Es war ein großes Thema für die neue Formel-1-Saison. Angeführt von Präsident Mohammed Ben Sulayem wollte die FIA gnadenlos gegen mögliches Fluchen der Fahrer vorgehen, mit saftigen Geldstrafen und notfalls sogar sportlichen Konsequenzen. In der Rallye-WM eskalierte die Sache bereits nach einer ersten Verurteilung. Im Paddock der F1 scheinen sich die Wogen nun aber zu glätten. Ein klärendes Gespräch hat offenbar Wunder gewirkt.

FIA und Stewards erklären Formel-1-Fahrern die Fluchregeln

Noch beim Australien-GP debattierten die Piloten ausführlich im Fahrerbriefing mit Gary Connelly, dem Vorsitzenden der Stewards. Vor dem Rennen in China kamen nun die Ergebnisse zu Tage. "Bei der letzten Fahrerbesprechung wurde einiges klargestellt. Die FIA und die Stewards haben spezifiziert, was erlaubt ist, und was nicht. Ehrlicherweise war das eine ziemlich offene und faire Diskussion", lobte Esteban Ocon nach Wochen des Streits.

Sollte die FIA F1-Fahrer groß zur Kasse bitten, Alex Wurz? (04:21 Min.)

"Die FIA ist nicht da, um uns ohne Grund zu bestrafen. Wenn in der Hitze des Gefechts ein paar unschöne Worte zwischen uns und den Ingenieuren fallen, dann wird das in Ordnung sein. Das haben sie gesagt. Wenn du jemanden beleidigst, ist die Sache anders. Aber das ist normal", erklärte der Franzose. Zuvor war davon ausgegangen worden, dass jegliches Wort, welches als Fluch verstanden werden könnte, unabhängig vom Kontext sanktioniert wird. Allerdings handelt es sich bei der dazugehörigen Regel nur um Richtlinien (im Originaltext: 'Guidelines'), welche nun also wohl nicht mehr ganz so strenggenommen werden.

GPDA-Chef Carlos Sainz: Gesunder Menschenverstand hat gesiegt

"Ich bin froh, dass das in Melbourne klargestellt und geklärt wurde, denn es drohen heftige Strafen, die jederzeit verhängt werden können. Ich sehe also, dass die Leute in dieser Hinsicht etwas nervös sind, aber ich glaube, nach den Gesprächen in Melbourne fühlen wir uns alle etwas wohler", meint auch George Russell.

Doch nicht nur die neue, verständnisvollere Interpretation der Anti-Fluch-Regel fand anklang. Auch in der Kommunikation gegenüber den Fahrern habe sich die Lage verbessert. Der neue GPDA -Direktor Carlos Sainz lobte: "Gary [Connelly, Vorsitzender der Stewards, Anm. d. Red.] war unglaublich hilfreich bei dem Versuch, uns zu erklären, wie die FIA die Situation angehen würde, und ich weiß das wirklich zu schätzen." Und weiters: "Ich muss sagen, der gesunde Menschenverstand hat diesmal gesiegt, und für mich war es sehr klar, sehr verständlich, und wir können hoffentlich so weitermachen."

Pierre Gasly wirft ein: Viele Fahrer nicht Muttersprachler

Einen wichtigen Aspekt in der Thematik sprach Pierre Gasly an, der die Rolle von Formel-1-Piloten als Vorbilder prinzipiell unterstützt. Doch er gab zu bedenken: "Ich habe das Gefühl, dass es nicht einfach ist, wenn man nicht seine Muttersprache spricht. Ich habe Englisch gelernt, ich spreche Englisch, aber ich bin nicht so sicher, wie ich es auf Französisch bin."

Er erinnert sich an Episoden mit seinem Ex-Teamkollegen: "Ich kann Yuki [Tsunoda] gut nachempfinden. Ich war mehr als einmal beleidigt, als wir Teamkollegen waren, weil er mich beschimpft hat. Aber dann habe ich herausgefunden, dass er einfach nicht das richtige Vokabular dafür hatte. Er wollte nicht unhöflich sein. Es ist einfach zu verstehen, dass manche Leute nicht immer meinen, was sie sagen, wenn sie die Sprache nicht vollkommen beherrschen." Auch dies sollte in der neuen Interpretation der Richtlinien beachtet werden.

Max Verstappen nüchtern: Ich halte mich da raus

Neben Tsunoda denken viele beim Thema Fluchen zuerst an Weltmeister Max Verstappen, der gerne einmal über sein Auto schimpft. Der Niederländer reagierte im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen eher teilnahmslos auf die Klarstellung der FIA. "Ehrlicherweise ziehe ich es vor, mich da nun rauszuhalten. Ich werde einfach mein Zen [buddhistische Mediation, Anm. d. Red.] finden. Alle erwarten, dass ich der Erste bin, der zu fluchen anfängt. Ich werde versuchen, es nicht zu sein."

Ob die FIA dann tatsächlich die Regeln mit 'Gesundem Menschenverstand', wie es die Fahrer nennen, auslegt, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Was meint ihr? Ist die Sache damit geregelt, oder kommt der nächste Streit auf die Formel 1 zu?