Der erste öffentlich verhandelte und straffällige Verstoß gegen die Regeln rund um flexible Flügel in der Formel 1 ist ein bizarrer. Denn als Williams am Samstagmorgen in China von den FIA-Stewards zu einer Geldstrafe von 50.000 Euro verdonnert wird, geht es überhaupt nicht darum, dass sich ihr Heckflügel verbiegt. Vielmehr hat das Team bei der Handhabung der relevanten FIA-Kameras geschlampt.
Seit Monaten versucht der internationale Automobil-Verband FIA exzessiv biegsamen Flügeln in der Formel 1 Herr zu werden. Weil die Teams versuchen, die an stehenden Autos durchgeführten Belastungstests auszutricksen, führte man in Trainings zusätzliche Onboard-Kameras ein. Auf Bitten der FIA-Techniker müssen die Kameras von den Teams montiert werden.
Danach sammeln die Techniker das Bildmaterial ein und überprüfen, ob sich die Flügel auf der Strecke mehr verbiegen als bei den Tests. Wenn das der Fall ist, dann resultiert das üblicherweise nicht in Strafen. Bildmaterial ist hier nie so ganz genau. Darauf basierend wird daher vielmehr entschieden, ob die Tests an den stehenden Autos verschärft werden müssen. Genau das passierte nach Australien - die Tests wurden verschärft. In China forderte die FIA erneut Teams auf, im 1. Training Kameras zu montieren.
Williams verpeilt: FIA-Kameras ohne SD-Karten
Als man dann Freitagmittag das Bildmaterial von Williams einziehen wollte, war nichts da. Die sofort eingeleitete Untersuchung durch die FIA-Stewards brachte ein peinliches Versäumnis des Teams ans Licht. Die in China für die Installation und Betreuung der Kameras zuständigen Williams-Leute dachten, dass sie von der FIA bereits mit SD-Karten angeliefert werden würden.
Das ist aber nicht der Fall. Die Technische Direktive, welche diese speziellen Kameras reguliert, spricht explizit davon, dass "Teams verantwortlich dafür sind, dass Kameras mit einer entsprechend formatierten (FAT32 oder exFAT) und leeren SD-Karte ausgestattet sind, und zwar mindestens 10 Minuten bevor einer Session, in welcher die Kameras montiert werden müssen."
Tatsächlich bemerkten Williams-Leute während der Session schon, dass an den vermeintlich korrekt aufnehmenden Kameras ein rotes Licht blinkte. Man informierte auch den Technischen Delegierten der FIA, Jo Bauer, aber niemandem wurde die Bedeutung klar - dass die Kameras meldeten, dass sie aufgrund fehlender Speichermedien nicht aufnehmen konnten. Als das Team nach Ende des Trainings die Kameras öffnete und keine SD-Karten vorfand, meldete man das Versäumnis allerdings nicht an den Technischen Delegierten.
Williams-Flügel in China legal, FIA belässt es bei Geldstrafe
Die FIA und Williams halten danach fest, dass grundsätzlich einmal der Williams-Heckflügel über jeden Zweifel erhaben ist. Es ist der gleiche wie in Melbourne, wo man ebenfalls Trainings mit den Kameras gefahren war und dort die SD-Karten auch korrekt installiert hatte. Dort hatten die FIA-Leute bei der Auswertung keine Auffälligkeiten entdeckt. Alle statischen Tests wurden bislang bestanden, auch die seit China verschärften, und Williams musste auch nie den Flügel verstärken - anders als etwa Alpine:
Es ist also grundsätzlich ein technischer Verstoß gegen die technischen Regeln. Die FIA-Stewards belassen es aber bei einer Geldstrafe. 50.000 Euro, von denen nur 10.000 sofort zu bezahlen sind. 40.000 sind ausgesetzt und würden erst bei einem erneuten Verstoß im Laufe des Jahres 2025 schlagend. Williams nahm den Fehler in einer Stellungnahme auf sich: "Es lag an einer Fehlkommunikation. Interne Prozesse werden angepasst werden, damit es nicht erneut passiert."
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