Yuki Tsunoda bekommt in der Formel 1 2025 seine große Chance bei Red Bull, wenn auch unter schwierigen Voraussetzungen. Am Donnerstag wurde nach Tagen der Spekulation offiziell bekanntgegeben, dass der Japaner Liam Lawson in der Königsklasse nach zwei Rennen im F1-Topteam ersetzen wird.
Ein Durchbruch, nicht nur für Tsunoda, sondern für sein ganzes Heimatland. Ein Land mit einer großen Motorsport-Tradition, wie nicht nur sieben Le-Mans-Sieger und zahlreiche bekannte Rennstrecken beweisen, sondern auch eine Reihe teils hochklassiger nationaler Rennserien. In der Formel 1 feierte Japan allerdings bemerkenswert wenige Erfolge, und das obwohl der GP in Suzuka seit 1987 mit wenigen Ausnahmen ein beliebter Fixpunkt im Kalender ist.
Formel 1 in Japan: Viel Geschichte, kaum Erfolge
Kein Land hat so viel Formel-1-Historie vorzuweisen, ohne jemals einen Grand-Prix-Sieger hervorgebracht zu haben. Yuki Tsunoda ist seit seinem F1-Einstieg 2021 der 21. Fahrer aus dem Inselstaat, der in der Königsklasse an den Start geht. Ganz oben stand jedoch noch keiner von ihnen. Nur um hervorzuheben, wie ungewöhnlich dieser Wert ist: Auf Platz 2 in der Statistik der Anzahl an Fahrern von sieglosen F1-Nationen liegt Rhodesien (heute: Simbabwe), das sechs Grand-Prix-Starter vorzuweisen hat. Für Japan waren drei dritte Plätze bisher das Höchste der Gefühle.
Japan erschien in den 1960er-Jahren in Form von Honda erstmals auf der Formel-1-Landkarte. Die japanische Marke feierte mit Richie Ginther und John Surtees sogar zwei Siege, kam allerdings ohne heimische Fahrer aus. Die ersten japanischen Piloten fanden erst in den 70er-Jahren ihren Weg in die Formel 1. Genauso wie der Japan-GP, der mit dem sagenumwobenen Saisonfinale 1976 in Fuji sein Debüt gab.

GP in Suzuka und Podium: Als die Formel 1 in Japan Fuß fasste
Wirklich heimisch wurde man damals aber noch nicht. Honda hatte schon 1968 die Königsklasse wieder verlassen, Fuji fiel nach zwei Ausgaben wieder aus dem Kalender. Die vereinzelten Auftritte von japanischen Piloten – vor allem im Rahmen des Japan-GPs – verliefen erfolglos. Erst nach dem Gang nach Suzuka 1987 blieb Japan in der Königsklasse sesshaft, im selben Jahr gab es mit Satoru Nakajima auch den ersten japanischen Vollzeit-Fahrer.
Mit Lotus und Tyrrell startete er bis 1991 in der Formel 1. Für den größten Erfolg eines Fernost-Piloten in diesem Zeitraum sorgte aber Aguri Suzuki. Er steuerte im Japan-GP 1990 (berühmt-berüchtigt für die Startkollision zwischen Ayrton Senna und Alain Prost) seinen Lola auf die dritte Position. Es sollte für 14 Jahre das einzige F1-Podium eines Japaners bleiben.
Das lag allerdings nicht daran, dass es in diesem Zeitraum keine Piloten aus Japan gegeben hätte. Ganz im Gegenteil: Sie starteten allerdings für Hinterbänkler-Teams und verfügten nicht über das Material, um an der Spitze eine Rolle zu spielen. Neben Suzuki, der bis 1995 in der Königsklasse mit dabei war, ist der nennenswerteste Fahrer der 90er-Jahre wohl Ukyo Katayama, der zwischen 1992 und 1997 zum Stammaufgebot in der Formel 1 gehörte und mit Hinterbänklern wie Larrousse, Tyrrell oder Minardi nur dreimal Punkte holen konnte.
Er ist mit 95 Rennteilnahmen im übrigen nach wie vor der Japaner mit den meisten Grand-Prix-Starts. Ein Formel-1-Rekord, den Yuki Tsunoda beim Spanien-GP 2025 überbieten kann, falls er bis dahin an allen Rennen teilnimmt. Weitere erwähnenswerte Fahrer in diesem Zeitraum waren Taki Inoue, Shinji Nakano oder Toranosuke Takagi.
