicht rennfahren, Jungs, mir egal", klagte Sainz auf der Auslaufrunde schon am Funk sein Leid. "Ich habe hier sehr viel Vertrauen in alles verloren." Das Drama hatte bereits am Start seinen Lauf genommen. Und Sainz war von vornherein in schlechter Stimmung gewesen, weil sich das Team im Laufe des Wochenendes bei den zurückgegebenen Reifensätzen vertan hatte. So hatte Sainz nur mehr alte Medium-Reifen, alle anderen um ihn herum neue.
Der Start selbst verlief ebenfalls schlecht. Direkt vor Sainz rutschte Lando Norris von der Auslaufzone zurück auf die Strecke. Sainz zuckte nach links, wo schon Alex Albon war, die beiden berührten sich. Sainz' Auto trug dabei einen Schaden davon, ließ Williams nach dem Rennen wissen. Trotzdem schaffte es Sainz wenige Runden später, Albon nach einem Fehler zu überrumpeln und sich im internen Duell wieder auf die erste Position zu schieben.
Teamorder-Drama bei Williams: Dann komme ich mir dumm vor
Jetzt aber wurde es brenzlig. Williams hatte sich schon vor dem Rennen große Chancen ausgerechnet, und Sainz und Albon lagen nun auf den Plätzen sechs und sieben vor beiden Ferrari. Mit seinen älteren Reifen und seinem Schaden haderte Sainz aber. Ab Runde 11 begann Albon hinter ihm zu drängeln, in Runde 14 bremste er sich innen vorbei.
Da gab es nur ein Problem, wie Sainz erklärt: "Das Team sagte uns, wir würden die Plätze einfrieren." Dass der zweite Williams plötzlich neben ihm auftauchte, macht ihn überhaupt nicht glücklich: "Wenn mir gesagt wird, dass wir nicht angreifen und gemeinsam pushen, und ich dann überholt werde, dann komme ich mir als Fahrer dumm vor. Machtlos. Du spielst den Guten in Jeddah, und hier wirst du überholt und siehst dumm aus."
Alex Albon wiegelte kurz darauf seinerseits ab: "Ich habe ihn wohl genau in dem Moment überholt, als die Nachricht kam. Wenn wir etwas länger zusammengelegen wären, hätte ich es bekommen, aber in dem Moment durften wir frei fahren. Ich denke, es war nur ein Delay zwischen den beiden Autos."
Das Williams-Funkprotokoll im Check: Hat Alex Albon recht?
Ein Check des kompletten Funk-Protokolls bestätigt tatsächlich: Die Williams-Box zeichnete sich hier nicht aus. Sowohl Albon als auch Sainz forderten ab Runde 12 Teamorder zu ihren Gunsten. Während Runde 13 entschied die Box dann für Sainz, und ließ die Positionen einfrieren. Sainz erhielt diese Information auch sofort - Albon allerdings nicht.
Runde 12 | Funk |
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nach T16 | SAI: "Schauen wir nach vorne, Jungs. Wir kompromittieren unser Rennen. Finden wir in den Rhythmus. |
nach T19 | BOX an SAI: "Wird diskutiert. Wir beenden Runde 12." |
Runde 13 | |
vor T1 | ALB: "Was ist der Plan hier? Jetzt verlieren wir nur Zeit?" |
vor T11 | SAI: "Ich könnte ein bisschen Hilfe von Alex brauchen." |
Runde 14 | |
vor T1 | BOX an SAI: "Alex wurde informiert." |
nach T8 | BOX an SAI: "Alex wurde instruiert." |
nach T8 | Box an ALB: "Okay, Alex, wir managen ein Wasserdruck-Problem mit dir. Wir müssen kurzfristig eine Lücke von mindestens eine Sekunde zum Auto vor dir einhalten." |
ALB: "Ich überhole ihn gleich, also …" | |
BOX an ALB: "Gut, dann mach." | |
nach T11 | SAI: "Du sagest, er wüsste es?" |
nach T16 | BOX an SAI: "Kopf runter. Nutze DRS. Sei clever." |
SAI: "Ja, aber was soll das?" | |
nach T19 | BOX an SAI: "Ich weiß, ich weiß. Lasst uns die Größeren sein, okay?" |
Erst als Albon in den DRS-Bereich in der langen Geraden im Mittelsektor kam, wurde er per Funk auf ein "Wasserdruck-Problem" aufmerksam gemacht. Da saugte er sich aber schon im Windschatten an den Teamkollegen an - und wie so oft sind Rennfahrer nicht bereit, in letzter Sekunde einen erfolgsversprechenden Angriff abzublasen, wie Albon seinen Ingenieur wissen ließ: "Ich überhole ihn gleich, also..."
Warum war Williams in Miami im Rennen so schnell?
Für Williams war dieses Resultat wahrscheinlich ohnehin besser. Albon hatte zu Rennbeginn erst Angst gehabt, sich beim Kontakt mit Sainz ebenfalls einen Schaden eingefangen zu haben: "Aber sobald ich in den Rhythmus gekommen bin, waren wir richtig schnell." So schnell, dass Albon nicht nur von den Ferraris wegfuhr, sondern nach dem Boxenstopp sogar dem Mercedes von Kimi Antonelli auf der Strecke P5 abknöpfte und nur acht Sekunden hinter Max Verstappen ins Ziel kam.
Der Williams war in Miami einfach richtig schnell. "Es gibt hier keine Kurven, die wir nicht mögen", erklärt Albon die Top-Leistung. Selbst der angeschlagene Sainz konnte sich hintenraus noch mit Ferrari matchen - auch wenn ihn Charles Leclerc und Lewis Hamilton schließlich überholten und auf den neunten Rang verwiesen.
"Zum ersten Mal hat sich das Auto hier so angefühlt wie beim Bahrain-Test", beschreibt es Sainz. "Das zeigt, dass wir vorne sein können, wenn die Strecke zum Auto passt. Gilt nicht für alle Strecken, aber für manche." So kann er nur zu viele "operative Fehler" lamentieren: "Mit einem neuen Reifen, und ohne Schaden, hätte ich vorne um P5 mitgekämpft."
Nach dem etwas dramatischen Funkspruch von wegen Vertrauensverlust auf der Auslaufrunde hat sich Sainz nach dem Rennen auch schon etwas beruhigt: "Wir werden darüber sprechen, auf der anderen Seite als Team stärker rauskommen und weitermachen." Das versprach ihm Teamchef James Vowles davor schon am Funk: "Wir besprechen das nachher, aber ich stimme dir zu: Wir brauchen anständige interne Regeln."
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