Formel 1: Die wichtigsten japanischen Fahrer der 80er- & 90er-Jahre
Fahrer | Rennen | Bestes Ergebnis | Jahre |
---|---|---|---|
Satoru Nakajima | 74 | 4. Platz | 1987–1991 |
Aguri Suzuki | 65 | 3. Platz | 1988–1995 |
Ukyo Katayama | 95 | 5. Platz | 1992–1997 |
Taki Inoue | 18 | 8. Platz | 1994–1995 |
Shinji Nakano | 33 | 6. Platz | 1997–1998 |
Toranosuke Takagi | 32 | 7. Platz | 1998–1999 |
Diese Fahrer brachten Toyota und Honda in die Formel 1
In den 2000er-Jahern förderten Honda und Toyota nach der Rückkehr beziehungsweise dem Einstieg in die Königsklasse japanische Piloten. Mit BAR stieg Takuma Sato zum Honda-Werksteam in die Formel 1 auf. Für die größten Erfolge des Teams, wie dem ersten Sieg, den Pole Positionen und den meisten Podien, sorgte allerdings Teamkollege Jenson Button. Sato schrieb mit dem dritten Platz beim USA-GP 2004 jedoch selbst auch ein Stück japanische Motorsport-Geschichte – es blieb sein einziges Podium und es war das einzige F1-Podium eines Japaners außerhalb von Japan.
Über das Honda-Satellitenteam Super Aguri fanden in der zweiten Hälfte der 2000er auch Sakon Yamamoto und Yuji Ide ihren Weg in die Königsklasse. Letzterer ging jedoch nur aus unrühmlichen Gründen in die Motorsport-Geschichte ein: 2006 verlor der vorherige Vize-Champion der heutigen Super Formula nach einer Reihe von schlechten Vorstellungen und dem Verursachen eines schweren Unfalls beim San-Marino-GP sein Cockpit und seine Superlizenz.
Hondas Erzrivale Toyota brachte mit Kazuki Nakajima (bei Motorkunde Williams) und Kamui Kobayashi zwei später namhafte Rennfahrer zu ihrem Formel-1-Einstieg. Während Kobayashi sich auch nach dem Honda-Aus mit Sauber in der Königsklasse halten konnte, endete für Nakajima seine F1-Karriere nach 2009. Kobayashi sorgte 2012 noch für einen großen Moment in der japanischen Rennsport-Geschichte: Er feierte vor dem Heimpublikum in Suzuka einen umjubelten dritten Platz. Sein F1-Cockpit konnte dieser auch nicht retten. Auch ein Comeback 2014 bei Caterham verlief erfolglos.
Japaner in der Formel 1: Die wichtigsten Fahrer seit 2000
Fahrer | Rennen | Bestes Ergebnis | Jahre |
---|---|---|---|
Takuma Sato | 90 | 3. Platz | 2002–2008 |
Yuji Ide | 4 | 13. Platz | 2006 |
Sakon Yamamoto | 21 | 12. Platz | 2006–2010 |
Kazuki Nakajima | 36 | 6. Platz | 2007–2009 |
Kamui Kobayashi | 75 | 3. Platz | 2009–2014 |
Yuki Tsunoda | 89 | 4. Platz | 2021–2025 |
Japanische Erfolge in Le Mans und Indy: Nur in der Formel 1 klappt es nicht
Was Kobayashi, Nakajima und Sato eint, ist, dass ihnen nach dem Ende ihrer Formel-1-Karriere in anderen Rennserien der große Wurf gelang. Kobayashi und Nakajima verewigten ihre Namen mit Siegen bei den 24 Stunden von Le Mans und in der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC in der Rennsport-Geschichte.
Nakajima konnte sich zwischen 2018 und 2020 dreimal mit Toyota in die Siegerliste bei dem Klassiker an der Sarthe eintragen, Kobayashi gewann bei der Marke, bei der er neben seinen Fahrertätigkeiten inzwischen auch als Teamchef aktiv ist, 2021 das 24h-Rennen und fuhr 2017 im Qualifying die schnellste Runde aller Zeiten auf dem Circuit de la Sarthe. Takuma Sato machte sich hingegen in Nordamerika durch zwei Siege beim prestigeträchtigen Indy 500 einen Namen und siegte auch abseits davon viermal in der IndyCar-Meisterschaft.

Yuki Tsunoda: Kann er im Red Bull überraschen?
Nachdem Kobayashi aus der Formel 1 verschwunden war, gab es sieben Jahre lang keinen Japaner mehr in der Königsklasse. Erst 2021 füllte Yuki Tsunoda durch seinen Einstieg bei AlphaTauri (heute: Racing Bulls) diese Lücke. Jetzt bekommt er mit dem Wechsel zu Red Bull erstmals die Chance in einem Topteam an den Start zu gehen.
Die Aussichten darauf, dass er im schwer zu fahrenden RB21 um Podien oder Siege fahren kann, stehen angesichts der jüngeren Vergangenheit von Lawson und Sergio Perez als Teamkollegen von Max Verstappen schlecht, aber der Japan-GP 2025 in der nächsten Woche wird als erste Kostprobe zeigen, ob Tsunoda nicht vielleicht doch positiv überraschen kann.
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